Kirchheim
Fußgängerzone Dettinger Straße: Der Testlauf geht weiter

Verkehr In der nördlichen Dettinger Straße in Kirchheim sollen die Autos weiterhin verbannt bleiben. Frühestens Anfang 2025 will der Gemeinderat erneut über die Verkehrsregelung entscheiden. Von Andreas Volz

Zwischen Gaiserplatz und Limburgstraße gilt eine Einbahnstraßenregelung. Die Schrägparkplätze, die dadurch ermöglicht wurden, fanden im Kirchheimer Gemeinderat großes Lob bei allen Fraktionen und Gruppierungen.      Foto: Carsten Riedl

An Fußgängerzonen scheiden sich immer wieder die Geister – selbst wenn sich die Fußgängerzone noch im Probelauf befindet: Obwohl die Testphase in der Dettinger Straße in Kirchheim noch bis Anfang 2025 laufen soll, hatten die Freien Wähler im Gemeinderat beantragt, die aktuellen Regelungen wieder zu ändern. Zwischen der Lohmühlegasse und der Ziegelstraße hätten sie gerne tagsüber einen Einbahnverkehr gehabt, sodass der Verkehr über die Ziegelstraße in Richtung Hahnweidstraße hätte fließen können. Zwischen der Ziegel- und der Walkstraße wiederum wollten sie einen Wechsel zwischen Sommer und Winter – im Sommer Fußgängerzone als Flaniermeile mit Außengastronomie und im Winter weiterhin einen Einbahnstraßenverkehr.
 

Ladensterben verhindern

Die Argumentation der Freien Wähler stellte Stadtrat Hans-Peter Birkenmaier vor: „Die Frequenz in der Dettinger Straße hat durch die Fußgängerzone deutlich abgenommen. Wir wollen nicht, dass noch mehr Läden schließen müssen.“ Für die Gastronomie sei die Fußgängerzone im Sommer sicher ideal. „Aber für die Läden ist es ein großes Problem. Ein Großteil der Menschen fährt nach wie vor mit dem Auto zum Einkaufen – ob wir das wollen oder nicht.“ Sicher gebe es viele unterschiedliche Ursachen für das Ladensterben. Aber ein wesentlicher Grund sei die Verkehrssituation: „Wenn wir das Autofahren immer nur erschweren, bekommen wir immer mehr Leerstände in der Stadt.“

Von unterschiedlichen Perspektiven sprach die CDU-Fraktionsvorsitzende Natalie Pfau-Weller: „Die Händler wollen Parkplätze, und die Anwohner wollen mehr Aufenthaltsqualität, eine höhere Verkehrssicherheit und weniger Lärm.“ Andererseits hänge die Frequenz von Passanten nicht nur von den Parkmöglichkeiten direkt vor dem Laden ab: „Der Grundgedanke der Fußgängerzone war es ja, die Dettinger Straße näher an die Innenstadt anzubinden.“
 

Keine Verwirrung stiften

Für CIK-Stadtrat Tobias Öhrlich wäre es „eine verpasste Chance für die Verkehrsberuhigung wie auch für die Attraktivierung der Innenstadt, wenn wir den Testlauf jetzt vorzeitig aufheben würden“. Zudem konnte er einem Wechsel zwischen Tag und Nacht oder auch zwischen Sommer und Winter grundsätzlich nicht viel abgewinnen: „Die Regelung ist auch so schon kompliziert genug.“ Weil alles eine Sache der Gewöhnung sei, würden unterschiedliche Regeln für Sommer und Winter nur unnötig Verwirrung stiften.

Heinrich Brinker (einst Linke, jetzt „Kirchheim.Sozial“) forderte, eine Fußgängerzone erst einmal wirklich zu etablieren und sie entsprechend zu gestalten. Eins aber steht für ihn fest: „Die chaotischen Verkehrsverhältnisse dort waren nicht mehr tragbar.“ Die Attraktivierung der Dettinger Straße stellt auch der Grünen-Stadtrat Max Blon in den Fokus: „Das Geld dafür ist im Haushalt bereitgestellt, und wir müssen das noch vor dem Sommer ausführen. Schließlich trägt eine Fußgängerzone zur Belebung der Straße bei, wenn Menschen dort flanieren.“

Auf ein ganz anderes Problem machte Andreas Kenner (SPD) aufmerksam: „Viele Leute bummeln zwar durch die Stadt, aber sie kaufen nichts ein.“ Zu leiden hätten derzeit nicht nur die Händler, sondern auch die Gastronomen: „Viele von ihnen machen erst am Donnerstag auf und haben in der ersten Wochenhälfte zu. Das ist nicht gut für die Attraktivität der Innenstadt.“ Und noch etwas gab er zu bedenken: Der Verkehrslärm in der Dettinger Straße könnte ersetzt werden durch eine ganz andere Art von Krach: „Die Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein und können dadurch für Lärm bei Nacht sorgen, wenn Menschen sich dort sehr lange aufhalten und laut miteinander reden.“

Verlässliche Daten, um am Ende des Probebetriebs entscheiden zu können, wie es weitergehen soll, seien erst dann erhältlich, wenn der Poller richtig funktioniert, meinte Ulrich Kreyscher (FDP/KiBü) und plädierte schon allein deshalb dafür, die Testphase fortzuführen. Die große Mehrheit des Gemeinderats sprach sich nach der Debatte denn auch dafür aus, den Antrag der Freien Wähler abzulehnen und die endgültige Entscheidung wie vorgesehen auf Anfang 2025 zu vertagen.