Es ist eine Aufgabe, die Einfühlsamkeit und würdevolles Auftreten voraussetzt. Die Wegbegleitung zur letzten Ruhestätte war früher ein Ehrenamt im wörtlichen Sinn, erledigt meist von Rentnern, die dafür formlos ein Handgeld kassierten. Heute übernehmen festangestellte Mitarbeiter von Kommunen und Bestattungsunternehmen den Job. Weil sich der demografische Wandel auch in der Zahl der Bestattungen niederschlägt, wird es immer schwieriger, ausreichend Personal zu finden. Größere Dienstleister wie das Kirchheimer Unternehmen J. Homburg, das auch auf den Fildern tätig ist, verzeichnen im Schnitt zwei Beisetzungen am Tag.
In Kirchheim gelingt es noch, den Mangel zu verwalten. Dort teilen sich Stadt und Partnerfirma zu gleichen Teilen die Aufgabe. Die vier Sargträger, die es in aller Regel braucht, sind festangestellte Bestatter oder städtische Friedhofsmitarbeiter. „Wir haben bei der Suche nach Bewerbern schon mehrfach inseriert“, sagt Corina Runje, Sprecherin der Stadt. „Bisher immer erfolglos.“ Fünf von insgesamt zehn Vollzeitkräften stellt die Firma Holt für diese Aufgabe ab. „Mehr geht nicht“, sagt René Holt, der das Kirchheimer Familienunternehmen in dritter Generation leitet. Das bedeutet: Kommunale Mitarbeiter oder Familienmitglieder von Verstorbenen müssen die Lücke schließen. „Gesetzlich geregelt ist diese Aufgabe nicht“, sagt der Bestattungsunternehmer.
Was die Sache zusätzlich erschwert: Erdbestattungen werden immer seltener. Inzwischen entscheiden sich nur noch gut zehn Prozent für die einst übliche Art der Beisetzung. Das führt zum einen zwar dazu, dass weniger Sargträger gebraucht werden, andererseits wird der Job immer unkalkulierbarer. „Manchmal haben wir zwei Erdbestattungen pro Woche,
In Erkenbrechtsweiler hat der Bürgermeister Roman Weiß das Thema vor Kurzem sogar zur Chefsache erklärt. In einer Anzeige im Lenninger Mitteilungsblatt rief der Rathauschef die Bevölkerung dazu auf, sich der verantwortungsvollen Aufgabe zu stellen. Früher sei es üblich gewesen, dass jede Gemeinde freiwillige Sargträger hat, ruft der Schultes in Erinnerung. Inzwischen müssten Trauerfeiern immer häufiger verschoben oder Wunschtermine der Angehörigen abgelehnt werden, weil Sargträger fehlten.
Kleinere Gemeinden haben zudem ein weiteres Problem: Immer mehr Bestattungsunternehmen, die sich jahrelang um alle Friedhofsarbeiten gekümmert haben, kündigen ihre langfristigen Verträge. Früher übernahmen die Firmen die komplette Abwicklung, von der Überführung über die Beratung bis zum Erdaushub. Durch die rückläufige Zahl der Erdbestattungen wird es jedoch immer unrentabler, neue Maschinen und Geräte für Erdarbeiten anzuschaffen. Vielerorts übernimmt der Bauhof dann die Arbeit, doch ganz so einfach ist das nicht überall.
Seit 2003 Ausbildungsberuf im Handwerk
Bestatter oder Bestatterin ist erst seit 2003 ein offiziell anerkannter Ausbildungsberuf im Handwerk. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre. Weiterführende Qualifikationen sind die des Bestattungsmeisters oder -meisterin.
Gesetzlich geschützt ist der Bestatterberuf allerdings nach wie vor nicht. Der Bundesverband Deutscher Bestatter kämpft seit Jahren erfolglos für verbindliche Standards. Zur Qualitätssicherung betreibt der Berufsverband ein eigenes bundesweites Ausbildungszentrum im unterfränkischen Münnerstadt.
Die Inhalte der Ausbildung reichen von der Auftragsabwicklung über Rechts- und Werkstoffkunde bis zu Trauerpsychologie und Religionsgeschichte. bk