Kirchheims Kulturszene steht vor einer großen Veränderung: Nach 37 Jahren endet die Ära des Kulturrings unter dem Dach der Volkshochschule. Der Name „Kulturring“ bleibt indessen erhalten, die Organisation wechselt aber in die Zuständigkeit der Stadtverwaltung. Geht es nach den Vorstellungen der
Hauptverantwortlichen – Bürgermeisterin Christine Kullen und Kulturabteilungsleiter Frank Bauer –, wird sich ansonsten aber möglichst wenig ändern. Der Kern des klassischen Kulturringangebots soll erhalten bleiben, sei es bei Konzerten, beim Theater oder bei Ausstellungen.
Anstoß für die Umorganisation war der Wunsch des bisherigen Kulturringleiters Florian Stegmaier nach beruflicher Veränderung: „Im Dezember habe ich meinem Arbeitgeber gesagt, dass ich aufhören möchte.“ Wegen der entsprechenden Kündigungsfrist endet sein Arbeitsvertrag nun also zum 30. Juni. Wie genau sein beruflicher Lebenslauf weitergeht, steht noch nicht fest. „Aber ich habe während der Corona-Zeit viel nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mit Ende 40 noch einmal etwas Neues anfangen möchte.“
Im April 2011 hatte Florian Stegmaier das Amt des Kulturringleiters von Gerhard Fink übernommen, der seinerseits 1986 unter dem damals neuen Konstrukt zum ersten Leiter des VHS-Kulturrings geworden war. Letztlich aber ist Florian Stegmaier dem Kulturring schon viel länger verbunden, weil er in dessen Auftrag schon vor 20 Jahren erstmals Ausstellungen organisiert hat. Mit Ausstellungen will er sich auch weiterhin befassen: „Da stelle ich mich gerne zur Verfügung. Die Ausstellungen waren unabhängig von meiner Rolle als Leiter des Kulturrings, und die Betreuung der Ausstellungen habe ich somit auch nicht gekündigt.“
Ernste Worte findet Florian Stegmaier, wenn es um die Einbettung der Kultur in ein Gesamtkonzept geht. Konkret meint er damit das Zusammenspiel von Kultur und Gastronomie: „Die Stadthalle als Veranstaltungsort ist richtig gut. Aber seit zehn Jahren gibt es dort kein Restaurant mehr.“ Soll heißen: Wer den Theater- oder Konzertbesuch gerne mit gutem Essen oder auch mit einem edlen Tropfen nach Veranstaltungsende verknüpfen möchte, muss in die Umgebung ausweichen. Im fehlenden gastronomischen Angebot sieht Florian Stegmaier ein großes Manko: „Da kann ich inhaltlich anbieten, was ich will. Manche Leute bleiben einfach weg, wenn es nebenan kein Restaurant gibt.“
Dank ans treue Stammpublikum
Diese Aussage soll aber nicht als eine Art „Publikumsbeschimpfung“ verstanden werden – im Gegenteil: „Ich bin sehr dankbar für die vielen Jahre, die ich mich hauptamtlich um die Belange des Kulturrings kümmern konnte. Ich will auch die vielen schönen Begegnungen nicht missen, die mit den Künstlern nicht und schon gar nicht die mit unserem tollen Stammpublikum.“
Auch Kirchheims „Kultur-Chef“ Frank Bauer lobt Florian Stegmaiers Wirken: „Er hat hier großartige Arbeit geleistet und ein tolles Netzwerk aufgebaut.“ Aktuell profitiere der neue städtische Kulturring noch extrem von Florian Stegmaiers Vorarbeit: „Das Programm steht ja bis zum Jahresende. Wir übernehmen das gerne und führen es fort.“ Für das kommende Jahr sei das Programm gerade „in der Mache“.
An eine komplett neue Ausrichtung des Kulturrings sei nicht gedacht: „Es gibt ja klare Zuständigkeiten in der Kirchheimer Kulturszene, mit vielen unterschiedlichen und autonomen Akteuren. Die sind alle Experten auf ihrem Gebiet. Wir wollen da keine neue Konkurrenz aufbauen, sondern beim klassischen Angebot des Kulturrings bleiben.“ Allenfalls längerfristig könne es Veränderungen geben – etwa indem Kinder und Jugendliche als Zielgruppe stärker in den Blick genommen werden: „Wir planen aber nur evolutionäre Änderungen, keine revolutionären.“
Die größte Umstellung dürfte sicher die personelle werden. Da gibt sich Bürgermeisterin Christine Kullen aber zurückhaltend: „Personelle Lösungen zeichnen sich ab. Es handelt sich dabei um interne Lösungen.“ Sobald Namen spruchreif werden, will die Stadt damit auch an die Öffentlichkeit gehen. Aktuell zumindest ist es Frank Bauer, der die Leitung des Kulturrings interimsweise übernimmt. „Sein“ erstes Konzert findet am Sonntag, 9. Juli, im Alten Gemeindehaus statt. Dort gastiert dann das Sindelfinger Streichquartett. Auf dem Programm stehen Werke von Boccherini, Cherubini und Verdi.