Kirchheim
Filme machen  „Lust aufs Praktikum“

Wettbewerb   Die Kirchheimer Raunerschule gewinnt 5 000 Euroi – einen von landesweit 24 Preisen im Wettbewerb „Bildungspartnerschaften digital“.  Von Andreas Volz

Schule und Wirtschaft sollen enger miteinander kooperieren. Deshalb gibt es Bildungspartnerschaften: Einzelne Schulen und einzelne Betriebe arbeiten intensiv zusammen, wenn es um Praktikumsplätze geht. Oft ergibt sich aus dem Schülerpraktikum eine Ausbildung. Beide Seiten profitieren also von der Partnerschaft. Die Pandemie hat diese Zusammenarbeit häufig zum Erliegen gebracht, wie Christel Reichle, Lehrerin an der Kirchheimer Raunerschule, berichtet: „Zweieinhalb Jahre lang konnten unsere jungen Menschen keinen Fuß mehr in einen Betrieb setzen – obwohl die Firmen dringend junge Leute brauchen.“

Deshalb war es keine Frage, dass sie seitens der Raunerschule am Wettbewerb „Bildungspartnerschaften digital – fit für die digitale Zukunft“ teilnahm. Eine enge Verbindung besteht zwischen der Raunerschule und dem Autohaus Schmauder & Rau. Gemeinsam mit Bettina Schmauder hat Christel Reichle innerhalb kürzester Zeit ein neues Projekt gezimmert.

Das Motto lautet: „Sei Vorbild, erlebe dein Praktikum digital“. Schüler gehen in einen Betrieb und erstellen ihren Praktikumsbericht in Form eines Films. „Der Praktikant kommt zurück in die Schule und berichtet der Klasse, was ihm gefallen hat. Durch den Film kann er das anschaulich in die Klasse reintragen – und sogar weiter nach unten, in die Klassenstufen, die nach ihm kommen.“ Das Video biete die Möglichkeit, das Erleben des Praktikums gleich zu transportieren: „Wir wollen dadurch den Stellenwert von Schülerpraktika erhöhen, und wir können das durch die Filme an der Schule multiplizieren – auch an Elternabenden.“

Die erste wichtige Hürde hat das Kirchheimer Projekt mit Bravour genommen: Es gehört zu den 24 Siegern im Wettbewerb, den das baden-württembergische Wirtschaftsministerium in Kooperation mit dem Kultusministerium ausgeschrieben hat. 5 000 Euro fließen jetzt also nach Kirchheim. „Von dem Geld schafft der Förderverein der Schule eine richtig gute Filmausrüstung an“, sagt Christel Reichle. Und auch um die „Software“ kümmert sich die Gemeinschaftsschule, denn sie gründet für das Projekt eine eigene Video-AG.

Die Preisverleihung war dem Thema angemessen, weil sie per Video-Stream stattfand. Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut betonte dabei, dass die berufliche Ausbildung eine gleichwertige Alternative zur akademischen Ausbildung sei. „Da gibt es keinen Unterschied bei Aufstiegschancen und Verdienstmöglichkeiten, und das wollen wir darstellen, auch über digitale Kanäle.“

Eine Ausbildung zahlt sich aus

Johannes Schmalzl, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart, pflichtete der Ministerin bei und rechnete gleich vor: „Wer eine Ausbildung macht und bis zum 60. Lebensjahr dabei bleibt, verdient bis dahin mehr Geld als jemand, der erst noch viele Jahre studiert.“

Schulen aller Schularten gehören zu den Preisträgern, und was alle Schüler lernen sollten, wurde bei der Preisverleihung ebenfalls vermittelt: dass sich die Arbeitswelt im ständigen Wandel befindet und dass es ohne lebenslanges Lernen nicht mehr geht, weil es den einen Beruf fürs gesamte Arbeitsleben nicht mehr gibt. Ein Ausbilder machte das an einem Beispiel deutlich: „Computer oder Laptops gab es zu Beginn meiner Ausbildung noch gar nicht.“ Sinnbildlich war auch das graue Wählscheibentelefon, das in einer der vielen Filmeinspielungen nicht ganz zufällig am Rand auf einem kleinen Tischchen stand.

Dass auch der Film der Raunerschule eine Botschaft transportierte, die „rüberkam“, zeigte Johannes Schmalzl von der IHK, der nach elf Filmeinspielungen hintereinander ein Zitat aus Kirchheim aufgriff: „Es geht darum, Lust aufs Praktikum und Lust auf die Ausbildung zu machen.“ Das ist nicht nur die Botschaft von Christel Reichle und Bettina Schmauder. Es ist eigentlich auch die Botschaft des gesamten Wettbewerbs.