Kirchheim
Glänzendes Zusammenspiel

Konzert Die Jugendorchester von Musikschule und Stadtkapelle sowie zwei Bläserklassen haben in Kirchheim mit einem vielfältigen Programm begeistert. Von Hans-Günther Driess

Im Turnus von zwei Jahren treten die Jugendorchester der Musikschule und der Stadtkapelle Kirchheim zusammen auf. Mit dabei sind auch die Bläserklassen der Teck- und Freihof-Grundschule. Jetzt sind die jungen Musiker gemeinsam in der Walddorfschule Kirchheim aufgetreten. Die vorbildliche musikalische Zusammenarbeit und die hervorragenden Leistungen sorgten für ein außergewöhnliches Erlebnis.

Das „Liederorchester“ der Musikschule eröffnet den musikalischen Reigen unter der Leitung von Takashi Otsuka mit einigen Kinderliedern. Es spielt in sauberen Tönen einstimmig und im Kanon. Gute Laune verbreiten die flott aufspielenden „Streichhölzer“ mit dem amerikanischen Folksong „Yankee Doodle“ und irischen Klängen in „Fiddle-dee-dee“.

Die Junge Kammersinfonie und das Symphonische Orchester spielen mit beachtlicher Reife zwei weltbekannte Werke, den „Walzer Nr. 2“ von Dimitri Schostakowitsch und den „Ungarischen Tanz Nr. 5“ von Johannes Brahms. Takashi Otsuka überträgt seinen Enthusiasmus auf das Orchester und führt die jungen Musiker mit deutlichem Dirigat. Der erst neunjährige Pauker ist dabei ein Blickfang besonderer Art.

Ein reizvoller Dialog zwischen Bläsern und Streichern erklingt in zwei Sätzen aus der „Capriol Suite“ von Peter Warlock, dynamisch fein abgestuft und sauber intoniert. Richard Wagners „Großer Marsch“ aus der Oper „Tannhäuser“ erstaunt mit prächtigem spätromantischen Klang. Den Schlusspunkt des ersten Konzertteils setzt der erhabene Marsch der Priester aus „Athalie“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Perfektes Zusammenspiel, differenzierte Gestaltung und ausgewogener Klang in allen Orchestergruppen begeistern das Publikum.

Die Kooperation der Stadtkapelle mit den Bläserklassen 4 der Teck- und der Freihof-Grundschule unter der Leitung von Andrea Speiser blüht seit vielen Jahren - und die Ernte dieses Projekts kann einmal mehr eingefahren werden. Zusammen mit dem Vorstufenorchester der Stadtkapelle entführen die Bläserklassen das Publikum nach Südafrika mit dem Zulu-Song „Siyahamba“. Stadtmusikdirektor Marc Lange ist sichtlich erfreut über seine sauber aufspielende, stattliche junge Truppe. „Super­spy“ von Luigi di Ghisallo erinnert an Filmmusik von Hitchcock oder die Soundtracks von James-Bond-Filmen. Die Schüler zeigen Spielfreude, sind aber zugleich konzentriert bei der Sache - eine beeindruckende Leistung.

Dirigent Marc Lange glüht geradezu in Vorfreude auf die bevorstehende Reise nach Schladming in Österreich und entflammt seine Jugendkapelle für die Teilnahme am dortigen Musikwettbewerb.

„Irish Tune“, das Pflichtstück für den Wettbewerb, strahlt tiefe Ruhe aus. Schon während der Pianissimo-Einleitung hört man, dass Außergewöhnliches zu erwarten ist. Weit ausschwingende Melodiebögen werden bestechend schön gestaltet. Es ist schwierig für die jungen Musiker, im extrem langsamen Tempo die Spannung zu halten. Sie meistern dies mit Bravour.

Marc Lange moderiert sein Wahlstück für den Wettbewerb an, eine Komposition der Programmmusik mit dem Titel „Dreamcatcher“ von Otto M. Schwarz: „In einem Indianerstamm in Nordamerika lebt ein Mädchen, das an Alpträumen leidet. Es sucht Rat bei einer Esoterikerin, die ihr einen ‚Traumfänger‘ schenkt, der Heilung bringt.“ Das Klanggemälde wird glanzvoll gestaltet: Die Binnendynamik, das fein nuancierte „Auf und Ab“ der Lautstärke ist in jedem Takt hörbar, die Spannungsbögen werden gut durchgehalten. Das Orchester folgt den Zeichen und Bewegungen seines Dirigenten bis ins kleinste Detail. Im Mittelteil des Werks erzeugen die verschwimmenden Klangfarben gepaart mit Ganztonskalen und Pentatonik ein exotisches Kolorit, das an Claude Debussys impressionistische Orchesterkompositionen erinnert. Hier wird Außermusikalisches mit musikalischen Mitteln vertont: Esoterik schwingt mit, der Traumfänger leuchtet auf. Im dritten Teil beweist das Ensemble Musikalität und Ausdruckskraft in dramatischen Eruptionen und schroffen Dissonanzen.

Das Schlussstück „Ross Roy“ von Jacob de Haan versprüht seine Wirkung nicht zuletzt durch das brillante Solo einer Altsaxofonistin. Die Klanggruppen des Orchesters spielen ausgewogen und zeigen eine blitzsaubere Intonation.

Das Finale „Salute to Europe“ spielen alle Ensembles zusammen. Verdienter, lang anhaltender Beifall und eine Zugabe beschließen den Abend.