Kultur
Gehen im Stadtkino Kirchheim bald die Lichter an?

Die Mitglieder des Vereins Kommunales Kino Kirchheim haben dem Vorstand den Auftrag gegeben, die Stadtkino-Pläne weiterzuverfolgen. Jetzt muss nur noch die Stadt mitspielen. 

Die Mitglieder des Vereins Kommunales Kino Kirchheim wollen dem alten Lichtspielhaus wieder Leben einhauchen. Foto: Jörg Bächle

Mit dem „Ja“ der allermeisten Mitglieder zu den Plänen des Vereins Kommunales Kino Kirchheim sind die Chancen gestiegen, dass im Stadtkino, das 1955 als fünftes Lichtspieltheater in Kirchheim eröffnet worden war, tatsächlich wieder Filme gezeigt werden. Kino war das Haus, das auf dem Gelände des Biergartens der ehemaligen Gaststätte „Löwen“ steht, zuletzt 2007. Seitdem diente es als Event-Location.

Rückblick: Zwischen 1961 und 2002 hatte die Familie Frech das Stadtkino erfolgreich geführt, doch dann wendete sich das Blatt: Streitigkeiten über den Mietvertrag führten zu einem Pächterwechsel. Während Eberhard Frech sich fortan auf die Lichtspielhäuser Tyroler und Central konzentrierte, übernahm 2002 Alfred Speiser das Haus in der Max-Eyth-Straße. Der Investor betrieb damals 38 Kinos in Süddeutschland, man setzte große Hoffnungen in ihn. Drei Jahre später waren sie zunichtegemacht, als Speiser einen Insolvenzantrag stellen musste. Während der Insolvenzverwalter für die allermeisten Häuser, darunter Nürtingen, neue Investoren finden konnte, interessierte sich niemand für das Stadtkino in Kirchheim. Im April 2007 war endgültig Schluss. Es folgten Central und Tyroler. Stand heute hat Kirchheim – anders als die Nachbarstadt Nürtingen – gar kein Kino mehr.

Die Stadt hat Mietfreiheit signalisiert.

Günter Hörcher, Vorstand Kommunales Kino Kirchheim

Das zu ändern, ist das Ziel des Vereins Kommunales Kino Kirchheim, der ursprünglich gegründet worden ist, um das Wohnzimmerkino Tyroler am Postplatz weiterzubetreiben, und der aktuell 70 Mitglieder hat. Dieser Traum platzte im Dezember 2024 endgültig – wegen zu hoher Kosten für Brandschutzauflagen. Daraufhin habe die Verwaltung das Stadtkino ins Spiel gebracht, erzählt Günter Hörcher vom Vorstand des Vereins Kommunales Kino Kirchheim. Das Gebäude gehört der Stadt und war seit 2007 an den mittlerweile verstorbenen Gastronomen Michael Holz verpachtet. Seit einigen Monaten steht es leer, neue Interessenten gibt es laut Hörcher nicht. Die Stadtverwaltung habe klargestellt, dass sie sich angesichts der aktuellen finanziellen Lage nicht an den Nebenkosten beteiligen könne. „Sie hat aber Mietfreiheit signalisiert“, sagt Günter Hörcher. Beim nächsten Treffen mit der Stadt am 31. Juli soll es um einen möglichen Vertrag gehen.

Als es mit dem Stadtkino 2005 bergab zu gehen begann, lief gerade der Film "Miss Undercover 2". Foto: Jörg Bächle

Aus Hörchers Sicht sprechen viele Argumente für das Stadtkino. Anders als im Tyroler muss kein Geld in Brandschutzmaßnahmen gesteckt werden. Die ursprüngliche Idee, nur die Empore zu einem Kino mit 50 Sitzen umzubauen, musste schnell wieder beerdigt werden, weil die Sanierung der maroden Außentreppe, die von der Empore herabführt, zu teuer gewesen wäre. Zwar ist die Spendenbereitschaft der Mitglieder groß, aber das Ziel des Vereins müsse sein, mit „minimalen Kos­ten das Stadtkino wieder in Betrieb zu nehmen“, so Hörcher. Die aktuelle Idee sieht vor, der Familie Frech, die früher das Tyroler betrieben hat, die Kinosessel abzukaufen und den Saal des Stadtkinos mit ihnen auszustatten. Mit der technischen Ausstattung will man ebenso verfahren. Dass Familie Frech Mitglied im Verein Kommunales Kino Kirchheim ist, empfindet Günter Hörcher als große Bereicherung. „Es ist viel wert, dass sie ihre Kompetenz und Erfahrung mit einbringen“, sagt er.

Laut dem Verein könne sich das Kino mit den Besucherzahlen, die die Familie Frech zuletzt hatte, tragen – trotz hoher Heizkosten, mit denen man im Winter rechnen muss. Voraussetzung ist selbstverständlich, dass Mitglieder des Vereins bereit sind, ohne finanzielle Gegenleistung Getränke und Kinokarten zu verkaufen. Diese Bereitschaft hat man im Vorstand bereits abgefragt. Um weitere finanzielle Mittel zu bekommen, läuft ein Antrag bei der Bürgerstiftung, der noch im Juli entschieden werden soll. Eine Fundraising-Kampagne will der Verein erst starten, wenn klar ist, dass der Verein das Stadtkino tatsächlich mieten kann.

So sieht's vor dem Stadtkino 20 Jahre später aus. Foto: Antje Dörr

Wann es endlich losgehen soll, liegt natürlich nicht in den Händen der Kino-Enthusiasten. „Unser Wunsch ist immer, so schnell wie möglich zu beginnen, aber das ist unser Wunsch seit zwei Jahren“, sagt Günter Hörcher und lacht. Das Indoor-Kino sei ein Saison-Geschäft, und je mehr von diesem Wintergeschäft verloren gehe, desto schlechter. „Es wäre uns wichtig, im Herbst zu beginnen“, sagt er. Die Eckpunkte stehen bereits fest: Freitags, samstags und sonntags soll es je zwei Vorstellungen geben. Klar ist: Die Filme, die im Stadtkino gezeigt werden sollen, werden keine Massen anziehen. „Es wird ein Programmkino werden“, sagt Hörcher. Die Bar „Filmriss“ wieder zu eröffnen, wäre ein Wunsch der Vereinsmitglieder. Allerdings wollen sich die Vereinsmitglieder nicht zu viel auf einmal vornehmen.

Klar ist auch: Sollten die Lichter im Stadtkino angehen, wird das nicht für immer sein. „Die Stadt hat das Kino als Abbruchgebäude erworben, weil langfristige Pläne bestehen, die Lauter zu renaturieren und den Postplatz neu aufzustellen“, sagt Günter Hörcher. Angesichts der leeren Stadtkasse hofft er aber, dass diese Pläne noch lange nicht umgesetzt werden. 

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Der Verein Kommunales Kino Kirchheim ist weiterhin offen für Mitglieder und freut sich über Menschen, die aktiv mitarbeiten oder spenden wollen. Mehr Informationen gibt es unter www.koki-kirchheim.de ​​​​​​.