Kirschenernte
Frost und Regen setzen Kirschen zu

Vor allem der späte Kälteeinbruch im April, aber auch die Unwetter Anfang Juni haben Spuren hinterlassen. Obstbauern aus der Teckregion sprechen von einer durchwachsenen Saison. 

Tobias Kurfess aus Owen nimmt jede einzelne Kirsche genau unter die Lupe. Foto: Tobias Tropper

Es gab durchaus schon schlechtere Jahre - aber so richtig begeistert sind die Obstbauern und Streuobstwiesenbesitzer aus der Region heuer mit Blick auf die Kirschenernte nicht. Vor allem der späte Kälteeinbruch Ende April mit Frostnächten setzte vielen Bäumen zu, die bereits in Vollblüte gestanden waren. Und auch das Unwetter mit Dauerregen Anfang Juni ging freilich nicht spurlos an den Früchten vorbei.

„Bei uns in Owen ist es unterschiedlich“, sagt Tobias Kurfess, stellvertretender Vorsitzender des Owener Obst- und Gartenbauvereins. Je nach Standort der Bäume seien die Blüten entweder komplett erfroren oder hätten den Kälteeinbruch relativ gut überstanden. Durch das Unwetter Anfang Juni hätten vor allem die frühen Sorten Schaden genommen: Der Regen ließ die Kirschen aufplatzen, ergänzt Kurfess. Die Folge sei, dass man beim Ernten jede Frucht einzeln unter die Lupe nehmen müsse. Viele Kirschen müsse man wegwerfen, weil sie aufgeplatzt sind oder Frostschäden aufweisen, ergänzt Kurfess. Der Kunde wolle makellose Ware; alles andere sei nicht verkaufsfähig: „Unschöne Früchte im Kistle sind halt nicht so ansprechend für die Kunden“, weiß der Owener. Insgesamt bezeichnet er die Kirschenernte in diesem Jahr als „durchwachsen bis okay“.

Feuerkörbe aufgestellt

Das sieht Tobias Schmid aus Owen ähnlich: „Der Frost und der Regen haben ziemlich für Ausfall gesorgt“. Aber durch ein Experiment, das er heuer im Frühjahr wagte, konnte er manches noch auffangen: In einem kleineren Teil seiner Plantagen hat er versucht, „mithilfe von Frostbefeuerung die Frostnächte im April zu überbrücken – das hat relativ gut funktioniert“. Bei dieser Methode werden mit Holzpellets befüllte Feuerkörbe im Abstand von vier bis fünf Metern aufgestellt. Um die Ernte zu retten, war Schmid mitten in der Nacht auf seinen Anlagen unterwegs und entzündete die Feuer, sobald der Frost einsetzte. „Die Brenndauer liegt bei etwa fünf Stunden“, informiert der Owener, der die Aktion im Vorfeld mit der Feuerwehr abgesprochen hatte.

Die Frostbefeuerung sei nicht neu und werde zum Beispiel am Bodensee oder in Österreich schon länger praktiziert. „Für unseren Betrieb war es das erste Mal. Es war ein Versuch, wir haben uns mal rangetastet“, erklärt Schmid. Sein Fazit: „Es ist machbar und bringt auch Erfolg, aber es ist ein Riesen-Aufwand“.

Ob sich das Ganze rechne, müsse sich noch zeigen. „Ein Pelletsack kostet fünf bis sieben Euro“, gibt Schmid zu bedenken. Dies müsse man hochrechnen auf die Fläche. Hinzu komme die Arbeitszeit. „Es ist eine Gradwanderung, ob es wirtschaftlich ist oder nicht.“ Sicher sei aber: Die Bäume, die auf der befeuerten Fläche stehen, tragen mehr Früchte als die nicht befeuerten – „und die Qualität der Kirschen ist super“, ergänzt Schmid. Ein Teil seiner Kirschbäume befindet sich zudem unter Planen, um die Früchte vor Regen und Hagel zu schützen. Doch auch diese Vorsichtsmaßnahme sei freilich ein Kostenfaktor. 

Neue Sorten sind in Testphase

Mit Blick auf den Klimawandel und die Wetterkapriolen hält Tobias Schmid die Augen offen, was neue Sorten anbelangt, die den Herausforderungen besser standhalten können. „Da ist momentan was im Gange“, weiß der Owener. Jedoch könne es mehrere Jahre dauern, bis neue Sorten marktfähig sind. „Es ist oft so, dass es einen schnellen Zuchterfolg gibt. Doch nach ein paar Jahren stellt sich heraus, dass die Frucht vielleicht doch nicht gut schmeckt oder dass der Baum eine Krankheit bekommt, die zu einem Totalausfall führt“, weiß der Experte. Die Ergebnisse der Testphasen müsse man deshalb zunächst abwarten. hei