Kirchheim
Generationenwechsel: Christopher Schmelz wird „LiquVino“-Chef

Einzelhandel Christopher Schmelz übernimmt von seiner Mutter Margit das Kirchheimer Traditionsgeschäft „LiquVino“. Das Angebot soll noch regionaler werden. Von Antje Dörr

Besondere Öle, ausgesuchte Essige, Wein, Spirituosen und Präsente – dafür ist das LiquVino am Kirchheimer Rossmarkt seit 27 Jahren bekannt. 1996 eröffnete die Kirchheimen Margit Schmelz, damals Mutter von zwei Grundschulkindern, eine Filiale der Franchise-Kette „Vom Fass“. Als der Vertrag auslief, ging sie ab 2006 eigene Wege und baute auf nur 50 Quadratmetern eine erfolgreiche Marke auf. Aus Jungs wurden Männer, und während es den älteren Sohn Tobias in die USA zog, wo er mit Frau und drei Kindern lebt, ist der Jüngere, Christopher, nach Kirchheim zurückgekehrt, um das kleine Unternehmen weiterzuführen. „Zu Beginn des Studiums dachte ich, dass ich wie mein Bruder ins Ausland gehe. Als ich meine Freundin in Kirchheim kennengelernt habe, habe ich meinen Lebensmittelpunkt hier gefunden“, sagt der Mann mit dem markanten Vollbart.

 

Von manchen kennen wir die ganze Lebensgeschichte.
Margit Schmelz über Kundenbeziehungen

 

Mutter Margit, mittlerweile 67 Jahre alt, ist stolz und glücklich darüber, dass das LiquVino in Familienhand bleibt. Auch das Team, das aus zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht, trägt den Generationenwechsel mit. „Ich bin sehr froh, dass sich alle bei uns wohlfühlen und dabeibleiben“, sagt Christopher Schmelz, der im Allgäu eine Ausbildung zum Glas- und Porzellanmaler absolviert und anschließend sein Abitur nachgeholt hat. Der reiselustige Kirchheimer hat schon einiges von der Welt gesehen. Unter anderem hat er ein halbes Jahr lang in Neuseeland gelebt und gearbeitet, bevor er in Vaihingen ein Studium der Verpackungslehre begonnen hat.

Von Kindesbeinen an ist Christopher Schmelz im LiquVino ein und ausgegangen. „Schon als Junge bin ich mit im Laden gestanden und habe Kunden gefragt, ob ich für sie etwas abfüllen darf“, erinnert sich der 36-Jährige schmunzelnd. Dass Mutter Margit ihn davon nicht abgehalten hat, hat sicherlich zur Bindung ans Geschäft beigetragen. Später half der Sohn immer wieder im Geschäft, wenn Not am Mann war, beispielsweise in der Weihnachts- oder Urlaubszeit. Seit dem 1. Januar ist der Junior nun Geschäftsführer. Margit Schmelz wird nicht komplett von der Bildfläche verschwinden. Sie wird weiterhin präsent sein, beraten, verkaufen, dekorieren und ihren Sohn unterstützen. Auch Vater Siggi hilft vorerst weiterhin mit der Buchhaltung.

Das LiquVino hat sich in 27 Jahren einen festen Kundenstamm aufgebaut. „Von manchen kennen wir die ganze Lebensgeschichte“, sagt Margit Schmelz und lacht. Beliebt und bekannt sind die Präsente, die das Team je nach Geschmack zusammenstellt. Das Kerngeschäft ist und bleibt jedoch das Wiederbefüllen. „70 Prozent der Kunden kommen mit Körben voller Flaschen“, sagt Margit Schmelz. Einzige Voraussetzung: Die Flaschen müssen sauber sein, sonst hält sich das Produkt nicht. Damit ist das LiquVino ein Unverpackt-Laden der ersten Stunde, lange, bevor das Thema Nachhaltigkeit zum Verkaufsargument wurde. 

Auch Regionalität wird im LiquVino groß geschrieben. Schon heute bietet das Geschäft Prisecco von Jörg Geiger und Whiskey aus Owen an. Christopher Schmelz will die Produkt-Palette des LiquVino allerdings noch regionaler ausrichten als bisher. Außerdem möchte er die Essig-und-Öl-Verkostungen sowie die Whiskey- und Wein-Tastings wiederaufleben lassen, die vor der Corona-Pandemie regelmäßig angeboten wurden. Auch mit Ideen für die heimische Küche will Christopher Schmelz seine Kunden künftig noch stärker versorgen. „Ich koche wahnsinnig gerne und habe viele Rezeptvorschläge, wie man unsere Produkte verwenden kann“, sagt er.

Wichtig bleibt im LiquVino die liebevolle Dekoration, die Schmelz mit seiner künstlerischen Ausbildung bereichern kann, die Beratung der Kundinnen und Kunden – und das Verkosten der Produkte. „Jeder Kunde darf die losen Produkte probieren“, sagt Margit Schmelz, und ihr Sohn ergänzt: „Manchmal sagen Kunden, ‘Ich dachte, ich möchte das verschenken, aber es schmeckt mir so gut, dass ich es auch für mich mitnehme.’“