Kirchheim
Freie Wähler setzen auf Musolf

Landratswahl Bissingens Bürgermeister geht im fraktionsinternen Kandidatenduell als Sieger gegen seinen Deizisauer Amtskollegen Thomas Matrohs hervor.

Marcel Musolf mit Familie nach seiner Wiederwahl zum Bissinger Bürgermeister vor fünf Jahren mit 99 Prozent der abgegebenen Stimmen. Foto: Carsten Riedl

Weißer Rauch stieg keiner auf. Mit großer Spannung erwartet wurde das Ergebnis am Donnerstagabend allemal. Hinter verschlossenen Türen und in geheimer Wahl haben die Freien Wähler als stärkste Fraktion im Kreistag im Wernauer Quadrium ihren Kandidaten für die Landratswahl am 26. Juli gekürt. Das Ergebnis wird man unterm Breitenstein vermutlich mit einiger Wehmut aufnehmen: Bissingens Bürgermeister Marcel Musolf hat sich im internen Duell gegen seinen Deizisauer Amtskollegen Thomas Matrohs durchgesetzt und geht bei der Wahl im Juli nun mit guten Chancen ins Rennen um die Nachfolge des Esslinger Landrats Heinz Eininger. Für Musolf, der an diesem Freitag seinen 39. Geburtstag feiert, war es ein vorgezogenes Geschenk. „Die letzten Tage und Wochen waren sehr  spannungsgeladen“, räumte der Sieger nach seiner Wahl ein. Entsprechend groß war die Erleichterung, und entsprechend groß war auch die Enttäuschung beim unterlegenen Mitbewerber, nachdem das Rennen auch fraktionsintern bis zum Schluss als offen galt.  Für Fraktionschef Bernhard Richter war es ein „schwerer Abend“, wie er betonte, „weil wir zwei gute Kandidaten hatten.“ Richter: „Die Freien Wähler stehen jetzt geschlossen hinter Marcel Musolf.“

Schon vor der Abstimmung war klar: Die fachliche Eignung für das Amt des Landrats bringen beide Bewerber mit. Am Ende war es also eine Wahl, die aus persönlichen Motiven heraus entschieden wurde. Musolf stehen nun weitere anstrengende Wochen bevor, auch wenn engere Gespräche mit Fraktionen erst nach der Kreistagswahl am 9. Juni starten sollen. Erster wichtiger Termin ist am 17. Juni, wenn die Bewerberfrist endet. Bis dahin bleibt offen, ob etwa die SPD als vierstärkste Kraft im Kreistag einen eigenen Kandidaten ins Rennen schickt. Die Genossen wären wichtigster Bündnispartner der Freien Wähler bei der Landratswahl im Kreistag. Beide Fraktionen zusammen hätten eine Fünf-Stimmen-Mehrheit gegenüber CDU und Grünen, die mit dem Horber OB Peter Rosenberger in die Wahl gehen. 

Wie sich die SPD positioniert, ist also die eine Frage, wie sich die Mehrheitsverhältnisse nach der Wahl des neuen Kreistags am 9. Juni gestalten, die andere. Marcel Musolfs erste Stellungnahme jedenfalls klang fast schon wie eine Antrittsrede: Mit klarem Kompass, einer nachhaltigen Ausrichtung und der Bereitschaft für neue Wege wolle er den Landkreis Esslingen zukünftig führen. Was ihm dabei wichtig ist: „Transparente Kommunikation und eine Beteiligungskultur auf Augenhöhe.“ Die Rede ist von einer Nachhaltigkeitsstrategie und von neuen Impulsen. „Mit einer verstärkten Wirtschaftsförderung, Vortrieb bei der nachhaltigen Mobilität, einem klaren Fokus auf soziale Teilhabe und Integration stehen große Themen auf der Agenda, die genauso wie die medizinische Versorgung im Landkreis die kommenden Jahre prägen werden,“ fasst Musolf seine Ziele, mit denen er wirbt,  zusammen.

Thomas Matrohs

Der ehemalige Leistungssportler im Fechten ist seit 2011 Bürgermeister in Bissingen und dort äußerst beliebt. Bei seiner Wiederwahl vor fünf Jahren entfielen 99 Prozent der abgegebenen Stimmen auf ihn, bei einer Wahlbeteiligung von mehr als 50 Prozent, obwohl es keinen Gegenkandidaten gab. Marcel Musolf ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt in der Seegemeinde. Er bekleidet im Hauptamt diverse Ämter auf Kreis- und Landesebene. Daneben ist er, über das Kreistagsmandat für die Freien Wähler hinaus, Beiratsvorsitzender bei der DRK-Zukunftsstiftung und Vorsitzender der Verwaltungsbeamten im Landkreis Esslingen. Sollte Musolf im Juli gewählt werden, braucht Bissingen ab November einen neuen Bürgermeister.​