Kirchheim
Flagge zeigen gegen die Todesstrafe

Statement Die Stadt Kirchheim ist kürzlich nach einem Beschluss des Gemeinderats der Initiative „Cities for Life“ beigetreten und nahm erstmals am weltweiten Aktionstag teil. Von Karin Ait Atmane

Einen Menschen töten, um zu zeigen, dass es Unrecht ist, einen Menschen zu töten – das ist ein Widerspruch in sich. Knapp 50 Frauen und Männer kamen am Donnerstagabend vor der blau angestrahlten Martinskirche zusammen, um ein Zeichen gegen die Todesstrafe zu setzen.

Der 30. November ist weltweiter Aktionstag der Initiative „Cities for Life – Städte für das Leben – Städte gegen die Todesstrafe“. In rund 2500 Städten auf dem ganzen Globus finden Mahnveranstaltungen statt für die Abschaffung dieser „grausamen, unmenschlichen und erniedrigenden Strafe“, so Karin Zweibrücker, die Sprecherin der lokalen Gruppe von Amnesty International. Die Stadt Kirchheim ist vor wenigen Wochen per Gemeinderatsbeschluss der Initiative beigetreten und war nun zum ersten Mal dabei: vor der Martinskirche, die wie viele andere markante Gebäude weltweit farbig erleuchtet war, mit Wortbeiträgen und mit Akkordeonklängen von Bezirkskantor Ralf Sach, in die sich zeitweise der Glockenschlag vom Turm mischte.

Genaue Zahlen gibt es nicht

Der Schriftsteller Albert Camus habe die Todesstrafe als den „vorsätzlichsten aller Morde“ bezeichnet, sagte Oberbürgermeister Pascal Bader. Auch wenn viele Staaten die Todesstrafe abgeschafft oder zumindest ausgesetzt haben, werden Jahr für Jahr Hunderte von Menschen durch staatliche Macht getötet. Das geschieht nicht nur unter totalitären Regimes wie in China oder dem Iran – auch die USA, Singapur oder Japan haben im Jahr 2022 Todesurteile vollstreckt. Genaue Zahlen kennt man nicht, sicher ist aber: Hinter den Hinrichtungen stehen „Personen, die ebenso wie wir alle Träume und Hoffnungen hatten“, so der Oberbürgermeister.

„Wenn Mord illegal ist, dann schafft die Todesstrafe ab“: Das war einer der Gedanken, die die Vertreterinnen und Vertreter des Kirchheimer Aktionsbündnisses – neben Amnesty International und der Stadt sind das die evangelische und katholische Kirchengemeinde, Pax Christi und der Arbeitskreis Asyl – in den Raum stellten. Sie erinnerten an die unschuldig zum Tode Verurteilten, an Fehleinschätzungen und Irrtümer der Jus­tiz. Die Todesstrafe verstoße gegen allgemeine Menschenrechte wie das Recht auf Leben und die Würde jedes Einzelnen; sie zerstöre die Moral und die Grundlagen der Zivilisation und werde von totalitären Herrschern zum Macht­erhalt missbraucht. Eine abschreckende Wirkung sei nicht nachweisbar und Minderheiten überproportional häufig betroffen. So zeigt der Aktionstag auch Solidarität mit all jenen, die hinter Gittern auf die Hinrichtung warten. Für einen von ihnen, den Afroamerikaner Rocky Myers, konnte man vor Ort die Bitte um Begnadigung unterschreiben.

Bis 21 Uhr blieb die Martinskirche beleuchtet. Vielleicht könne man diese Veranstaltung etablieren und künftig in Kirchheim jedes Jahr am 30. November zusammenkommen, sagte Karin Zweibrücker. So lange es notwendig ist: „Wir appellieren an die Weltgemeinschaft, den Einsatz gegen diese unmenschliche Strafe zu intensivieren“, betonte der Oberbürgermeister.