Kirchheim
„Figur in Aktion“ an neuem Standort

Kultur Der „Kirchheimer Kunstweg“ erfährt derzeit eine Neuauflage. Die Artikelserie zum Kunstweg stellt in den kommenden Wochen die künstlerische Vielfalt im öffentlichen Raum vor. Von Florian Stegmaier

Wer sich in Kirchheim bewegt, stößt unweigerlich auf Kunst. Im Lauf der Zeit hat sich in der Stadt ein regelrechter Parcours für Skulpturen und Kunst am Bau etabliert. Renommierte Namen von überregionaler Strahlkraft geben sich hier die Klinke in die Hand.

 

Ich wünsche mir den Grüngürtel als Skulpturenpark.
Barbara Honecker
Kunsthistorikerin über ihre Vision für Kirchheims Alleenring

 

Um den künstlerischen Reichtum vor Augen zu führen, den die Teckstadt damit besitzt, hatte im Jahr 2004 die Arbeitsgruppe „attraktive Kernstadt“ den Bestand an Kunstwerken gesichtet und nach umfänglichen Recherchen den „Kirchheimer Kunstweg“ aus der Taufe gehoben. Doch die damals vorgelegte Broschüre ist nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Neue Werke sind hinzugekommen, manche Skulptur hat ihren Platz gewechselt.

Chancen zur Optimierung

Derzeit sind Kirchheims „Kulturchef“ Dr. Frank Bauer und Kunsthistorikerin Barbara Honecker mit der Neukonzeption des Kirchheimer Kunstwegs befasst. Seit fast zwanzig Jahren bringt Barbara Honecker in ihren Führungen Interessierten die vielfältigen Positionen des Kunstwegs näher. Dessen Neuauflage eröffnet Chancen zur Optimierung: „Wir haben uns Gedanken gemacht, ob die Kunstwerke durchweg ideale Standorte haben oder ob man da etwas verbessern könnte“, erläutert Bauer.

Für Reinhard Scherers „Figur in Aktion“ lagen sogar Anregungen aus der Bevölkerung vor, einen geeigneteren Standort zu suchen. In Kooperation mit dem Verschönerungsverein war für Scherers Figur rasch die Grünfläche vor der Stadtbücherei gefunden. Dorthin ist die abstrakte Plastik nun von ihrem langjährigen Domizil in der Metzgerstraße umgezogen. Für Honecker ein Schritt in die richtige Richtung. Hat sie doch eine ganz spezifische Vision für den Alleenring: „Ich wünsche mir den Grüngürtel als Skulpturenpark“.

Auch Frank Bauer zeigt sich zufrieden: „Der neue Standort bringt eine qualitative Aufwertung des Kunstwerkes mit sich“. Darin hat ihn nicht zuletzt der Künstler selbst bestätigt, der von der Neuplatzierung seines Werks sehr angetan ist. Das ist nachvollziehbar, kann sich doch hier die dynamisch strotzende Figur ungehindert entfalten.

Ästhetische Entwicklungen zeigen

Mit Reinhard Scherer wird ein Künstler ins öffentliche Bewusstsein gebracht, der in Kirchheim noch mit einer anderen, weitaus größer dimensionierten Arbeit vertreten ist. Sein fast zehn Meter hohes „Bewegtes Gefüge“ steht vor dem Haupteingang der Mediusklinik in der Eugenstraße. Scherer hat in den 1970er-Jahren Bildhauerei an der Stuttgarter Kunstakademie studiert. Seinen Skulpturen begegnet man in Stuttgart und Karlsruhe ebenso wie in Luxemburg und in Santiago de Chile. Zehn Jahre liegen zwischen der 1989 entstandenen Großplastik „Bewegtes Gefüge“ und seiner „Figur in Aktion“ aus dem Jahr 1979.

Solche ästhetischen Entwicklungen aufzuzeigen, ist Frank Bauer ein Anliegen. Neben einer neuen gedruckten Broschüre ist ihm daher die Digitalisierung des Kunstwegs wichtig. Geplant sind Informationstafeln mit QR-Codes, die Erläuterungen zu sämtlichen Werken und Künstlern bieten. Auch an eine virtuelle Galerie ist gedacht, um Entwicklung und Kontext jeder einzelnen Arbeit erfahrbar zu machen. Der geschichtsträchtige Kirchheimer Kunstweg dürfte damit endgültig im 21. Jahrhundert ankommen.