Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat zum Energiesparen aufgerufen. Allein schon aufgrund der Preisexplosion im Energiebereich dürften viele Menschen Interesse daran haben, weniger Strom, Gas und Öl zu verbrauchen. Allerdings kann es sich nicht jeder leisten, mal eben eine Solaranlage aufs Dach zu bauen oder ein neues Heizsystem zu installieren, wie es der neue „Arbeitsplan Energieeffizienz“ des Ministers vorsieht. Eine Menge Energie lässt sich aber auch ganz ohne Investitionen einsparen. Annika Güresir, Beraterin bei der Klimaschutzagentur des Landkreises Esslingen, gibt Tipps.
Bei der Körperhygiene: Seife statt Warmwasser
Um Warmwasser zu sparen, hat Annika Güresir einen simplen Trick: „Die Hände mit kaltem Wasser waschen“, empfiehlt die Beraterin, die ein Diplom in Biotechnologie und einen Master in Bioverfahrenstechnik hat. Denn entscheidend für saubere Hände ist nicht die Wassertemperatur, sondern die Seife. Die allerdings ist entscheidend, um Coronaviren und andere Keime abzutöten. „Ohne Seife gelingt das nur mit kochendem Wasser“, sagt Annika Güresir. Ideal ist es, während des Einseifens den Wasserhahn abzudrehen. Bei der Ganzkörperreinigung wollen die meisten aber nicht Warmwasser verzichten. Dann heißt es Sparen: „Duschen verbraucht weniger Wasser als Baden“, betont Annika Güresir. Wer ein paar Euro erübrigen kann, baut zusätzlich einen Spar-Duschkopf ein.
In der Küche: Gefrierfach abtauen
Zu echten Stromfressern können Gefrierfächer geraten. „Eine Eisschicht von einem Zentimeter verdoppelt den Stromverbrauch des Gefrierfachs“, sagt Energieberaterin Annika Güresir. Deshalb lautet einer ihrer wichtigsten Energiespartipps: „Regelmäßig abtauen.“ Im Kühlschrank lässt sich allein durch die Regulierung der Temperatur der Verbrauch reduzieren. „Sieben Grad sind kalt genug“, sagt Annika Güresir. Beim Kochen sollte es selbstverständlich sein, Töpfe mit Deckel zu verwenden und die Größe so zu wählen, dass sie zur Herdplatte passen.
Bei der Wäsche: Flusensieb jedes Mal reinigen
Auch in der Waschküche lässt sich einiges an Energie sparen: „Die Waschmaschine sollte man immer voll beladen und die Wäsche bei niedrigen Temperaturen im Ökoprogramm waschen“, sagt Annika Güresir. Das wirkt sich sowohl auf den Strom- als auch auf den Wasserverbrauch positiv aus. Beim Trockner lässt sich mit ein paar Handgriffen ebenfalls viel erreichen, und zwar indem man nach jedem Trockengang das Flusensieb reinigt. „Je mehr Flusen drin sind, desto mehr Strom braucht das Gerät“, klärt die Energieberaterin für Privathaushalte auf. Am besten ist es natürlich, den Trockner gar nicht zu nutzen und die Wäsche auf die Leine zu hängen.
Elektrische Geräte: Der Kippschalter bringt‘s
Fernseher, PC, Drucker und Co. verbrauchen oft auch im Standby-Modus Strom. Annika Güresir hat einen Tipp für alle, die nicht an jedem Gerät nach jedem Gebrauch den Stecker ziehen und trotzdem Strom sparen wollen: „Die Geräte an einen Leiste mit Schalter anschließen“, rät sie. So lassen sich nach dem Gebrauch mit einem Knopfdruck gleich mehrere Geräte vom Netz nehmen. Wenn dann ohnehin eine Neuanschaffung anstehet, ist es ratsam, genauer hinzuschauen. „Dann sollte man unbedingt auf das Energielabel achten“, sagt die Beraterin.
Beim Heizen: Ein Grad runter mit der Temperatur
Bei sommerlichen Temperaturen kein Top-Thema, aber im Winter umso wichtiger: die Raumtemperatur während der Heizperiode etwas nach unten regulieren. „Mit einem Grad weniger lassen sich schon sechs Prozent Energie sparen“, sagt Annika Güresir. Wer friert, zieht einfach einen dicken Pulli oder ein paar Wollsocken an. Wichtig ist auch, dass die warme Luft ungehindert in den Raum strömen kann. „Die Heizkörper sollten frei stehen“, sagt Annika Güresir. Auch Gardinen dürfen nicht davor hängen. Genauso wichtig ist es, regelmäßig die Heizkörper zu entlüften, sonst können sie nicht effektiv arbeiten. Wann es Zeit dafür ist, lässt sich leicht feststellen: „Wenn es gluckert oder die Heizkörper nicht gleichmäßig warm ist“, so die Energieberaterin.
Ältere Häuser: Die Ritzen stopfen
Wenn es bei den Fenstern durch die Ritzen zieht, ist das für die Energiebilanz natürlich nicht förderlich. Wenn ein Fenstertausch nicht möglich ist, lassen sich auch ohne größere Investitionen und Bauarbeiten Verbesserungen erzielen: „Für Fenster gibt es elastische Dichtungsbänder und für Türen Bürstendichtungen“, empfiehlt Annika Güresir. Althergebracht, aber immer noch ein guter Trick, wenn unter den Türen die kalte Luft durchpfeift: Zugluftstopper – ob nun in Form eines Stoffdackels oder in der modernen Schaumvariante, bleibt jedem selbst überlassen.
Die drei Topp-Tipps der Energieberaterin
Wem das alles auf einmal zu viel ist, der kann sich auch einzelne Tricks herauspicken. Drei Maßnahmen hält Annika Güresir für besonders effektiv: Gefrierschrank regelmäßig abtauen, die Raumtemperatur absenken und Heizkörper regelmäßig entlüften.