„Sie wollen also Lehrerin oder Lehrer werden?“ Eine zweifellos ungewöhnliche Frage bei der Vereidigungsfeier für neue angehende Lehrkräfte am Pädagogischen Fachseminar Kirchheim. Die Gründe, die eindeutig für den Berufswunsch und zugleich für das Seminar in Kirchheim als Ausbildungsort sprechen, wurden im Laufe der Veranstaltung in der Begrüßung durch die Seminarleiterin, Ute Recknagel-Saller, sowie den Grußworten von Vertretern der Schulverwaltung und der Stadt Kirchheim überzeugend dargelegt.
Ein mitreißendes „Hey“ aus dem Song „Price tag“ der Seminarband der Musikkurse am Seminar begrüßte die annähernd 50 Fachlehrer-Anwärterinnen und -Anwärter zu ihrem Ausbildungsstart. „Mit viel Lebens- und Berufserfahrung, aus verschiedenen Landesteilen kommend, in unterschiedlichen Familienkonstellationen beheimatet, mit Erwartungen und Hoffnungen, sind Sie zu uns gekommen und erschließen sich ein ganz neues Berufsfeld“, nahm die Direktorin des Seminars die Schlüsselsymbolik der Dekoration auf.
Vorbilder für die Schüler
Gerade in diesen gesellschaftlich herausfordernden Zeiten sei eine fundierte Ausbildung der Lehrkräfte von entscheidender Bedeutung. Lehrerinnen und Lehrer müssten darüber hinaus auch eine Vorbildrolle für die Schülerschaft repräsentieren. Das Seminar liefere auch dafür die passenden Ausbildungsinhalte, stehe es doch neben der Professionalität und Qualität der Ausbildung in den Fächern auch für eine Vermittlung nachhaltiger Bildung, als Netzwerkmitglied der UNESCO-Bildungseinrichtungen, so Ute Recknagel-Saller. Für die dreijährige Ausbildung wünschte sie allen einen guten Start und viel Erfolg.
Die Grüße der Stadt Kirchheim überbrachte anschließend Bürgermeisterin Kullen. Sie hob die Bedeutung des Seminars mit seiner über 100-jährigen Erfolgsgeschichte als hochwertige Bildungseinrichtung und die enge Kooperation etwa im Bereich der Nachhaltigkeit als festen Bestandteil Kirchheims hervor. Gleichzeitig warb sie auch darum, die Zeit in der Teckstadt zu nutzen, um Erfahrungen zu sammeln und Netzwerke zu knüpfen. Kirchheim habe viel zu bieten, nicht zuletzt auch attraktive Arbeitsplätze im Bildungsbereich.
Dr. Bläsi, Leiter der Regionalstelle Stuttgart des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) stellte zunächst provokant die Frage „Sie wollen also Lehrerin oder Lehrer werden?“ in den voll besetzten Raum. Aufgrund der Situation an vielen Schulen im Land und den Umfrageergebnissen einiger Studien, scheine die Frage berechtigt, so Dr. Bläsi. Postwendend konnte er aber eventuell aufgetretene Stirnfalten sofort wieder glätten.
Offenheit und Neugier
Er dankte den zukünftigen Fachlehrkräften, dass sie sich für eine sehr wichtige gesellschaftliche Aufgabe, den Lehrberuf, entschieden haben, der laut einer aktuellen Schulbarometererhebung eine sehr hohe Berufszufriedenheit aufweise. Drei Wünsche gab er ihnen dafür mit auf den Weg: Offenheit und Neugier, Durchhaltevermögen und genügend Unterstützung, dazu Freude am Lernen und Lehren.
Als Vertreter der Schulen richtete der Rektor der Gemeinschaftsschule Innenstadt Esslingen, Jörg Hofrichter, ein persönliches Wort an die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen: „Als Vertreter der Einstellungsschulen freue ich mich auf Ihre Bewerbung nach der Ausbildung“. Mit dem Bild eines Spiegels und den damit verbundenen Assoziationen stellte er eine der wichtigsten Eigenschaften für eine Lehrkraft vor: Stets sich selbst, sein Tun, im Spiegel zu betrachten und an sich selbst zu arbeiten. Mit dem Titel „Unwritten“ leitete die Seminarband zum formalen Akt der Vereidigung über.
Mit dem Ablegen des Diensteids und dem Empfang der Urkunde wurde der Eintritt in das Ausbildungsverhältnis vollzogen. Für die Schlüssel am Seminar und symbolisch für die Schlüssel zur persönlichen Weiterentwicklung, konnte jede Anwärterin und jeder Anwärter anschließend einen aufwändig hergestellten Schlüsselanhänger aus nachhaltigem Material aussuchen.