Kirchheim
Freiwillige Feuerwehr: Spätberufene sind Feuer und Flamme

Ehrenamt Auch Erwachsene können zur Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim gehen und die Grundausbildung machen. Das beweist Ahmet Özsinmaz. Mit 30 Jahren wurde er Truppmann bei den Rettungskräften. Von Daniela Haußmann

Landesweit engagieren sich laut dem Innenministerium Baden-Württemberg mehr als 177000 Männer und Frauen in der Freiwilligen Feuerwehr. Rund 475 von ihnen sind in Kirchheim bei der Feuerwehr, rund 280 davon sind in der Einsatzabteilung aktiv. Darunter Ahmet Özsinmaz, der 2014 als Erwachsener mit 30 Jahren zu der Blaulichtorganisation stieß. Der Wunsch, anderen zu helfen, die Begeisterung für die Technik, die Freude am Gemeinschaftserlebnis, aber auch die persönliche Herausforderung im Einsatz waren für ihn die Gründe. In seiner Freizeit ist Özsinmaz zwar jahrelang mit dem Rettungsdienst ausgerückt, aber er war nie in der Jugendfeuerwehr und brachte auch sonst keine einschlägigen Vorkenntnisse mit. Das alles tat der Sache aber keinen Abbruch. Schließlich steht auch Quereinsteigern ab 18 Jahren der Weg in die ehrenamtliche Feuerwehrkarriere offen.

Späteinsteiger bleiben länger

Neben der Kinder- und Jugendfeuerwehr bilden die Spätberufenen eine wichtige Säule in der Nachwuchsarbeit. „Mit 65 Jahren scheiden die Ehrenamtlichen aus dem aktiven Dienst aus“, sagt Stadtbrandmeister Michael Briki. „Wer zu uns kommen will, sollte das bedenken.“ Das Gros der Quereinsteiger sei zwischen 30 und 40 Jahren alt, einige hätten sich auch erst mit 50 entschieden, mitzumachen. Die Verweilquote all jener, die sich im fortgeschrittenen Alter für die Feuerwehr entscheiden, schätzt Briki deutlich höher ein, als bei Jugendlichen, deren Leben durch Ausbildung, Studium, Beruf und Beziehung einem potenziell stärkeren Wandel unterworfen ist.

Als Ahmet Özsinmaz zu der Rettungsmannschaft stieß, stand seine Frau voll und ganz hinter ihm. „Das war mir wichtig, denn Übungsabende, Aus- und Fortbildung nehmen Zeit in Anspruch und die Einsätze sind mit Gefahren verbunden“, so der 38-Jährige, der am Anfang erst einmal die 70-stündige Grundausbildung zum Truppmann durchlaufen musste.

Neben der Arbeit, abends und am Wochenende, büffelte und übte der gelernte Kraftfahrzeug-Mechatroniker, um später Personen aus lebensbedrohlichen Situationen zu retten. Er lernte, wie Brände entstehen, wie sie sich ausbreiten und wie man sie löscht. Er trainierte, wie man Menschen bei Autounfällen aus Wracks schneidet, vom Sturm entwurzelte Bäume aus dem Weg räumt, Verschüttete befreit, Erste Hilfe leistet und vieles mehr. Unzählige Male hat er die technische Ausrüstung in Übungen benutzt und kennengelernt, verschiedene Einsatzszenarien durchgespielt und sich mit den Gefahren der Feuerwehrarbeit beschäftigt. „Unser Know-how ist unser wichtigstes Kapital, denn das Wissen und Können aus der Ausbildung ist im Ernstfall die Basis für die eigene Sicherheit und die der Kameraden“, betont Ahmet Özsinmaz.

An die Grundausbildung schließen sich weitere Fortbildungen an. Etwa die zum Maschinisten, Truppführer, Atemschutzgeräteträger, Drohnenpilot oder Schulungen für Gefahrgut-Einsätze, Zugunfälle, Brandschutzerziehung oder Jugendleiter. Die Blaulichtorganisation bietet ein enorm breites Aufgabenspektrum und spannende Entwicklungsmöglichkeiten – genau das macht für Ahmet Özsinmaz den Reiz der Blaulichtorganisation aus. „Gerade wegen dieser großen Vielfalt ist jeder mit dem was er kann oder bereit ist zu lernen, wichtig für die Feuerwehr“, ist der 38-Jährige überzeugt. „Deswegen findet bei ihr so gut wie jeder Beruf einen sinnvollen Einsatz und jede Persönlichkeit kann sich einbringen.“

Hinzu kommt für ihn: „Ob Hochwasser, Sturmschäden, Aufräumarbeiten, Chemie- oder Strahlenschutzeinsatz – das, was man hier lernt und an Erfahrungen sammelt, ist kein weltfernes Spezialwissen, sondern nützt auch in Freizeit und Beruf.“

Alle Kosten die für Feuerwehrdienst, Aus- und Fortbildung anfallen, trägt laut Michael Briki die Kommune. Sie stellt auch die Schutz- und Dienstkleidung zur Verfügung. Außerdem sei jede Einsatzkraft bei Unfällen und Sachschäden versichert. Allerdings muss jeder, der die Grundausbildung machen will, ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und braucht ein Attest vom Arzt, das die medizinische Eignung bestätigt.

Ahmet Özsinmaz jedenfalls ist Feuer und Flamme für das Ehrenamt. Jeden der Interesse hat, lädt er ein, über die Homepage www.feuerwehr-kirchheim.de Kontakt aufzunehmen.