Sticken, Kochen, Singen, Sport: Der Alltag der Fachlehreranwärter am Kirchheimer Seminar ist alles andere als eintönig. „Wir lernen selbst, wie man stickt, wir lernen parallel aber auch, wie wir es später unseren eigenen Schülerinnen und Schülern beibringen“, erklärt der Auszubildende am Kirchheimer Seminar, Marius Krämer. Seine Woche ist gut gefüllt. Es stehen vor allem Sport sowie Alltagskultur/Ernährung/Soziales (AES) auf seinem Stundenplan. Seine Mitschülerin Svetlana Milicevic hat sich hingegen für Technik und Musik entschieden. Ohne Medienbildung, Informatik, Wirtschaft und Pädagogik geht es aber nicht. Am Kirchheimer Seminar können sich all diejenigen, die schon eine abgeschlossene Ausbildung und mindestens zwölf Monate Berufserfahrung haben, für eine Ausbildung zum Fachlehrer im Bereich der musisch-technischen Fächer bewerben.
Ausbildung mit Kind
Vom „Lehrer ohne Abi“ wusste die Anwärterin lange nichts, erst durch Mundpropaganda hat sie davon erfahren. Obwohl ihr die Idee vom Fachlehrer gleich gefallen hat – sicher, ob sie das schaffen kann, war sie sich nicht. Svetlana Milicevic ist Mutter und fürchtete, beides nicht unter einen Hut zu bringen. Nach langem Überlegen wurde sie dann quasi zur selben Zeit wie ihr eigenes Kind eingeschult. Ausschlaggebend für ihre Entscheidung war vor allem eines: der Zuspruch vor Ort. „Die Mitarbeiter haben mich ermutigt und gesagt, dass ich es einfach probieren soll, und mir versichert, dass wir immer eine Lösung finden.“
Jetzt ist sie schon im zweiten Lehrjahr und immer noch begeistert: „Es macht absolut Spaß und die Lehrer sind super.“ Am Seminar sei jeder Dozent für sein Fach passend, schwärmt sie. „Sie begegnen uns immer auf Augenhöhe und nie von oben herab. Sie wollen einfach gute Lehrer aus uns machen.“
Bei Marius Krämer sieht das nicht anders aus: Für seine Fächer ist er Feuer und Flamme. Der Sportunterricht und das Sticken gefallen ihm besonders: „Wir beginnen immer mit der Theorie, dann folgt aber schnell eine praktische Übung: Den Kreuz- und Zickzack-Stich haben wir gleich ausprobiert“, sagt er. Im Technikunterricht dominieren Holz-, Metall- und Elektrotechnik – Schleifen und Sägen stehen aber auch auf dem Programm. „Unsere Lehrer unterrichten uns manchmal so, als wären wir selber Kinder, und manchmal sagen sie: So und so könntet ihr es dann an der Schule euren Schülern erklären“, sagt Krämer. Im Anschluss geht es ans Analysieren: Welche Möglichkeiten gibt es, welche Methode passt am besten? „In der Ausbildung zum Fachlehrer steckt so viel drin, dessen ist man sich zu Beginn gar nicht bewusst“, sagt Milicevic.
Vorbereitung ist alles
Um Schulpraxis zu bekommen, geht es in die Schule – in die richtige Schule: In einer Gruppe von drei bis vier Anwärterinnen und Anwärtern, einem Dozenten des Seminars und einem Klassenlehrer der jeweiligen Schule geht es ab in den Unterricht. Jede Woche unterrichten die Anwärterinnen und Anwärter einen ganzen Tag lang. Nicht zusammen, sondern der Reihe nach: Jeder kommt mal dran. Ohne intensive Vorbereitung geht da nichts. „Alles muss schlüssig, logisch, verständlich und pädagogisch wertvoll sein.“ Die ganze Woche sei auf 41 Stunden ausgelegt. Ein Problem, diese Zeit vollzubekommen, hätten sie nicht. An dieser Stelle möchten die beiden betonen, wie anspruchsvoll und auch anstrengend die Ausbildung sei, dennoch käme der Spaß nicht zu kurz, daher würden sie sich immer wieder für diesen Weg entscheiden.
Info: Nach bestandener Eignungsprüfung werden die Anwärterinnen und Anwärter in der Regel in das Beamtenverhältnis auf Widerruf aufgenommen und erhalten sogenannte Anwärterbezüge in Höhe von rund 1400 Euro, teilt die Bundesagentur für Arbeit auf ihrer Internetseite mit.