Kirchheim
Essen gehen nach Vorschrift

Corona In Kirchheim und Umgebung nimmt das Leben in Restaurants und Pizzerien wieder zu – unter strikten Auflagen. Das Ordnungsamt ist auf der Hut. Von Lena Bautze

Essen gehen hat sich verändert: Sich einfach an einen Tisch setzen geht nicht mehr. Fast überall steht: „Bitte hier warten, wir begleiten Sie zu Ihrem Tisch.“ Dort liegt oft ein Zettel, auf dem sich die Gäste mit ihren Daten eintragen müssen, meist genügt ein Eintrag pro Tisch. Doch wer kann die Listen überhaupt kontrollieren? Schließlich muss man keinen Ausweis vorlegen.

Carsten Röhrle vom Kirchheimer Ordnungsamt stellt klar, dass es Regeln für die Gastwirtschaften und Läden gibt. Dabei gingen die Ordnungshüter offensiv auf die Wirte zu: „Wir betreten die Restaurants nicht in zivil. Das finde ich schwierig. Man muss die Kirche auch im Dorf lassen.“ Die Kontrolleure überprüfen, ob sich die Wirte und die Gäste an die Verordnungen halten. Dazu gehört, dass nicht einfach nur Listen geführt werden. „Das muss aus Datenschutzgründen so sein“, klärt Carsten Röhrle auf. Seine Mitarbeiter gehen auch Hinweisen von Bürgern nach. „Ab und an meldet uns jemand, dass ein Lokal sich nicht an die Verordnungen hält, dann gehen wir dem nach, jedoch immer neutral und unparteiisch“, sagt Röhrle.

Ähnlich geht auch das Weilheimer Ordnungsamt vor: „Wenn wir eine Beschwerde bekommen, kontrollieren wir natürlich“, betont Barbara Harzer vom Ordnungsamt der Stadt. Laut ihren Aussagen erhält sie derzeit kaum negative Rückmeldungen. „Als die Gaststätten Anfang Mai wieder aufgemacht haben, gab es einige Beschwerden. Jetzt liegt die letzte schon mehrere Wochen zurück“, erläutert sie.

Aus den Bäckereien ist jedoch zu hören, dass die Verkäuferinnen immer wieder mit uneinsichtigen Kunden zu kämpfen haben. Mal schnell ein Brot kaufen ohne Maske, das muss doch möglich sein, ist ihre Philosophie. Das entspricht jedoch nicht den Vorschriften.

Um zu kontrollieren, ist qualifiziertes Personal nötig - und das ist oft rar. „Wir haben 25 Prozent mehr Arbeit durch die Kontrollen. Wenn es so weitergeht, wird es schwierig“, schätzt Carsten Röhrle in Kirchheim die Situation ein. „Wir sind personell gar nicht in der Lage, ständig zu kontrollieren“, sagt Barbara Harzer in Weilheim. „Wir haben zwei Vollzugsbedienstete, die mit ihren Tagesaufgaben völlig ausgelastet sind.“

Ähnlich sieht es auch beim Gewerbeaufsichtsamt aus. Das Amt schaut hauptsächlich darauf, dass die Arbeitnehmer geschützt sind und sich ihre Arbeitgeber an die Verordnungen halten. „Wir können nur branchenweise kontrollieren, ob beispielsweise Verkäuferinnen Masken tragen“, sagt Amtsleiter Christian Jungreitmeier. Immer wieder offenbart der Blick hinter den Tresen, dass nicht alles nach Plan läuft: Manche Mitarbeiter verzichten gar ganz auf Masken, weil sie eine Schutzscheibe zwischen sich und den Kunden haben. Doch damit gefährden sich die Angestellten gegenseitig. Die Regel ist klar: „Wo kein Mindestabstand eingehalten werden kann, muss eine Maske getragen werden“, bekräftigt Christian Jungreitmeier.

Auch das Gewerbeaufsichtsamt bekommt regelmäßig Feedback von außen. Die Mitarbeiter kontrollieren selbst oder geben Verstöße ans Ordnungsamt weiter. „Seit Corona in den Medien nicht mehr so präsent ist, wird plötzlich wieder mehr toleriert“, meint der Amtsleiter erkannt zu haben.

Nicht nachlässig werden

Mehr Toleranz zeigten die Ordnungsämter zu Beginn der regelmäßigen Kontrollen. „Als die Betriebe aufgemacht haben, haben wir verstärkt aufgeklärt“, sagt Carsten Röhrle. „Die Gastronomen waren schließlich schon arg gebeutelt durch die Schließungen, da muss nicht gleich noch ein fettes Bußgeld dazu kommen.“ Heute sieht das anders aus, dennoch „kommt es immer auf den Einzelfall an“.

Abgesehen von kleinen Ausrutschern lobt Carsten Röhrle die Wirte im Raum Kirchheim: „Im Großen und Ganzen läuft es gut.“ Auch in Weilheim herrscht Zufriedenheit: „Vor vier Wochen wurden alle Gastronomiebetriebe einschließlich Imbisse kontrolliert, und es fiel niemand negativ auf“, freut sich Barbara Harzer.

Dennoch appelliert Carsten Röhrle an Kunden, Wirte und Verkäufer, sich weiterhin strikt an die Verordnungen zu halten: „Die Zahlen steigen, deshalb muss man sich auch an die Regeln halten. Sonst kommt der zweite Shutdown.“