Es ist kalt, es regnet, es ist schlicht ungemütlich - erst recht nach diesem goldenen Oktober, der den Sommer bis in den tiefen Herbst hinein verlängert hat. Da freut einen jedes noch so kleine Flämmchen, das ein bisschen Wärme spendet. Die Freude und vor allem der Stolz ist groß über das Feuer, denn es wurde ohne die Nullachtfünfzehn-Methoden Feuerzeug oder Zündhölzchen entfacht. Der schlechten Witterung war es geschuldet, dass die einfachste Alternativ-Möglichkeit zum Einsatz kam: der Zündstahl. „Wir hätten auch das Schlageisen wie im Mittelalter benutzen können oder wie schon in der Steinzeit Pyrit und Zunder“, erzählt Anne Lamparter vom Mehrgenerationenhaus Linde. Sie hat die 40 Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren und zwölf Betreuer um sich geschart, um noch eine aufwärmende Runde Ninja zu spielen, ehe der heiß ersehnte Bus kommt. Der bringt die quirlige, aber teilweise durchfrorene Bande in das Basis-Camp Linde, wo der Hunger gestillt wird.
Nach einigen Jahren Pause findet im Herbstferienprogramm des Mehrgenerationenhauses wieder eine Waldwoche unter dem Titel „Wild auf Wald“ rund um die Bürgerseen statt. Mit dabei sind auch einige Teilnehmer vom „Café teeTRIS inklusiv“, der Treff des ambulant unterstützten Wohnens der Lebenshilfe Kirchheim, das jeden Montagabend in der Linde seine Türen geöffnet hat. Sie helfen den Betreuern bei ihrer Arbeit, die unternehmungslustigen Kinder in die gewünschten Bahnen zu lenken. Traumfänger sind entstanden und gefilzte Bälle. Beim Waldmemory bekommen die Teilnehmer Alltagsgegenstände in die Hand gedrückt und müssen das im Gelände versteckte Pendant dazu finden. Sieger ist, wer die meisten Doppelpacks gesammelt hat.
Die Kids sprühen vor Einfällen. So wollen sie nicht nur für sich einen Unterstand bauen, das Bauwerk aus Naturmaterialien soll auch Tieren zugute kommen. Um es regensicher zu machen, sammeln sie eifrig Laub. „Die Idee kam von den Kindern selbst und macht ihnen viel Spaß“, freut sich Ian Find, Auszubildender in der Linde, über deren Fantasie. Kurzerhand wird darin das Märchen Schneewittchen samt den sieben Zwergen aufgeführt oder Vater, Mutter, Kind gespielt. Die Wurzel eines umgestürzten Baums wird für die Behausung genutzt und mithilfe von leergevesperten Tupperdosen eine Schräge gebuddelt. Ein Baumstamm dient als Sitz und aus Baumrinde lässt sich wunderbar eine Regenrinne basteln. Der Boden wird mit Moos ausgelegt, damit er weicher ist.
Die Bewegungshungrigen zieht es als Räuber und Gendarm in den Wald. Dort lassen sich auch tolle Beobachtungen machen, beispielsweise ein Eichhörnchen, das im Geäst herumturnt. Auf großes Interesse stößt auch die große Schleie, die ein junger Angler aus dem Bürgersee gefischt hat, der mit seinem Vater und seinem jüngeren Bruder dem schmuddeligen und kalten Regenwetter trotzt. Auge in Auge mit dem kiloschweren Fisch - das faszinierte viele der „Linde-Kinder“. Für das Flossentier ging die Begegnung mit den jungen Zweibeinern glücklich aus. Sehr zum Leidwesen des Großen warf der jüngere Bruder die Schleie kurzerhand in den Bürgersee zurück.