Region. Der Angeklagte soll mit einem in Stuttgart ansässigen Immobilienbüro im Jahre 2017 nach Verbüßung diverser Haftstrafen wegen Betrugs die Bundesrepublik verlassen und sich auf Mallorca niedergelassen haben. Dort begann er, Immobiliengeschäfte für eine finanziell gut betuchte Kundschaft abzuwickeln. Dabei soll er die jetzt anhängigen vier Betrugs- und Urkundenfälschungs-Fälle in der Zeit zwischen Herbst 2020 und Februar 2021 verübt haben.
Schon im Oktober 2020 habe er dort einem Interessenten vorgespiegelt, dass er für ihn eine Villa am Strand der Insel gefunden habe und sie ihm günstig für 733 000 Euro anbieten könne. 675 000 Euro sollten angezahlt werden, was der Kunde auch tat. Später habe er auch den Rest von 98 000 Euro anzahlen müssen – zu dem Kauf jedoch kam es nicht, die bezahlten Gelder sollen im Lebensstil des Angeklagten untergegangen sein.
Bei den drei weiteren Betrugstaten habe er ebenfalls im Herbst 2020 mit gefälschten Belegen einem Kaufinteressenten vorgespiegelt, dass er eine Villa für 1,2 Millionen Euro besorgen könne, was nicht stimmte. Wieder war eine Anzahlung fällig und zwar in Höhe von 713 000 Euro. Auch hier habe der Angeklagte wichtige Besitzurkunden gefälscht. Das Geld hat der Kunde nicht zurückbekommen, nachdem es zu dem Kauf nicht gekommen war.
In einem weiteren Fall soll der 37-Jährige ein Ehepaar mittels Vertrags-Fälschung um 170 000 Euro betrogen haben. Fall Nummer vier betrifft ein Villen-Angebot in Höhe von einer Million Euro, die der Angeklagte gleichfalls in betrügerischer Absicht einem deutschen Interessenten unterbreitete. Einmal 300 000 und ein weiteres Mal 150 000 Euro Anzahlung soll der Beschuldigte für seinen privaten Lebensbereich verwendet haben. Auch hier beziffert der Staatsanwalt zulasten des gutgläubigen Kunden einen Schaden in Höhe von 450 000 Euro. Die angebotenen Immobilien gab es zwar auf der Insel, sie seien aber allesamt nicht verkäuflich gewesen, sagt der Ankläger. Der gesamte Schaden, den der Angeklagte bei diesen Luftgeschäften hinterlassen hat, soll genau 2,112 Millionen Euro betragen.
Der Angeklagte stammt ursprünglich aus Nürtingen
Der 37-Jährige stammt aus einer Nürtinger Teilgemeinde. Er habe im Jahre 2007 Abitur gemacht und danach ein Studium absolviert. Erste Strafverfahren gegen ihn endeten vor dem Nürtinger Amtsgericht mit einmal zwei Jahren und einmal mit einer Bewährungsstrafe, die er aber wegen Bewährungsbruch später absitzen musste, ehe er dann nach Mallorca auswanderte. Dort dann, so die Anklage, folgte die „wiederholte und gewerbsmäßige Begehung von Betrugstaten, um sich eine ständige Einnahmequelle zu beschaffen“. Auf der Baleareninsel war er zwei Jahre lang das Aushängeschild in Sachen Immobilien. Boulevardzeitungen zeigten ihn mit Ehefrau, Gold-Uhren am Arm und im teuren Sportwagen und Designer-Kleidung. Bei einem Gerichtstermin im April letzten Jahres am Landgericht Stuttgart wurde er festgenommen.
Zur Überraschung der Stuttgarter Richter hat der Angeklagte bereits am gestrigen ersten Verhandlungstag über seinen Verteidiger die Vorwürfe uneingeschränkt zugegeben. Im Wege einer Strafmaß-Verständigung wurde ihm dafür eine Gesamtfreiheitsstrafe von nicht über sechs Jahren angeboten. Der Staatsanwalt meint, dass ohne dieses Geständnis eine Strafe im Bereich zwischen acht und zehn Jahren möglich sei. Einen Teil des Schadens habe zudem der 37-Jährige inzwischen wiedergutgemacht, was ebenfalls eine Strafmilderung darstellt, sagte der Vorsitzende Richter.
Am Freitag wollen die Stuttgarter Richter die geschädigten Kunden des Angeklagten in den Zeugenstand rufen. Möglicherweise könnte dann – aufgrund des überraschenden Geständnisses – bereits das Urteil gesprochen werden.