Kirchheim. Welche Bedürfnisse bringen junge Menschen mit, die sich im Verein treffen? Wie müssen die Angebote des Vereins aussehen, damit sie ihren Interessen entsprechen? Die Stadtkapelle Kirchheim hat ihre Kinder und Jugendlichen danach gefragt und sich angehört, welche Ideen zur Umsetzung sie haben.
Nach der „Hamburger Schule der Demokratiebildung“ kann Demokratie nur durch demokratisches Handeln und durch Reflektion demokratischer Erfahrungen gelernt werden. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Vereine als Schulen der Demokratie ihre Potenziale nicht nutzen. Können junge Menschen also Demokratie in ihrem Verein erleben?
Die Stadtkapelle Kirchheim hat sich diese Frage gestellt und sich folglich auf den Weg gemacht, ihrer Rolle als Verein in der Gesellschaft gerechter zu werden. Vor allem im Rahmen der Jugendarbeit geht es dabei künftig auch um demokratische Bildung. Weil dieses Thema in den Musikvereinen im Land häufig noch keine bewusste Rolle spielt, möchte die Stadtkapelle dazu beitragen, Ideen zur Demokratiebildung zu erproben und in der Vereinsarbeit zu verankern. Sie hat sich deshalb mit Experten zusammengetan.
Mit dem Projekt „Hingehört“ der Landesmusikjugend wurden die Kinder und Jugendlichen der Stadtkapelle jüngst in die ehemalige Teckrealschule eingeladen. In einer Zukunftswerkstatt haben die Teilnehmenden ihre Wünsche und mögliche Umsetzungsideen erarbeitet, mit denen sich die Stadtkapelle nun auf ihrem Weg zu mehr Demokratiebildung weiterentwickeln kann. Unter der Anleitung von Jakob Crone, der sich mit der Moderation von Kinderkonferenzen im politischen Kontext sehr gut auskennt, haben die Kinder und Jugendlichen in vier Stunden unter anderem diskutiert, wie Engagement der Jugendlichen mehr Wertschätzung erfahren könnte oder wie die Musikerinnen und Musiker an der Auswahl der Stücke beteiligt werden könnten.
Bei der Frage, wie Informationen und Entscheidungen transparenter kommuniziert werden sollten, hat sich bei näherem Hinsehen gezeigt, dass bereits ganz schön viel kommuniziert wird. Strukturen wie das Jugendgremium und gewählte Jugendleiter führen im Verein bereits dazu, dass die jungen Menschen sich an Entscheidungen und Diskussionen beteiligen können und auch Themen anstoßen dürfen. Dennoch gilt hier wie bei allen anderen Fragen auch: die Grundlagen sind bereits da, und es braucht gar keine großen Schritte, um die Jugendlichen noch mehr einzubinden. „Erstaunlich, was die Jugend zu sagen hat, wenn man ihr zuhört!“, so ein Fazit der Verantwortlichen. lg