In ganz Württemberg sind die neuen Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Landeskirche für die kommenden sechs Jahre zu wählen – von der lokalen bis auf die Landesebene. Bei der Wahl für die Landessynode sind aus 15 Wahlkreisen insgesamt 90 Plätze zu besetzen, 159 Bewerberinnen und Bewerber stehen dafür zur Wahl. Die Landessynode setzt sich aus 60 sogenannten Laien und 30 Theologen oder Theologinnen zusammen. Die württembergische Landessynode ist die einzige evangelische Synode in Deutschland, die direkt per Urnenwahl von den Kirchengemeindemitgliedern gewählt wird.
Aus dem erstmals gemeinsamen Wahlkreis der Evangelischen Kirchenbezirke Esslingen, Kirchheim, Nürtingen und Bernhausen sind fünf Laien und drei Theologen zu wählen. Dafür gibt es 14 Bewerber. „Es gibt im Wahlkreis 137.000 wahlberechtigte Kirchengemeindemitglieder ab 14 Jahren. Das ist schon eine Hausnummer“, betonte Klaus-Peter Lüdke, Dekan des Evangelischen Kirchenbezirks Esslingen. Alle erhalten Briefwahlunterlagen. Bei den Kirchengemeinderatswahlen geht es im Wahlkreis um die Gremien in über 80 Kirchengemeinden. „Gewählt werden je nach Gemeindegröße zwischen fünf und 18 Kirchengemeinderäte, im Schnitt sind es meistens zwischen sieben und zwölf“, erläuterte Lüdke.
Die 14 Kandidatinnen und Kandidaten im Wahlkreis für die Landessynode gehören zu den Gesprächskreisen „Kirche für morgen“, „Offene Kirche“, „Evangelium und Kirche“ und „Lebendige Gemeinde“ sowie dem Einzelkandidaten Markus Münzenmayer („Mehr los für die Jugend – Diakonische Kirche“). Elf von ihnen stellten ihre zentralen Inhalte jetzt bei einem Pressegespräch in Esslingen vor. Alle ausführlichen Informationen zu den Positionen der Gesprächskreise und deren Kandidaten findet man online unter www.churchomat.de, angelehnt an den Wahl-o-Mat.
Fokus auf Jugend und die Basis
Zusammengefasst steht der Gesprächskreis „Evangelium und Kirche“ für die Mitte, betonte Pfarrer Christoph Schweizer. „Wir werben für mehr Pragmatismus statt Vor-Urteilen und fragen: Was bringt uns voran? Die Landeskirche lebt von der Vielfalt der Stile, diese wollen wir fördern“, so Schweizer. Man setze sich für eine Kirche ein, die das Evangelium ins Gespräch bringe und Hoffnung in Wort und Tat vermittle. Ein wichtiges Anliegen sei es, dass auch gleichgeschlechtliche Paare eine kirchliche Trauung bekommen können. Investiert werden müsse zudem in die Bildung, wichtig sei eine lebendige Kinder-, Jugend- und Familienarbeit.

Pfarrerin Senta Zürn (Offene Kirche) hob die Notwendigkeit hervor, in aktuell ungewissen Zeiten Klartext zu sprechen, sowohl im Inneren der Kirche, als auch nach außen. Zentrale Stichworte seien dabei die Menschenrechte, Demokratie und Vielfalt: „Wir sind in der Kirche der vor-politische Raum, der darauf achten muss, dass das Wort Gottes nicht verfälscht wird.“ Auch die Theologin bedauerte, dass es der aktuellen Landessynode noch nicht gelungen sei, die Segnung für alle möglich zu machen. Hier müsse man dran bleiben.
Sowohl der Einzelkandidat Markus Münzenmayer („Mehr los für die Jugend – Diakonische Kirche“), als auch die drei Kandidaten des Kreises „Kirche für morgen“, Andreas Hollatz, Jakob Kögler und der Kirchheimer Pfarrer Sebastian Bugs, sprachen sich verstärkt für einen Fokus der Kirche auf die jüngeren Generationen aus. Kirche müsse zudem vor Ort präsent sein, ob in der Stadt oder auf dem Land, so Münzenmayer. „Kirche für morgen“ sei wörtlich zu nehmen, so Andreas Hollatz, man müsse sich in vielen Bereichen neu aufstellen. Drei Punkte seien hier besonders wichtig: neue Wege in der Finanzierung, weg von der Kirchensteuer; die kirchliche Jugendarbeit sowie eine Verschlankung der Bürokratie und die Stärkung der Basis, der Kirchengemeinden.
Der Gesprächskreis „Lebendige Gemeinde“ wurde von Pfarrer und Dekan Gunther Seibold aus Filderstadt, vorgestellt. Die Stärkung der Basis war auch hier ein zentraler Punkt, „mehr Entscheidungen vor Ort“ das Credo. Auch wenn beispielsweise keine Pfarrstelle besetzt werden könne, müsse es Gottesdienste und ein Gemeindeleben geben. Eine Stärkung des Ehrenamts sei in dem Zusammenhang wichtig. Gestärkt werden müssten zudem die diakonischen Dienste.
Dafür ist die Landessynode zuständig
Zu den Hauptaufgaben der Landessynode zählt der Beschluss kirchlicher Gesetze, die Festlegung des Haushalts sowie der sinnvolle Einsatz der Kirchensteuern. Das Gremium wählt zudem den nächsten Landesbischof oder die nächste -bischöfin.
Organisiert sind die Kandidaten in unterschiedlichen Gesprächskreisen. Diese vertreten unterschiedliche theologische und diakonische Positionen. Gewählt werden sie am 30. November für sechs Jahre. Alle Informationen dazu findet man online über
www.churchomat.de.
Die 14 Kandidaten für die Landessynode stellen sich in zwei Wahlversammlungen vor. Diese finden am Montag, 10. November, um 19 Uhr im Johannesforum, Albstraße 22 in Wendlingen, sowie am Mittwoch, 12. November, um 19 Uhr im CVJM-Lutherbau, Kiesstraße 3–5 in Esslingen, statt. Wahlberechtigte haben für Laien insgesamt fünf und für Theologen insgesamt drei Stimmen.
In Kirchheim findet am Samstag, 8. November, ab 11 Uhr in der Martinskirche die Vorstellung der 14 Kandidaten für die Kirchengemeinderatswahlen der Stadtkirchengemeinde statt. Dazu gibt es Musik zur Marktzeit von Bezirkskantor Ralf Sach. eis

