Wer achtet auf die Umwelt? „Der Unverpacktladen an der Ecke?“, fragt Stefan Maier, Geschäftsführer von „Prior1“ und Redner im „Con4rent“ in Kirchheim. Um die Lage zu verdeutlichen, erläutert er: „In Deutschland werden in einem Jahr so viele Ressourcen verbraucht, dass wir drei Erden bräuchten, wenn alle Menschen so leben würden wie
Jemand muss beginnen, warum nicht wir!
Der Unternehmer Stefan Maier von „Prior1“ setzt sich für Nachhaltigkeit ein.
wir.“ Es sei an der Zeit zu handeln: „Jemand muss beginnen, warum nicht wir!“, sagt der Unternehmer. Für ihn ist das keine Frage, sondern eine Forderung.
Die Herausforderungen, die eine nachhaltige und menschliche Wirtschaft mit sich bringt, packt das Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen, das Rechenzentren herstellt, zusammen mit der als Verein organisierten Gemeinwohl Ökonomie (GWÖ) an. Die Vision in der GWÖ ist es, in einer Welt zu leben, in der die Wirtschaft im Einklang mit ethischen Werten steht, erklärt Maier. Das gehe nur, wenn die Wirtschaft nicht mehr der Geldvermehrung um ihrer selbst willen diene – sondern dem Gemeinwohl. Irmela Gaber von der GWÖ in Kirchheim und Mitinitiatorin des Unternehmerdialogs im Kirchheimer „Con4rent“ war es ein besonders Anliegen, den Unternehmer Stefan Maier für den Abend zu gewinnen. „Wir wollten jemanden, der nicht nur erzählt, sondern selbst macht und Beispiele liefert.“ Gaber hegt die Hoffnung, dass die Hemmschwelle, selbst etwas zu bewegen, bei anderen Unternehmern dadurch sinkt.
Heute achtet Stefan Maier auf seinen ökologischen Fußabdruck – das war aber nicht immer so. Als Wendepunkt in seinem Leben beschreibt er die Geburt seiner Tochter: Erst da sei ihm klar geworden, dass es nur zusammen gehen kann. „Jeder ist Teil des Ganzen.“ Maier erklärt: Der einzelne Mensch ist in ein Unternehmen eingebunden, das Unternehmen in die Wirtschaft, die Wirtschaft in die Gesellschaft und die Gesellschaft in die Natur – die Erde.
Wille, etwas zu ändern
Stefan Maier hatte also den Willen etwas zu ändern, die GWÖ lieferte das Handbuch. Es gibt eine praktische Übersicht, so Maier, auf der Werte wie Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit oder ökologische Nachhaltigkeit aufgeführt sind. Die Aufgabe des Unternehmens sei es, den Status quo in den eigenen vier Wänden zu ermitteln. Stefan Maier sagt: „Wir setzen uns einmal im Quartal mit den Werten der GWÖ auseinander und besprechen, wo wir stehen und was wir als nächstes in Angriff nehmen möchten.“
Mobilitätskonzept
Weil Stefan Maier nicht nur erzählt, sondern auch macht, hat er vier Beispiele aus seinem Unternehmen mit im Gepäck. Das Mobilitätskonzept packt er als erstes aus: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei „Prior1“ bekommen etwa ein 1. Klasse Ticket für den Zug, sofern sie auf ein Kfz verzichten. Zudem gibt es laut Maier Prämien für Reisekilometer mit der Bahn oder für die Wahl eines kleineren Autos. Seit 2024 schaffe das Unternehmen nur noch E-Autos an und streiche Flugreisen weitestgehend. Das Credo des Unternehmens lautet: vermeiden steht vor reduzieren, reduzieren vor kompensieren und kompensieren vor nichts tun.
Ökologische Ausgleichsfläche
Das Unternehmen hat sein Firmengelände zu einem Wildpflanzenpark ausgebaut. Das steigere, so Maier, die Zufriedenheit der Mitarbeiter, sorge für ein positives Image und als Sahnehäubchen gebe es gratis Presse und Aufmerksamkeit für das Unternehmen.
Selbstverpflichtung
Zudem hat der Unternehmer eine Selbstverpflichtung unterschrieben, die besagt, dass „Prior1“ nur noch Klimatisierungslösungen mit natürlichen Kältemitteln anbietet.
Wie geht’s dir?
Mit der Plattform „Wie geht’s dir“ sollen Themen wie Depression und Angststörung geöffnet werden, sagt Stefan Maier. Es würden Vorträge gehalten, Infos gesammelt, Achtsamkeitstrainings stattfinden und Coachings könnten gebucht werden. „Ein Coach ist natürlich nicht das gleiche wie ein Psychiater, aber unter Umständen muss man sechs Monate auf einen Termin warten“, sagt Maier. Er wolle seinen Mitarbeitern ein Werkzeug für die Zwischenzeit zur Verfügung stellen.