Ganz in Weiß gekleidet stehen sie vor der weißen Wand in der Schlosskapelle, vier Musikerinnen, die der Kulturring Kirchheim eigentlich als Open Air gebucht hat. Doch aufgrund des Public-Viewings zum EM-Finale war der Schlossplatz den Fußballfans gewidmet. Macht nichts, der Saal war proppenvoll, es mussten sogar noch Stühle herbeigeschafft werden, und auch die Akustik war top. „Super, dass so viele Leute gekommen sind“, freut sich die Namensgeberin des Streichquartetts „Manon & Co“, das ohne viel Federlesens gleich mit den Stücken „In the Mood“, „I got Rhythm“ sowie „Honey Pie“ beschwingt und gut gelaunt loslegt. Wahnsinn, worüber soll man mehr sta unen – über die jeweilige Neuinterpretation dieser Evergreens oder die charismatischen Musikerinnen, die richtig Vollgas geben?
„Man hört vier vernünftige Leute sich untereinander unterhalten“, lautet ein Zitat von Johann Wolfgang von Goethe über das Streichquartett. Da fragt man sich, was er wohl zu dem rockigen oder swingenden Wortwechsel des energiegeladenen Damen-Ensembles gesagt hätte? Bei den Künstlerinnen ist nahezu jede Musikrichtung willkommen, halt nur nicht Klassik – wenngleich Petra-Manon Hirzel selbige studiert hat.
Die Entertainerin spielt im wahrsten Sinne des Wortes die erste Geige und ist zudem der kreative Kopf der exzellenten Arrangements und einzigartigen Improvisationen. Mit Astrid Menzer, die Viola und Bratsche spielt, hat sie vor rund 20 Jahren das Ensemble „Manon & Co“ gegründet. Violinistin Katharina Keter und Violoncellistin Izumi Fujii machen die virtuose Damenriege komplett. Ob Streichen, Zupfen oder bisweilen Malträtieren: Alle vier beweisen, dass in ihnen und ihren Saiteninstrumenten bedeutend mehr als elitäre Kammermusik steckt. „Jetzt könnt ihr euch ganz entspannt zurücklehnen, denn das Lied kennt niemand“, sagt Petra-Manon Hirzel und schiebt augenzwinkernd nach: „Das Stück ist von mir.“
Ihre Songs, darunter „Girl from Ipanema“, „Summertime“, „Cats“ sowie „He’s a Pirate“, die sie ohne Technik, aber mit viel Verve interpretieren, haben das gewisse Etwas. Was man auf Konzerten eher selten erlebt: dass Musikerinnen unplugged spielend durch die Reihen gehen und dabei mit einem Lächeln das Publikum mit einbeziehen. Beispielsweise beim Titel „Spain“, bei dem auserlesene Besucher eine kurze Einweisung zum korrekten „Shaken“ bekamen. „Rechter Winkel, 90 Grad, dann hoch und runter, etwas schneller“, weist Petra-Manon Hirzel die neue Rhythmusgruppe ein. Wer Lust auf Bewegung hatte, lag bei „Rock around the Clock“ oder „Smoke on the Water“ richtig. Beim Stück „Cotton Eye Joe“ überzeugte Besucher Samir zwischen den „Mädels“ als cooler Lassowerfer.
Fazit: Ein stilvolles Konzert mit großer Bandbreite und vier herausragenden Musikerinnen, die allesamt mit Können und jede Menge Humor das Streicher-Genre aufmischen.