Begegnung“ – Frank Teufels Skulptur auf dem Kirchheimer Schlossplatz trägt einen ebenso schlichten wie beredten Titel. Einen Titel, der die Entstehung des Werks mitthematisiert. Denn „Begegnung“ war auch das Motto des Bildhauersymposiums, in dessen Zuge die Holzskulptur aus einer vom Blitz gefällten Eiche geschaffen wurde. Mancher Liter Künstlerschweiß ist im Sommer 2005 auf dem Schlossplatz vergossen worden. Fünf Bildhauer waren angetreten, unter den Augen der Öffentlichkeit Skulpturen zum Thema „Begegnung“ zu schaffen. Jochen Herzog, Monika Majer, Steffen Neidhardt, Frank Teufel und Samy Virmoux hatten ein straffes Pensum zu meistern. Allein die kräftezehrende Arbeit an Holz und Stein fand breite Anerkennung.
Bewunderung erregte Teufels Handhabung der Kettensäge, die einem Skalpell gleich durchs Eichenholz glitt. Stolz konnte das Kunstquintett seine Werke der Stadt Kirchheim als einjährige Leihgaben überreichen. Doch nur eine der Arbeiten konnte angekauft werden. Die Wahl fiel auf „Occursus“ von Steffen Neidhardt. Den Kirchheimer Künstler interessiert hier das Aufeinandertreffen polarer Qualitäten: geometrisch geformtes Metall begegnet organisch geformten Holz. Wie sich diese Gegensätze zur Einheit aufheben, kann man an der Schöllkopfstraße gegenüber dem Kirchheimer Bahnhof studieren, wo die Skulptur ihren Standort hat. Aber auch Frank Teufel durfte sich starker Fürsprache erfreuen. Anstatt die Teckstadt zu verlassen, wanderte seine Skulptur zurück an den Schlossplatz. Impulsgeber dieser spontanen Aktion war Architekt Karl-Heinz Schöllkopf, der sich für den Ankauf des Werkes einsetzte. In der Folge zeichneten zahlreiche Privatpersonen „Kunstanteile“, die im Verbund mit einem kommunalen Zuschuss den Verbleib der Skulptur sicherstellten.
Distanziert und innig
„Begegnung“, so Teufel über seine Arbeit, „ist Voraussetzung für Kommunikation, Entwicklung und Veränderung.“ Der Tuttlinger Bildhauer lotet mit seiner fast vier Meter hohen Skulptur verschiedene Grade an Begegnungen aus. Zwei ineinander verhakte Eichenholzelemente finden in einer abstrakten, klaren Formensprache zueinander. Sie vermessen diejenige Spanne, die zwischen distanzierter und inniger Begegnung, zwischen Handschlag und Umarmung liegt. Mit dem Ankauf der Skulptur hat Kirchheim ein sicheres Gespür bewiesen. Denn Teufel – schon 2005 kein Unbekannter mehr – gelang in den kommenden Jahren eine beachtliche Karriere als Steinbildhauer. Die Galerie an der Pinakothek der Moderne in München widmete ihm Einzelausstellungen. Werke des inzwischen international gefragten Bildhauers sind auch in Deutschland und Österreich im öffentlichen Raum zu finden. Um die ästhetische Dimension des Lichts erweitert Teufel das bildhauerische Spektrum mit seiner Skulptur „Gottes Hände“.