Kirchheim
Gekonnte „Rettung“ aus dem Keller

Übung Die Feuerwehr hat im Kirchheimer Club Bastion den Ernstfall geprobt. Dabei kam es nicht auf jede Sekunde an. Vielmehr sollte geordnet vorgegangen und die Ortskenntnis verbessert werden. Von Peter Dietrich

Feuerwehrübung in der Bastion - Vorbereitung aufs Eindringen in die verrauchte Bastion. Foto: Peter Dietrich

Von einer Feuerwehrübung im Kirchheimer Club Bastion musste der Betreiberverein nicht erst überzeugt werden, im Gegenteil. „Wir haben es angeleiert“, sagte Vorstandsmitglied Rolf Deisinger. „Weil wir beim Brandschutz auf der sicheren Seite sein wollen.“ Ende vergangenen Jahres ging die Anfrage des Vereins an die Kirchheimer Feuerwehr, am Montag­abend rückte nun einer der beiden Züge der Abteilung Stadtmitte zur Übung an.

Feuerwehrübung in der Bastion - die drei Poller müssen weg, sonst kommt das Feuerwehrfahrzeug nicht durch. Foto: Peter Dietrich

Um 20.08 Uhr, weniger als zehn Minuten nach dem Alarm, stand das erste Löschfahrzeug am Kreisverkehr. Zwei Feuerwehrleute zückten den Schlüssel und entfernten flugs die drei Poller, die die Zufahrt in die Fußgängerzone versperren. Der erste Gang war zum Veranstalter: Wie ist die Situation? Im künstlich vernebelten Gebäude befanden sich noch Menschen, die gerettet werden mussten. Mit Atemschutzausrüstung drangen mehrere Trupps, aus jeweils zwei Mann bestehend, in die Katakomben ein. Sie retteten insgesamt zwei Puppen und sechs menschliche Opfer, Kinder genauso wie Erwachsene. Alle Menschen bekamen Brandfluchthauben, mit denen sich trotz Rauch atmen lässt. Bei der Übung ging das Atmen aber auch ohne eine solche Haube, der künstliche Nebel biss und stank nicht. Sie habe die Haube selbst festgezogen, berichtete eine gerettete Frau hinterher, das sei gar nicht so einfach gewesen. Im Nebel habe sie noch schemenhaft gesehen, anders als bei echtem Rauch. Ihr sei auch zugutegekommen, dass sie die Bastion gut kenne. Für einen Erstbesucher, der mit dem Gebäude nicht so vertraut sei, sei die Situation im Ernstfall sicher schwieriger, sagte sie.

Feuerwehrübung in der Bastion - der Anschluss ist erfolgt, bei der Übung wurde aber kein Wasser verwendet. Foto: Peter Dietrich

Für die Feuerwehr war die Bas­tion ein sehr geeigneter Übungsort. Zur besonderen Rettungssituation unter Tage kamen die Verbindungsprobleme, die es bei einem derart dicken Gemäuer geben kann. Per Funk hielten die Truppführer im Gebäude den Gruppenführer, der draußen blieb, stets auf dem Laufenden. Dass es am Montag eine Übung gibt, wussten die Feuerwehrleute vorab, sie üben jeden Montag in Theorie und Praxis. Details und vor allem der Ort waren aber vorher geheim.

Die letzte Feuerwehrübung in der Bastion liegt bereits rund 15 Jahre zurück. Damals wurde sie dreimal durchgeführt, damit jeder der damals drei Züge der Abteilung Stadtmitte einmal drankam. Aktuell gibt es zwei Züge mit jeweils rund 50 Feuerwehrleuten – eventuell soll die Übung auch diesmal mit dem zweiten Zug wiederholt werden. Denn durch die Übung erwerben die Feuerwehrleute eine bessere Ortskenntnis, die im Ernstfall helfen kann.

Feuerwehrübung in der Bastion - gleich wird der große Ventilator für die Entrauchung der Bastion sorgen. Foto: Peter Dietrich

Bei der Übung kam auch die Drehleiter zum Einsatz. Sie wurde zwar nicht für die Rettung aus dem Untergrund gebraucht, aber als Flutlichtanlage verwendet. Mit viel Licht lässt sich besser arbeiten und retten – und nebenbei freuen sich der Fotograf und die Filmerin des Teckboten. Gegen 20.40 Uhr war die Bastion abgesucht und alle Puppen und Menschen waren gerettet, nun sorgte der große Ventilator für die schnelle Entrauchung. Die Schläuche wurden eingerollt und aufgeräumt. Sie waren zwar an den Hydranten angeschlossen worden, aber „Wasser marsch“ hieß es bei der Übung aus verständlichen Gründen nie.

Am Schluss gibt’s Manöverkritik

Abteilungskommandant Martin Heim zeigte sich am Ende sehr zufrieden. Alles sei geordnet und ruhig abgelaufen, sagte er. Bei einer solchen Übung komme es nicht in erster Linie auf die Zeit an, trotzdem sei er auch mit der Geschwindigkeit zufrieden. Anschließend folgte eine Manöverkritik, an der auch der Club Bastion teilnahm. „Wir können nur Hinweise geben“, sagte Heim. Beim Club Bastion muss er sich aber um die Umsetzung keine Sorgen machen, er rannte damit eher offene Türen und Fluchtwege ein.