Mit symphonischer Blasmusik und weihnachtlichen Klängen stimmte die Stadtkapelle Kirchheim mit allen Ensembles und Bläserklassen das begeisterte Publikum in zwei gut besuchten Konzerten in der Stadthalle auf die Feiertage ein.
Im ersten Teil wird deutlich, wie eine gute musikalische Ausbildung der Jugendlichen und die Zusammenarbeit mit der Teck- und Freihof-Grundschule respektable musikalische Ergebnisse hervorbringt. Für die Jüngsten hat Marc Lange mit dem „Cancan“ und „Spider Rag“ motivierende Stücke ausgewählt, die sauber und in exaktem Zusammenspiel musiziert werden. Das „swingende“ Lied „Winter Wonderland“ entführt in die weihnachtliche Fantasiewelt einer wunderbaren Winterlandschaft. Mit sichtlicher Spielfreude erreichen die zahlreichen Orchestermitglieder unter Leitung von Andrea Speiser die Herzen der Zuhörerinnen und Zuhörer.
In seiner Begrüßung dankt der Vorsitzende der Staka, Christoph Neumann, den beiden Grundschulen für die fruchtbare Kooperation, seinen zwei Jugendleitern für die Organisation der Reise der Jugendkapelle nach Serbien und seiner Vorstandschaft für die erfolgreiche Arbeit.
Spritzig auf hohem Niveau
Vorstufenorchester und Jugendkapelle überzeugen in „Monster Under The Bed“ von Robert Sheldon durch schöne Klänge mit angsteinflößenden Überraschungseffekten. Gänsehautmomente löst die Jugendkapelle mit „Dream, Imagine, Live“ von Larry Clark aus in herrlich aufspielenden Holzbläsern und eindrucksvollen Soli in Trompete und Klarinette. Viel Abwechslung bringt der spritzig auf hohem Niveau dargebotene schnelle Teil, der vor allem durch den exzellenten Einsatz des Schlagwerks an Xylophon, Drums und Vibraphon einem Klangmosaik gleicht. Im Rondo aus dem Hornkonzert Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart besticht der junge Solist Franz Denzel mit virtuosem Spiel und intoniert mit scheinbarer Leichtigkeit selbst anspruchsvolle Solopassagen.
Hilfreiche Hinweise zum Verständnis der Musik geben sprachbegabte Moderatorinnen und Moderatoren aus dem Orchester: „Der Wunsch nach Menschlichkeit und Frieden“ sei Inhalt der spektakulären Komposition „Terra Pacem“ von Mario Bürki. Marc Lange hat seine Musici, die für eine Jugendkapelle auf überdurchschnittlichem Niveau spielen, gut vorbereitet. Wie ein Magier setzt er seine Zeichen, fordert äußerste Differenzierung bei den Lautstärkeänderungen, formt Klangflächen, die für den Frieden stehen, ehe das Orchester Attacken von Maschinengewehrsalven und Kanonendonner vom Stapel lässt. Eine majestätisch anmutende Hymne verdeutlicht die Schönheit und Größe unseres Planeten Erde. Mit zartem Anschlag gestaltet die 15-jährige Pianistin Lotte-Sophie Lange die romantische Melodie von „An Ivory Ballad“ (Elfenbein-Ballade) im musikalischen Zwiegespräch mit dem Orchester. Die Komposition „Movie Milestones“ des bekannten Filmmusikkomponisten Hans Zimmer trifft mit Zitaten von „Fluch der Karibik“ und „Harry Potter“ den Geschmack des begeisterten Publikums, das eine Zugabe erklatscht, bei der „In The Mood“ von Glenn Miller und „Jingle Bells“ eine „swingende“ Synthese eingehen.
Symphonische Klangfülle
Es versetzt einen in Erstaunen, wenn der riesige symphonische Klangkörper des Stammorchesters anschwillt, die bis ins Detail aufeinander abgestimmten Registergruppen ihre hohe Qualität, reine Intonation und klangliche Homogenität demonstrieren oder die zahlreichen Solistinnen und Solisten ihre Instrumente erstrahlen lassen. Fröhliche Weihnacht wird gezaubert in „It’s a Wonderful Christmas“, wo Holzbläser und Klavier das Flirren der Schneeflocken symbolisieren und schmissige tänzerische Passagen keine Wünsche offenlassen.
Stefanie Rauschnabel verweist in ihrer Ansage „Orient et Occident“ von Camille Saint-Saëns auf die Entstehung des Werkes als Eröffnung der Weltausstellung in Paris im Jahre 1886. Entsprechend festlich wirkt der Beginn, ehe Orient und Occident (die westliche Welt) durch Musik differenziert widergespiegelt werden. Exotische Tonfolgen, Arabesken und fremde Rhythmen erinnern an den Trubel auf einem Basar, während die vertraute Tonsprache der Romantik für unseren Kulturraum steht. Die abschließende Fuge wird meisterlich musiziert. Ihr Thema wandert scharf artikuliert im transparenten polyphonen Klang durch die Stimmen und die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten.
Energiegeladener Dirigent
Dirigent Marc Lange ist nicht nur ein künstlerisches Phänomen, sondern auch ein konditionelles Wunder. Energiegeladen wirbelt und ackert er, führt mit ausladenden Bewegungen seine Ensembles und fordert alle Akteure zu Glanzleistungen. Hohe Sensibilität in zarten Tönen zeigt das Orchester im ruhigen Beginn des Werkes „With Heart and Voice“ von David Gillingham, bei dem sich vielfältige Stimmungsbilder abwechseln bis zur grandiosen Schlusshymne. Festlichen Glanz und Fröhlichkeit versprüht die Zugabe in Form eines weihnachtlichen Potpourris mit „Joy to the World“, „Adeste fideles“, und ganz emotional wird’s beim von den Zuhörern mitgesungenen „O du fröhliche“. Standing ovations beenden die an beiden Tagen sehr gut besuchten Weihnachtskonzerte der Stadtkapelle Kirchheim.