Kirchheim
Ferienprogramm: Hier werden Süßigkeiten legalisiert

Ferienprogramm Im Kirchheimer Mehrgenerationenhaus Linde öffnet die Kinderspielstadt „Blattstadt“ in der ersten Pfingstwoche ihre Tore. Von Jule Störk

In der Bäckerei wird gebacken und es duftet nach Brezeln, während Kinder im Mehrgenerationenhaus Linde die Stadt „Blattstadt“ in ihren kleinen Händen halten. In einem fesselnden Planspiel erleben die jungen Abenteurer in der ersten Pfingstwoche eine Welt voller Möglichkeiten und erobern mit spielerischer Leichtigkeit das Linde-Gelände. 

Etwa 60 Kinder der Klassenstufen eins bis sechs übernehmen Verantwortung in den verschiedensten Bereichen, die die Stadt zum Leben erwecken. Die Währung in „Blattstadt“ sind „Blüten“. Mit einem Stundenlohn von zehn „Blüten“ können die Kinder köstliche Cocktails an der Strandbar schlürfen oder selbstgemachten Schleim und Seife des Instituts für Wissenschaft auf dem Markt erwerben. Ausgezahlt werden die Kinder bei der Bank, dort können sie auch ihre Konten verwalten. Beim Arbeitsamt erhalten die jungen Bürgerinnen und Bürger ihre Jobs. Ob zur Schreinerei, auf den Markt, zu den Stadtwerken oder doch zur Schmuckwerkstatt, können sie sich selbst aussuchen oder tauschen. Die kreativen Köpfe können sich aber auch selbstständig machen und ihre eigenen „Blüten“ verdienen - ein Spielplatz für junge Unternehmer in der Mache. 

Kleine Bürgermeister

Wie jede andere Stadt ist auch die „Blattstadt“ von politischen Akteuren geprägt. Bei der jüngste Wahl konnte die „Hellgrüne Partei“ mit einer Mehrheit von 57 Prozent den Sieg erringen und setzte sich damit klar gegen ihre vier konkurrierenden Parteien durch. Erhöhung des Stundenlohns auf zwölf „Blüten“, eine Senkung der Steuern, Einführung von zwei Prozent Zinsen und Legalisierung von Süßigkeiten auf dem Markt – das Wahlprogramm und Erfolgsrezept der strahlenden Gewinner. Dass nicht alle Versprechungen in Erfüllung gegangen sind, konnte den Enthusiasmus der Kinder nicht bremsen. Der Stadtrat warnte vor Inflation – die Blütenwirtschaft sei sensibel und eine ausgewogene Balance müsse gewahrt werden. Mit „Hellgrün und drumherum“, einem Shop für Fanartikel der „Hellgrünen Partei“, wollen sich die vier amtierenden Bürgermeister nun selbstständig machen.

Treffpunkt für Genießer

„Ich glaub, ich bin Cocktail-süchtig geworden!“ ruft ein junger Bänker auf dem Weg zur Strandbar. Die beliebteste Mischung des Tages: Erdbeer-Sirup mit Apfel-Kirsch-Saft und Sprudel. Genau das Richtige während eines langen Arbeitstages. Auf den Strandliegen lässt sich die kühle Erfrischung genießen und für fünf „Blüten“ können die Blattstädter eine Zeitung kaufen und nebenher in ihrer Lektüre versinken. Druckfrisch von der Zeitungs-Gruppe, versteht sich. Neben Witzen, Rätseln und selbst gemalten Bildern können Geschäfte hier auch Werbung schalten. Die News gibt es immer morgens während der Bürgerversammlung. Wer noch Energie loswerden muss, der kann in der Mittagspause kostenlos in den hauseigenen Freizeitpark. Für zehn „Blüten“ gibt es einen Tagespass und die jungen Bürgerinnen und Bürger können nach belieben Fußball oder TicTacToe spielen.

Arbeit in Teams 

Unternehmen haben die Möglichkeit, sich und ihre verwendeten Materialen von dem Institut für Forschung prüfen zu lassen um ein „Nachhaltigkeitssigel“ zu bekommen. Das Sigel schmückt bereits die meisten Geschäfte und stellt die Weichen für eine blühende Zukunft. "Mystery-Boxen jetzt für zehn Blüten auf dem Markt“ informiert einer der Radiosprecher. Musikwünsche kosten in der Regel ebenfalls ein paar „Blüten“, ab und zu drückt die Radio-Gruppe da aber auch mal ein Auge zu. Die spontanen Tanzeinlagen der Radio-Crew auf dem Balkon gibt’s kostenlos obendrauf. 

Eine Welt voller Kreativität erblüht wortwörtlich in der Linde. In der „Blattstadt“ haben die Kinder die Chance, eine Woche lang Kontrolle zu übernehmen, ihre Talente zu entfalten und zu sehen, wie ihre Ideen zum Leben erwachen.