Von Kirchheim aus geht es „einmal um die ganze Welt“ – und das nicht etwa innerhalb der magischen 80 Tage, sondern in gerade mal zwei Wochen: Das Ferienwaldheim der evangelischen Kirchengemeinde macht’s möglich. Das einzige, was es dazu braucht, ist ein wenig Fantasie, bei Mitarbeitern wie Teilnehmern gleichermaßen. „Waldheim on Tour“ heißt das Programm für die Zwölf- bis 14-Jährigen, die das Vereinsheim des CVJM Kirchheim und vor allem den dazugehörigen Garten 14 Tage lang in Beschlag nehmen.
„Bereiste“ Länder waren bislang Kanada, die USA, Brasilien und Australien. Am Montag, 7. August, ging es wieder zurück nach Europa: Frankreich war das passende Reiseziel, vor allem deshalb, weil es – in Anlehnung an die Tour de France – zwei Fahrrad-Etappen gab. Ziel der zweiten Etappe am Nachmittag war der Wald im Hohenreisach, am Wasserturm, in unmittelbarer Nähe zum Restaurant „Waldheim“. Augenzwinkernd sagt Felix Vogl, der Leiter des Ferienwaldheims für die Älteren: „Wenn wir schon Waldheim heißen, unseren Standort aber im Stadtgebiet haben, müssen wir wenigstens an einem Nachmittag auch ein Waldspiel anbieten.“
Gespielt wird auch am Ende der Woche noch: In diesem Fall heißt das Reiseziel Griechenland, und die Spiele fallen deshalb sportlich aus, quasi olympisch. Allerdings werden die Sportarten „entschärft“. Speerwerfen oder Faustkampf fallen aus, und beim Diskuswerfen setzt das Mitarbeiter-Team auf Frisbee-Scheiben.
Die gesamte Weltreise ist aber ebenfalls in ein Spiel eingebettet: Jede Gruppe hat einen eigenen Gruppenreisepass bekommen. Morgens gibt es einen Einreisestempel und abends den entsprechenden Ausreisestempel. Außerdem sammelt jede Gruppe „Bonusmeilen“, die sie sich auch auszahlen lassen kann – in Form von zusätzlichen Süßigkeiten oder auch als Vorzugsbehandlung beim Mittagessen: Die Gruppe, die bereit ist, dafür zu „zahlen“, kommt als erste dran beim Essenfassen.
Jeden Tag gibt es ein anderes Lied als Signal, wenn ein neuer Programmpunkt startet. Beim Essen dient dieses Lied auch als „Gong“. Das Essen selbst passt sich nicht immer an das „Länderprogramm“ an: Die Gruppe im Doschler bekommt es vom Ferienwaldheim für die jüngeren Kinder geliefert, das seinen Standort am Ludwig-Uhland-Gymnasium hat.
Am Montag war es aber zumindest sprachlich passend, denn zum „Frankreich-Tag“ gab es Kartoffel-Gratin. Die Tradition, dass der Oberbürgermeister bei seinem Besuch im Ferienwaldheim Eis verteilt, war also dahingehend abzuändern, dass es „Glace“ gab.
Eine Reise in die Vergangenheit
Außer einer Weltreise ist das Waldheim im Doschler für die Teilnehmer auch eine Zeitreise – in eine Vergangenheit, in der es noch keine Mobiltelefone gab. Von einer Mitarbeiterin angewiesen, eine Frage doch mal kurz zu googeln, sagte eine Teilnehmerin: „Das geht nicht. Ich habe mein Handy zuhause gelassen. Auf dem Zettel stand doch, dass wir es nicht mitbringen sollen.“
Und wie beschäftigen sich 40 Jugendliche den ganzen Tag über ohne Handy? Mit Sport und Spiel, und mit Basteln. Als Beweis führt Felix Vogl die Ergebnisse vor – kleine Flugzeugmodelle aus Holz, Armbänder, mit Mosaik verzierte Blumentöpfe, Vogelhäuschen oder auch Europaletten, die zu Kräuterbeeten umfunktioniert wurden: „Unsere Workshops sind dieses Jahr der absolute Renner.“