Kirchheim
„Fluchtpunkt Kunst“

Kunstweg Das Wandbild am Eingang der Kirchheimer Medius-Klinik ist ein Werk des Stuttgarter Künstlers Hannes Steinert. Ein Dokumentarfilm würdigt den Maler anlässlich seines 70. Geburtstags. Von Florian Stegmaier

Fragt man Bewunderer der Kunst von Hannes Steinert nach ihrem persönlichen Faszinosum, so wird meist seine charakteristische Palette lichter und intensiver Farben erwähnt. Da ist es zwar schade, dass Steinerts Wandbild am Eingang der Kirchheimer Medius-Klinik im Lauf der Jahre etwas an Sättigung eingebüßt hat. Gleichwohl bleibt diese Station des Kirchheimer Kunstwegs in hohem Maße repräsentativ für das Schaffen des Stuttgarter Künstlers.

Das über vier Meter breite und zwei Meter hohe Werk ist 1990 entstanden und zählt zu Steinerts abstrakter Schaffensphase. Kreisformen und an Leitern gemahnende Elemente gehören zum typischen Formenrepertoire. Für seine stilistische und thematische Bandbreite ist Hannes Steinert bekannt: „Ich habe ein ganzes Paket von Themen in mir“, sagt er, „Landschaft, Figur, Stillleben, Dinge aus dem Alltag.“ Das kann mal mehr am Gegenständlichen orientiert sein, ebenso aber eine Verwandlung in die Abstraktion finden. Ausbleibende Inspiration ist Steinert fremd. Verschafft ihm doch der Alltag eine überbordende Fülle imaginativer Anregung: „Im Kopf dreht sich ständig das Rädchen, wie ich das sofort in Bildern umsetzen könnte.“

Wer von Kirchheim und Hannes Steinert spricht, darf Thomas Niecke und sein „Kunstkabinett“ nicht unerwähnt lassen. Niecke, der später die Galerie Keim in Bad Cannstatt übernommen hat, begleitet den Künstler bereits seit Jahrzehnten. Schon in den 80er-Jahren wussten Ausstellungen des Kirchheimer Kunstkabinetts für Steinerts Schaffen zu begeistern und das Interesse von Sammlern zu wecken.

Steinerts Laufbahn begann 1977 in der Kunstschule Nürtingen. Anschließend konnte er bei Professor Rudolf Schoofs an der Staatlichen Kunstakademie Stuttgart studieren. „Das war ein Sprung in eine neue Welt“, erinnert sich Steinert an seine Akademiezeit, „damals begann ich, eine ganz andere Sichtweise auf die Kunst zu entwickeln.“ Auch mit Drucktechniken wie Radierung, Holz- und Linolschnitt und der Serigrafie machte er sich an der Stuttgarter Akademie vertraut.

Einblicke in das Leben

Dieses Jahr kann Steinert seinen 70. Geburtstag feiern. Ein besonderes Geschenk liegt schon bereit. Unter dem Titel „Fluchtpunkt Kunst“ hat Filmemacher Martin Klein eine Dokumentation über den Künstler produziert. Entstanden ist ein facettenreiches Porträt, das sich Werk und Persönlichkeit Steinerts einfühlsam nähert. Der Künstler spricht er über seine Arbeit, erzählt aber auch von der gesellschaftlichen Realität, mit der man als homosexueller Mann in den 70er-Jahren konfrontiert war. Ebenso kommen Freunde, Sammler und Weggefährten zu Wort. Berührend ist der Besuch im ehemaligen Kinderdorf Gutenhalde. Dort hat Steinert Kindheit und Jugend verbracht.

Eine Messe für Comicsammler war ein weiterer Drehort. Steinert ist enthusiastischer Fan von Cartoons. Sympathisch einnehmend wirkt das Lampenfieber, mit dem er Szenestar Ralf König gegenübertritt. Der Dokumentarfilm ist zunächst in ausgewählten Kinos im Großraum Stuttgart zu sehen. Weitere Informationen zu „Fluchtpunkt Kunst“ finden sich unter www.naeherdranfilm.de.