Ob Elektromobilität, Klimawandel, Digitalisierung oder innovative Gebäudetechnik – das Einsatzspektrum vieler Feuerwehren ist vielfältiger und die Anforderungen sind anspruchsvoller geworden. Längst gehen die Aufgaben über Löscharbeit und technische Hilfsleistung hinaus. Auch in Kirchheim, wie Stadtbrandmeister Michael Briki bestätigt. Ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Um mit der Entwicklung Schritt halten und weiter leistungsfähig bleiben zu können, steigt auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim seit Jahren der Anspruch an Technik und Fachwissen.
Technik verändert sich ständig
Als Beispiel nennt Atemschutzgeräteträger Michael Schmid das Öffnen von Türen in Notfällen. Haustüren, die vor Langfingern mit Schutzbeschlägen, Mehrfachverriegelungen oder elektronischen Schlössern schützen, die sich per Zahlencode, Smartphone oder Fingerscan öffnen lassen, seien keine Seltenheit mehr. Die Technik verändert sich ständig und wird komplexer. „Deshalb gibt es bei der Abteilung Stadtmitte eine Gruppe von Feuerwehrleuten, die sich schwerpunktmäßig mit dem Thema beschäftigt und permanent weiterbildet“, sagt Schmid.
Auch bei der Absturzsicherung wächst der Spezialisierungsgrad. In der Stadt wird laut Michael Briki flächensparender gebaut. Häuser werden damit tendenziell höher. Wo die Drehleiter zu kurz ist, müssen die Retter mittlerweile sogar mit Kletter-, Seil- und Sicherungstechniken aus dem Bergsport arbeiten, um Menschen etwa über das Dach zu retten oder bis zum Boden abzuseilen. Dafür sind spezielle Fortbildungen und besondere Gerätschaften wie dehnungsfähige Seile, Auffanggurte oder Flaschenzüge nötig.
„Die Grundausbildung macht aus Feuerwehrleuten Allrounder, die im Notfall vielseitig einsetzbar und auch in Zukunft gefragt sind“, sagt Briki. „Trotzdem wird der Spezialisierungsgrad weiter steigen.“ Nicht nur weil die Floriansjünger in der kommunalen Daseinsvorsorge mehr Aufgaben übernehmen, sondern auch weil immer mehr technische Geräte wie etwa Drohnen oder digital vernetzte Informations- und Assistenzsysteme Teil der Feuerwehrarbeit sind. Eine computergestützte Atemschutzüberwachung, Drehleiter- und Fahrzeugtechnik sind Beispiele dafür.
„Um die Technik fachgerecht und gewinnbringend nutzen zu können, sind vertiefende Weiterbildungen notwendig“, weiß Marco Müller. Der Atemschutzgeräteträger betont aber auch, dass die Einsätze zusätzlich komplexer werden.
Das zeigt der Klimawandel. Waldbrände, Überschwemmungen oder Orkanstürme zeichnen sich durch eine größere Schadenslage und dynamische Entwicklung der Situation aus. Im Einzelfall müssen solche Ereignisse laut Marco Müller im Verbund mit Behörden und anderen Hilfsorganisationen bewältigt werden. Die Einsatzleitung muss also fähig sein, eine große Zahl von Rettungskräften, Einsatzstellen, Hilfsmaßnahmen und technischen Mitteln wie Pumpen, Hebekissen oder Drohnen zu koordinieren. „Dazu sind erweiterte Kompetenzen zur Führung in Großschadenslagen nötig“, meint Michael Briki.
Der Stadtbrandmeister räumt ein, dass die wachsenden Anforderungen an Fähigkeiten und Kenntnisse einen hohen Qualifizierungsaufwand und Personalstand notwendig machen. Hinzu kommen steigende Einsatzzahlen und hohe Erwartungen der Bürger an eine moderne Feuerwehr. All das erfordert für Briki eine Organisationsstruktur, die diesen Erwartungen gerecht wird und gleichzeitig eine Überbeanspruchung des Ehrenamtes vermeidet. Die Nachwuchsarbeit wird in Kirchheim deshalb großgeschrieben. Gleichzeitig verteilt die Wehr Schwerpunktaufgaben auf einzelne Abteilungen und wenn möglich auf Mitglieder, die durch ihren Beruf Experten in bestimmten Themenfeldern sind, wie etwa Kfz-Mechatroniker, die sich mit Elektrofahrzeugen auskennen.
Durch neue Herausforderungen und modernste Technik gewinnt das Ehrenamt für Nicholas Reiff an Attraktivität. „Man lernt eine faszinierende und teilweise fremde, in jedem Fall aber spannende Welt kennen“, findet der Feuerwehrmann. „Wissen und Können sind unser wichtigstes Kapital, das wesentlich zu unserer eigenen Sicherheit beiträgt.“ Gerade deshalb schätzt Reiff das mit den Aufgaben gewachsene Weiterbildungsangebot.