Im Ötlinger Veilchenweg wohnen viele junge Familien. Es gibt einen Kindergarten und eine Kita sowie einen stark frequentierten Spielplatz. Der optisch durch eine andere Pflasterung abgehobene mittlere Straßenbereich auf Höhe des Spielplatzes und die Stichstraßen sind verkehrsberuhigt. Das entsprechende blau-weiße Verkehrsschild weist darauf hin, fällt in seiner aktuellen Form und Position aber nicht zwingend sofort ins Auge, falls man sich dort nicht auskennt. Anders als in einer reinen Spielstraße, die durch ein rot-weißes rundes Schild samt dem Zusatzzeichen eines Ball spielenden Kindes gekennzeichnet wird und ein Verbot für Fahrzeuge aller Art bedeutet, ist für diese im verkehrsberuhigten Bereich Schrittgeschwindigkeit erlaubt, also zwischen sieben und zehn Km/h. Außerhalb der verkehrsberuhigten Bereiche gilt im Veilchenweg Tempo 30.
Eltern sorgen sich um ihre Kinder
Soweit die Theorie. In der Praxis beklagen viele der Anwohner mit Kindern, dass gerade von Auswärtigen oder zum Beispiel (Paket-)Lieferdiensten häufig deutlich zu schnell im verkehrsberuhigten Bereich gefahren werde, was eine Gefahr für die spielenden Kinder darstelle. „Die Anwohner selbst kennen die Tempo-Regelung der unterschiedlichen Straßenbereiche“, sagt Helen Schubert. Gegenüber der Stadt hätten sie das Thema erstmals vor drei Jahren angesprochen und darum gebeten, mehr für die Verlangsamung des Verkehrs im Veilchenweg zu tun. Bislang habe sich allerdings nichts verändert, berichten die Eltern beim Gespräch vor Ort. „Natürlich haben wir ein Auge auf unsere Kinder, wenn sie draußen spielen oder mit ihren Fahrgeräten unterwegs sind und erklären ihnen, dass sie aufpassen müssen“, so Schubert. Trotzdem könne es auch mal schnell gehen, zumal die Straßenübergänge und die Stichstraßen schlecht einsehbar seien. „Es darf nicht erst was passieren. Eine Verbesserung wäre auch mit relativ einfachen und kostengünstigen Mitteln erreichbar“, sagt Sebastian Förder. Der Verkehr werde im Veilchenweg angesichts der geplanten Neubauten gegenüber des Spielplatzes sowie der Tiny-Haus-Siedlung am Ende der Straße weiter zunehmen, so die Anwohner. „Was das dann für die Parkplätze an der Straße bedeutet, die wir bisher bei der Stadt mieten können, wissen wir auch noch nicht“, nennt Förder einen weiteren Punk. Schon jetzt sei der Parkraum überfüllt. Auch bei den Neubauten kämen vor allem weitere Familien mit Kindern dazu. Es bestehe entsprechend dringender Handlungsbedarf, so der Tenor.
Temposchwellen vorgeschlagen
Ein bereits erfolgter Vor-Ort-Termin mit dem Ordnungsamt und der Polizei habe vormittags stattgefunden. „Da waren die Kinder im Kindergarten und das Verkehrsaufkommen grundsätzlich niedriger, als am Nachmittag: „Das war nicht aussagekräftig“, so Helen Schubert. Die Anwohner schlagen ein größeres, besser sichtbares Verkehrsschild und zusätzlich Temposchwellen vor und nach dem verkehrsberuhigten Bereich vor und haben das bereits gegenüber dem Ordnungsamt so angemerkt.
Eine Geschwindigkeitsmessung wurde ebenso durchgeführt. Diese sei über einen längeren Zeitraum erfolgt, erklärt Ordnungsamtsleiter Marcus Deger. Die Auswertung der Daten habe ergeben, dass im Veilchenweg nicht außergewöhnlich schnell im Vergleich zu anderen verkehrsberuhigten Bereichen gefahren werde. „Das waren im Schnitt rund 15 bis 17 Km/h.“ Die Anwohner sagen: „Die Messung hat viel zu weit hinten in der Straße stattgefunden“. Der Ortschaftsrat hat das Thema nun aufgegriffen. Ortsvorsteher Siegfried Stark kann die Sorgen der Eltern und deren Argumentation für ein sichtbareres Schild sowie die Temposchwellen nachvollziehen: „Das würde den Verkehr automatisch etwas ausbremsen, ich halte das in einer mobilen Form für gut realisierbar.“ Teils gebe es auf den Privatgrundstücken andernorts in solchen verkehrsberuhigten Bereichen zum Beispiel aufgestellte Figuren, die auf spielende Kinder hinweisen, „über so etwas könnte man zusätzlich nachdenken, sofern vor Ort umsetzbar.“ Man müsse auf jeden Fall vermeiden, dass etwas passiert, sagt auch der Ortsvorsteher, der sich die Situation im Veilchenweg angeschaut hat: „Klar, das ist hier eine gerade Strecke, die zum Beschleunigen einlädt.“ Mit der Stadt hat Siegfried Stark bereits Kontakt aufgenommen.
Optionen gemeinsam ausloten
Ordnungsamtsleiter Marcus Deger erklärt, man sei offen, in die Diskussion einzusteigen und werde zeitnah einen weiteren Ortstermin mit den Anwohnern organisieren, um die Möglichkeiten zu besprechen. Für einfach umsetzbar hält Deger ein neues, auffälliger positioniertes Verkehrsschild für den verkehrsberuhigten Bereich. „Problemlos wäre auch eine bei Bedarf dauerhaft installierbare digitale Geschwindigkeitsanzeige. Erfahrungsgemäß bringt das wirklich viel“, so Deger. Kritischer sieht er dagegen den Einsatz mobiler Temposchwellen, allein schon was den damit einhergehenden Lärm beim Drüberfahren angehe. „Das muss man besprechen. Zudem wären das die ersten mobilen Temposchwellen in einem verkehrsberuhigten Bereich in Kirchheim.“ Marcus Deger plädiert für ein stufenweises Vorgehen in Absprache mit den Anwohnern.