Es sind schwierige Zeiten, so auch für Thekla Schlör, Leiterin der Göppinger Arbeitsagentur. Waren es im August letzten Jahres noch 409 Unternehmen, die Kurzarbeit angemeldet hatten, schnellten die Zahlen jetzt im März dramatisch in die Höhe. Rund 3 900 Unternehmen haben allein im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen Kurzarbeit angemeldet.
Schlör spricht daher nicht zu Unrecht von einem „immensen Anstieg in den letzten zwei Wochen“. Allerdings betrifft dies keineswegs nur die Region, sondern in ganz Baden-Württemberg und ganz Deutschland ist die Situation nicht weniger dramatisch. Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise im Jahr 2009 werden dabei wach. Mit einem Unterschied: Im Gegensatz zur Weltwirtschaftskrise vor zehn Jahren, wo hauptsächlich große Industrieunternehmen erhebliche Auftragsrückgänge zu verkraften hatten, seien jetzt auch kleine und mittlere Unternehmen nahezu aller Branchen betroffen, beispielsweise der Gastronomie, dem Handel, der Kultur und viele, viele mehr. „Auch wenn wir aktuell noch keine statistischen Zahlen zur tatsächlichen Kurzarbeit haben, zeigt unsere Einschätzung, dass wir deutlich mehr Betriebe mit deutlich mehr Kurzarbeitern haben werden als 2009“, vermutet Thekla Schlör. Allerdings hofft sie, dass die erleichterten Bedingungen für den Anspruch auf Kurzarbeitergeld dabei helfen werden, viele Arbeitsplätze zu sichern.
Mit dieser Hoffnung ist Schlör nicht alleine. Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil spricht zwar von einem „historischen Kraftakt“, zeigt sich allerdings auch zuversichtlich: „Wir sind dieser Krise ausgesetzt - aber nicht ausgeliefert. Trotz vieler Sorgen und Unsicherheiten haben wir auch Anlass zur Zuversicht. Wir haben einen der stärksten Sozialstaaten der Welt, und wir haben in guten Zeiten Rücklagen gebildet für schwere Zeiten.“
Detlef Scheele, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit, sieht die Situation ähnlich. Für ihn sei Kurzarbeit das Mittel der Wahl bei dieser historischen Herausforderung für Wirtschaft und Arbeitsmarkt. „Wir helfen Unternehmen, ihre Beschäftigten zu halten, und sichern die Arbeitsplätze der Menschen. Die Bundesagentur für Arbeit ist damit ein wichtiger Stabilitätsanker für Wirtschaft und Sozialstaat.“ Scheele gibt zwar zu bedenken, dass man noch nicht seriös prognostizieren könne, wie viele Personen von Kurzarbeit betroffen sein werden, er rechnet jedoch damit, dass die Zahl deutlich höher ausfallen werde, als in der Wirtschafts- und Finanzkrise. „Wir haben hierfür bereits jetzt überplanmäßig rund 10 Milliarden Euro zusätzlich bei unserem Verwaltungsrat und dem Bundesarbeitsministerium beantragt“, sagt Scheele. „Niemand muss fürchten, kein Geld zu erhalten. Kurzarbeitergeld ist eine Pflichtleistung, die in jedem Fall ausgezahlt wird.“