Kirchheim
Gemeinsam kreativ in der Tonschwalbe

Hobby Töpfern ist offenbar wieder „in“. Nach einem Hype in den 80er-Jahren erlebt es eine neue Blüte. Kimberly Mantineo bietet in ihrem Atelier in Kirchheim für alle Generationen Kurse an. Von Marion Brucker

„Zeit statt Zeug“, das ist das Motto von Kimberly Mantineo. Damit konnte sie Uta Mahle, ihre drei Töchter und Enkelin Carlotta begeis­tern. Sie sind gemeinsam bei sonnigen Temperaturen in ihre Keramikwerkstatt in Kirchheim gekommen. Es ist ein Geschenk der Töchter zum 74. Geburtstag ihrer Mutter. „Ich wusste, sie hat schon einmal getöpfert, und wir wollten etwas Kreatives zusammen machen“, sagt die älteste Tochter, Kerstin Stahlberg. Im Internet hatte sie deshalb recherchiert und war auf das Atelier Tonschwalbe gestoßen. So nennt die 37-jährige Ergotherapeutin ihre Werkstatt. Sonntags gibt sie seit 2022 Kurse. Nebenberuflich. „Ich habe das Gefühl, dass es ein aussterbendes Handwerk ist“, sagt sie. Deshalb möchte sie es den Leuten in ihren Kursen ein bisschen näherbringen. Sie sollten sehen, wie viel Arbeit das Töpfern macht. Menschen, die ihre Kurse besuchten, wüssten den Wert von Keramik zu schätzen und wunderten sich nicht über den höheren Preis im Vergleich zu Massenware.

Mantineos Begeisterung fürs Töpfern kristallisierte sich während ihrer Ausbildung zur Ergotherapeutin heraus, die sie 2018 in Nürnberg abgeschlossen hat. Dort lernte sie verschiedene Techniken kennen wie Seidenmalerei, Holzbearbeitung und Töpfern. Als Corona kam, nutzte sie die Zeit und eignete sich viel aus Büchern, aber auch aus Videos an. Sie brachte sich das Scheibendrehen bei. In der Werkstatt hat sie die Resultate am Fenster dekoriert: Trinkgefäße, Schalen, Kerzenhalter, Knoblauchpressen und Seifenschalen sind darunter. Diese verkauft sie über das Internet und auf Märkten.

Am liebsten arbeitet sie mit grauem Ton. „Ich mag ihn besonders im Kontrast mit Weiß“, sagt Mantineo. Sie bringt eine grautonige Brezel, die ihre dreijährige Tochter sich gewünscht hat. Die trocknet gerade. Auch kleine Schüsseln und Kochlöffelchen habe sie schon für ihre Puppenküche bekommen. „Sie weiß schon, dass sie vorsichtig damit sein muss, damit nichts herunterfällt“, erklärt Mantineo.

Die meisten ihrer Kursteilnehmer bevorzugen den weißen Ton. Uta Mahle nimmt einen großen Blumentopf aus dem Regal. Den hat sie vor einigen Wochen getöp­fert, Enkelin Carlotta eine Farbpalette, deren Mutter einen Kerzenhalter und die beiden anderen Schalen. Nach dem Trocknen hat Mantineo alles gebrannt. Heute wollen sie ihre Teile glasieren. Uta Mahle hat klare Vorstellungen, mit welchen Farben sie ihren selbst getöpferten Blumentopf bemalen wird: Rot-weiße Streifen soll er bekommen, vielleicht ein bisschen Blau dazu. Mantineo berät, wie sie am besten die Farben aufträgt, damit diese nicht ineinanderfließen. Dass der Topf nicht ganz gerade ist, stört Mahle nicht. „Man darf ruhig sehen, dass es Handarbeit ist.“ Tochter Kerstin taucht ihren Pinsel in lindgrüne Farbe, Enkelin Charlotta denkt darüber nach, welche Farbtöne ihre Palette haben soll. „Es macht Spaß“, sagt sie.

„Hier kommen alle Generationen zusammen“, erläutert die Ergotherapeutin ihr Konzept. „Es ist einfach schön, in der Runde zusammenzusitzen und etwas zu Werke zu bringen“, meint Mahle. Mantineo hofft, noch viele ausgebuchte Kurse zu haben. Nicht nur von Privatpersonen, auch von Unternehmen als Teamevents.