Die Stadt Kirchheim hat so ihre Probleme, wenn es drum geht, in den Teilorten eine Halle abzureißen und neu aufzubauen: Bei der Naberner Gießnauhalle gab es Kostensteigerungen von unter drei auf 4,5 Millionen Euro. Ähnlich gravierend sieht es jetzt beim Neubau der Ötlinger Eduard-Mörike-Halle aus. „Gestartet sind wir einmal mit vier Millionen Euro“, sagte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker im Gemeinderat. Am Ende der Debatte hat das Gremium beschlossen, insgesamt 7,7 Millionen Euro bereitzustellen.
Die Gründe für diesen Anstieg sind unterschiedlich. Teils liegt es an den üblichen Preissteigerungen, weil seit der ersten Kostenschätzung sehr viel Zeit vergangen ist. Ein weiterer Grund: Ursprünglich war man davon ausgegangen, dass die neue Halle auf das bestehende Untergeschoss aufgesetzt werden kann. Inzwischen hat sich gezeigt, dass die Statik das nicht zulässt. Der dritte Grund dagegen mutet mehr als grotesk an: In den ersten Plänen sind 20 Quadratmeter als Technikraum vorgesehen. Mittlerweile aber hat sich herausgestellt, dass der tatsächliche Bedarf für die Gebäudetechnik bei 200 Quadratmetern liegt.
Um die Kosten wieder ein wenig „einfangen“ zu können, hatte die Verwaltung vorgeschlagen, beim Raumprogramm abzuspecken und beispielsweise auf den Multifunktionsraum samt Nebenräumen zu verzichten. Dann läge der Neubau der Mehrzweckhalle einschließlich Mensa immer noch bei stattlichen 6,5 Millionen Euro.
„Wir werden in den kommenden vier Jahren 100 Millionen Euro in die unterschiedlichsten Bauprojekte investieren, und auch da kommen die üblichen Preissteigerungen hinzu“, mahnte die Oberbürgermeisterin zur Vorsicht bei den Ausgaben für die Halle.
Der Gemeinderat sieht das zwar grundsätzlich genauso, lässt das aber bei der Eduard-Mörike-Halle nicht gelten. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Thilo Rose sagte: „Eigentlich müssten wir jetzt schon das Richtfest feiern. Stattdessen beraten wir über Mehrkosten. Allein diese zeitliche Verzögerung macht zehn Prozent der Kostensteigerung aus.“ Jetzt auf Kosten des Raumprogramms Geld sparen zu wollen, sei der falsche Weg: „Dann wäre es besser, wir würden nur eine Mensa bauen, ohne Mehrzweckhalle.“
Keine „Einzweckhalle“ bauen
Sein SPD-Kollege Marc Eisenmann sprach einerseits von einer „Jahrhundertaufgabe für Ötlingen“, andererseits von „planerischen Verfehlungen“ angesichts des zehnfachen Raumbedarfs für die Technik. Auch sein Appell war eindeutig: „Finger weg von weiteren Kürzungen, sonst wird das eine Einzweckhalle.“ Andreas Banzhaf signalisierte, dass die Freien Wähler den Fall nicht anders sehen. Er sparte nicht mit Spott für die Verantwortlichen: „Der Planer hat sich hier nicht gerade mit Ruhm bekleckert.“
Eine ganz andere Position nehmen die Grünen ein, wie Dr. Jürgen Berghold kurz und bündig feststellte: „Wir sind für eine Kostenreduzierung, weil wir uns finanziell den Rücken freihalten sollten.“ Die Frauenliste dagegen stimmte zähneknirschend zu, wie Sabine Lauterwasser erläuterte: „Wir müssen hier einmal in den sauren Apfel beißen und die Mehrkosten mittragen. Vieles erinnert an die Gießnauhalle, und das darf so nicht noch einmal passieren.“
Trotz aller Mahnungen zum grundsätzlichen Sparen hat der Gemeinderat schließlich bei vier Gegenstimmen und zwei Enthaltungen beschlossen, beim Neubau der Ötlinger Halle keine Flächen zu reduzieren und die zusätzlich benötigten Haushaltsmittel bereitzustellen. Einstimmig fiel danach der Beschluss, für die dritte Leistungsphase einen Projektsteuerer an Bord zu holen, auf einen Kreisverkehr als Zufahrt in die Straße „Zum Rübholz“ zu verzichten und überprüfen zu lassen, welche steuerlichen Vorteile es haben könnte, die Halle als einen Betrieb gewerblicher Art zu führen.