Es ist soweit: Die Knospen sprießen, die Temperaturen steigen, die Vögel zwitschern – Zeit für den Frühjahrsputz. Fast alle kennen die Erfahrung, dass Ausmisten befreit. Doch leichter gesagt als getan. Schon tauchen die üblichen Fragen auf: Was behalte ich, was werfe ich weg, woher kommt diese Unordnung jedes Jahr, und wieso tue ich mir das überhaupt an?
Eine, die diese Fragen zwar nicht einfach so beantworten kann, jedoch einige Vorschläge zum Thema Putzen parat hat, ist Linda Thomas.
erweiterte Menschenpflege.
Durch ihre langjährige Erfahrung in der Hauswirtschaftsführung und einer eigenen ökologischen Putzfirma in der Schweiz ist sie zu einem wahren Putz-Guru geworden. Sie gibt weltweit Seminare und Work-Shops, und ihre Bücher wurden auf englisch, italienisch und chinesisch übersetzt. Kürzlich hat sie im Eurythmie-Studio Köngen auf Einladung des dortigen Waldorfkindergartens Putzskeptikern Mut gemacht.
Linda Thomas ist der Meinung, dass unordentliche, unerledigte Sachen den Menschen Kraft rauben. Auf der anderen Seite gibt jede erledigte Aufgabe Kraft für die nächste gibt. Um Putzen zu können, benötige man Ordnung, lautet ihre Devise. Und wie schafft man diese Ordnung dauerhaft? Einen Anfang könnte der Frühjahrsputz darstellen.
Den Kampf sagt die Putzfachfrau zunächst den „provisorischen Parkplätzen“ an. Mit diesem Phänomen meint sie Plätze, an denen alles mögliche abgestellt wird, was da nicht hingehört.. Die einzige akzeptable Form von provisorischen Parkplätzen ist laut ihr das Ablegen von Dingen auf der Treppe, um sie später mit hoch zu nehmen. Aber Achtung: Die Treppe sollte jeden Abend aufs Neue geleert werden – sonst entsteht hier ein dauerhaftes Problem.
Eine weitere Baustelle sind Gegenstände und Dekoartikel, die eigentlich nur als Staubfänger dienen. Linda Thomas rät, die Beziehung zu solchen Gegenständen ruhig zu hinterfragen. Brauche ich das? Macht es mir Freude? Wenn die Antwort „Nein“ lautet, dann weg mit dem unnötigen Ballast – selbst wenn das Risiko besteht, die Tante zu verärgern. Sie könnte beim nächsten Besuch die hässliche Lampe vermissen, die sie letztes Mal als Geschenk mitgebracht hatte.
Ein Haus ist nicht gleich ein Zuhause, und Putzen ist nicht automatisch Pflegen. Linda Thomas weiß das und motiviert ihre Fans, sich selbst ein wenig Lebensqualität zu schenken. Dabei zahlen sich kleine Schritte extrem aus: Wer beispielsweise am Abend noch das Waschbecken auswischt, freut sich am nächsten Morgen, keine unappetitlichen Zahnpastareste vorzufinden. Die Putzfee vergleicht die Zahnpasta-Spritzer vom Vortag mit Altlasten, die man mit sich rumschleppt. Wacht man ohne diese auf, fühlt man sich erfrischt und ist bereit für den neuen Tag.
„Raumpflege ist immer erweiterte Menschenpflege“ sagt Linda Thomas – ein Satz, der im Publikum auf große Zustimmung stieß und manch einem das Putzen plötzlich in anderem Licht erscheinen lässt.