Kirchheim
Gastronomie kämpft um Personal

Corona Nach Monaten des Lockdowns dürfen Restaurants, Kneipen und Bars endlich wieder öffnen. Doch den meisten fehlt ausreichend Personal, um wieder richtig durchstarten zu können. Von Antje Dörr

Im Ristorante „Da Nino“ in Dettingen ist vom Ende des Lockdowns nichts zu spüren. Die Stühle sind zu Türmen aufgestapelt, die Tische aneinander geschoben. Rechts hinter der Theke Berge von leeren Pizzakartons. „Das ist das einzige, was wir momentan machen“, sagt Nino Butto mit einer Handbewegung, die verrät, dass er allmählich genug davon hat, nur Lieferdienst zu sein. Seit rund drei Wochen kehrt endlich wieder Leben in viele Restaurants, Kneipen und Bars ein. Bei Nino ist es weiterhin still – vom Telefon, das kurz vor Mittag niemals still steht, einmal abgesehen.

 

Ich hätte gerne schon gestern geöffnet. Aber was bringt mir das, wenn ich die Gäste nicht bedienen kann?
Nino Butto
 

Gastgeber sein liegt ihm im Blut, seit über 30 Jahren schon. „Ich habe so viele liebe Stammgäste, die warten sehnsüchtig darauf, dass ich aufmache“, sagt der Mann mit dem markanten Schnurrbart. Doch der Personalmangel verhagelt ihm den Neustart. 15 lange Monate ist das Ristorante schon geschlossen. Anders als viele Betriebe hatte Butto nach dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr beschlossen, zunächst nicht aufzumachen. „Die Auflagen waren einfach zu viel. Und dann kam ja gleich der nächste Lockdown“, sagt er zur Begründung. Sein Personal blieb ihm zunächst treu. Doch nach und nach sprang ihm der Großteil seiner Leute ab. "Früher hatte ich sieben Leute, jetzt noch drei“, sagt Butto. Nun sucht er händeringend nach Personal. „Das beginnt beim Reinigungspersonal, geht bei den Servicekräften weiter und endet bei der Küchenkraft“. 

Auf seine Anzeigen hin hat sich niemand gemeldet – niemand, den Butto auf seine Gäste loslassen will, zumindest. Auch bei ausländischen Arbeitsagenturen hat er es versucht, ebenfalls ohne Erfolg. „Ich habe null Ideen, wie man noch Personal finden könnte“, sagt Butto und zuckt resigniert mit den Schultern. Die letzte Chance, jemals wieder aufmachen zu können, sieht er darin, die Zahl der Sitzplätze zu reduzieren, um mit weniger Personal auszukommen. Den Schreiner hat er bereits beauftragt, Ideen zu präsentieren. „Wenn das Angebot passt, reduzieren wir im Innenbereich von 80 auf 40 Plätze“, sagt Butto. Auch im Außenbereich will er sich verkleinern. Den Pizza-Service, der ihm 15 Monate lang das Überleben ermöglicht hat, will er beibehalten. „Ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass die vierte Welle kommt“, sagt er. „Und wenn ich dann den Lieferservice aufgegeben habe, sitze ich wieder da. 

Auch beim Kirchheimer Gastronomen Michael Holz ist der Personalmangel zu spüren. „Wir haben momentan drei Ruhetage, weil wir nicht genügend Mitarbeiter haben“, sagt Holz, Inhaber des Burger-Restaurants „3K“. Unter anderem fehlt ihm eine zweite Person in der Küche. Seinen Kollegen gehe es ähnlich, besonders Service-Kräfte und Küchen-Personal seien sehr gefragt, sagt der Kirchheimer, der in der Szene gut vernetzt ist. Allerdings ist Holz nicht hoffnungslos. „Wir haben ein paar Schüler in der Pipeline, die demnächst anfangen und den Festangestellten als Springer und Läufer helfen“, sagt er. So würden die Schüler nach und nach eingelernt und könnten irgendwann auch mehr Verantwortung übernehmen. Einer seiner Angestellten legt in diesen Tagen seine Ausbilder-Prüfung ab. „Dann wollen wir auf jeden Fall einen Azubi einstellen“, sagt Holz. Man müsse sich die Leute selbst heranziehen. „Talente gibt es auch in diesem Bereich“, sagt er.