Kirchheim
Freie Sicht auf Alb und Stadt dank Freischneider

Natur Der Aussichtspunkt auf dem Würstlesberg in Kirchheim war lange Zeit keiner mehr. Wer auf den Bänken saß, blickte auf Bäume und Büsche. Der Verschönerungsverein organisierte eine Rodungsaktion. Von Iris Häfner 

Wer die 89 Treppenstufen zum Würstlesberg erfolgreich erklommen hat, den belohnt der tolle Ausblick auf die Dächer der Stadt mitsamt dem Albtrauf. Das ist allerdings nicht selbstverständlich, denn die Natur beweist seit Jahrzehnten ihre Vitalität. „Weder Teck noch Neuffen und das Albpanorama waren zu sehen“, erinnert sich Martin Lude,

Vorsitzender des Verschönerungsvereins Kirchheim. Auf den Hanggrundstücken unterhalb des Aussichtsplateaus wuchsen Bäume, Büsche und Brombeeren in den Himmel und mussten deshalb gestutzt und gerodet werden. Diesen Kraftakt leistete der Verschönerungsverein mithilfe der tatkräftigen Unterstützung der Firma Köber, Garten- und Landschaftsbau Kirchheim.

„Der Verein ist seit 1963 mit diesem Thema betraut, also nunmehr seit 60 Jahren“, erklärt Martin Lude. Doch es gab immer wieder Probleme mit dem Zugang zu den Grundstücken. So mussten auch 2021 und 2022 vor dem Rückschnitt die Dinge wieder neu geklärt werden

Der Impuls für die Rodung kam von einem Vereinsmitglied. „Zudem sensibilisierte uns ein Artikel im Kirchheim-Magazin von 2021, wo der Aussichtspunkt Würstlesberg als Lieblingsort Nummer eins von der Redaktion herausgestellt wurde“, erzählt Martin Lude.

 

Der Platz ist meist top in Schuss. Hier scheint es ein Nachbarschaftsnetzwerk zu geben.
Martin Lude über die Tatsache, dass der Platz meist top in Schuss ist.

 

Seit diesem Zeitpunkt sind die Vereinsmitglieder engagiert. Die Stadt klärte über das Liegenschaftskataster die Anteile des städtischen Grundstücks und den eines Privatgrundstücks. „Die Besitzer zeigten sich sehr kooperativ und so stand einem Rückschnitt nichts mehr im Wege“, freut sich nicht nur der Vorsitzende, sondern auch Ausschussmitglied Dr. Christoph Miller beim Treffen auf dem Aussichtspunkt. Philipp Köber hat sich mit Wolf Rühle, Umwelt- und Naturschutzbeauftragter der Stadt Kirchheim, getroffen und abgesprochen, wie viel Meter gerodet werden sollen. Die Stadt übernahm Ende vergangenen Jahres die Arbeiten auf ihrem Grundstück, die Firma Köber den Anteil auf den Privatgrundstücken. „Familie Köber zählt zu unseren langjährigen Unterstützern und übernahm Rückschnitt samt Abtransport für den Verein kostenneutral“, sagt Martin Lude. 

Die Aussichtsplattform ist beliebt, insbesondere seitdem die Stadt dort die geschwungenen XXL-Liegestühle aufgestellt hat. „Spaziergänger, Wanderer, Jogger, Ruhesuchende, Meditierende, Sonnenanbeter, spielende Kinder – hier trifft man alle an. Überhaupt scheint der Ort generationsübergreifend angenommen und nicht nur von den Würstlesberg-Bewohnern genutzt zu werden“, sagt sich Martin Lude. Sportler nutzen die Treppen als kostenlose Fitness-Geräte. Die eignen sich neben dem Konditionsaufbau auch zum Dehnen der Muskeln. Abends sind oft Jugendliche anzutreffen – bei denen allerdings der Chill-Faktor im Vordergrund steht.

„Der Platz ist meist top in Schuss. Hier scheint es ein Nachbarschaftsnetzwerk zu geben, das einer Vermüllung – wie sie vielerorts in Kirchheim anzutreffen ist – vorbeugt“, lobt Martin Lude. Wenn es mal Müll gebe, werde er zeitnah entsorgt. „An einem sauberen Platz ist die Hemmschwelle zur Verunreinigung viel höher. Vielleicht eine Anregung, dies auch an anderen Plätzen in Kirchheim so zu organisieren“, meint der Vereinsvorsitzende.

Alle Beteiligten der Schnittaktion sind sich einig, dass künftig jährlich, spätestens aber alle zwei Jahre ein Rückschnitt erfolgen soll, damit der schöne Ausblick auf die Altstadt und den Albtrauf immer gegeben ist.