Auch wenn die Übergabe bei Daimler Truck im pfälzischen Wörth am Rhein stattgefunden hat: In Weilheim und Nabern ist der symbolische Scheck aus den Händen von Bundesverkehrsminister Matthias Wissing auf großes Interesse gestoßen und hat vermutlich auch für Freude gesorgt. Denn von der Zusage von Fördermitteln in Höhe von 226 Millionen Euro an Daimler Truck profitiert auch Cellcentric, die derzeit in Nabern und Esslingen ihren Sitz haben, bis 2030 aber ins Weilheimer Gewerbegebiet Rosenloh ziehen sollen.
„Die Übergabe des Förderbescheides zeigt deutlich, dass Industrie und Politik auf dem anspruchsvollen Weg zu
„Daimler Truck produziert als erster europäischer Hersteller einen Serien-Lkw, bei dem flüssiger Wasserstoff eingesetzt wird.
Volker Wissing, Bundesverkehrsminister
einem CO2-freien Güterverkehr auf Wasserstoff und die Brennstoffzellen-Technologie setzen. Ein klares Votum auch für Cellcentric als Entwickler und Hersteller modernster Brennstoffzellensysteme“, sagt Cellcentrics Chief Technology Officer Nicholas
Loughlan auf Teckboten-Anfrage.
Nach dem verzögerten Start in Rosenloh, unter anderem wegen der noch fehlenden Infrastruktur für Wasserstoff, ist das Fördergeld wieder eine gute Nachricht für Cellcentric. „Gerade auf Grund noch großer Herausforderungen im Bereich Wasserstoff-Infrastruktur und Wasserstoff-Bereitstellung ist es ein beeindruckendes und wichtiges Statement“, betont Loughlan. „Wir waren aber nicht nur bei der Übergabe des Bescheides durch Volker Wissing an Karin Rådström dabei. Wir informierten zusammen mit Daimler Truck einerseits über das aktuelle in Mercedes-Benz GenH2-Lkw verbaute Cellcentric-Brennstoffzellensystem und gaben zudem einen Ausblick auf unser Brennstoffzellensystem der nächsten Generation.“
100 Brennstoffzellen-Lkw
Der dreistellige Millionenbetrag soll in die Entwicklung, die Kleinserienproduktion sowie in Betrieb und Wartung von 100 Brennstoffzellen-Lkw gehen. Die insgesamt 226 Millionen Euro kommen vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) sowie den Bundesländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
„Mit dem Einsatz der neuen Brennstoffzellen-Lkw gewinnen wir wichtige Erkenntnisse für den künftigen Antriebsmix im nachhaltigen Güterverkehr“, lobte Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Und der baden-württembergische Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Andre Baumann, ergänzte: „Ich freue mich, dass dieses umfassende
IPCEI-Projekt zustande gekommen ist und den Wasserstoffhochlauf auch in dem wichtigen Sektor des Schwerlastverkehrs vorantreibt. Gerne beteiligt sich das Land Baden-Württemberg mit bis zu 50 Millionen Euro an diesem innovativen Vorhaben.“
Das Förderprojekt, das im Rahmen des IPCEI-Wasserstoff-Programms der Europäischen Union entstanden ist (Important Project of Common European Interest), umfasst sowohl fahrzeug- als auch produktionsbezogene Aktivitäten. Neben Entwicklung, Aufbau und Betrieb der Brennstoffzellen-Lkw werden die Fördermittel auch für Machbarkeitsstudien in Vorbereitung auf eine geplante Serienproduktion verwendet. Wichtige Komponenten sollen an verschiedenen deutschen Produktionsstandorten aufgebaut und für die Endmontage bereitgestellt werden. Die Brennstoffzellen sollen aus der Pilotproduktion von Cellcentric in Esslingen kommen und im Werk Gaggenau zu einem Brennstoffzellen-System montiert werden. Der Aufbau der auf Basis des Mercedes-Benz GenH2 Truck weiterentwickelten Sattelzugmaschinen soll im Mercedes-Benz-Werk Wörth stattfinden und die Fahrzeuge voraussichtlich ab Ende 2026 bei verschiedenen Kunden in den Praxisbetrieb gehen.
Weltweit einzigartiger Ansatz
Die Europäische Kommission sah frühzeitig den Einsatz von Flüssigwasserstoff-Technologie bei diesem Projekt als weltweit einzigartig an, was als IPCEI-Kriterum positiv hervorgehoben wurde. Der Energieträger hat in diesem Aggregatzustand im Vergleich zu gasförmigem Wasserstoff eine deutlich höhere Energiedichte. Dadurch kann mehr Wasserstoff transportiert werden, was die Reichweite deutlich erhöht und eine vergleichbare Leistungsfähigkeit wie ein konventioneller Diesel-Lkw ermöglicht. Der Transportaufwand von Flüssigwasserstoff lässt sich zudem deutlich reduzieren und Flüssigwasserstofftanks bieten gegenüber gasförmigem Druckwasserstoff Vorteile bei Kosten und Gewicht. Der Mercedes-Benz GenH2 Truck eignet sich damit wie herkömmliche Diesel-Lkw für den flexiblen und anspruchsvollen Fernverkehr, heißt es bei Daimler Truck.
Das Unternehmen verfolgt eine Doppelstrategie mit wasserstoff- und batteriebetriebenen Fahrzeugen. Ziel: Bis 2039 will man nur noch im Fahrbetrieb CO2-neutrale Neufahrzeuge in den globalen Kernmärkten Europa, USA und Japan anbieten.