Kirchheim
Grüne Damen haben Nachwuchssorgen

Ehrenamt An der Kirchheimer Medius-Klinik haben einige Frauen und Männer im grünen Kittel ein offenes Ohr für Patienten. Doch wer macht die Arbeit in Zukunft? Von Heike Siegemund

Es ist erst wenige Wochen her, als Rose Egner aus Unterlenningen Patientin in der Medius-Klinik in Kirchheim war. Zusammen mit zwei weiteren Frauen lag die 65-Jährige in einem Zimmer und bekam regelmäßig Besuch von den Grünen Damen und Herren der Klinik - zum Beispiel von Beate Wirth. „Ich sage nicht auf Nimmerwiedersehen, sondern Tschüss. Vielleicht sehen wir uns mal in der Stadt“, sagte diese zum Abschied. „Ja, dann gehen wir zusammen einen Kaffee trinken, wenn wir uns zufällig treffen“, antwortete Rose Egner.

Die Unterlenningerin ist voll des Lobes über den wertvollen Dienst, den die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer leisten. „Es ist sehr hilfreich, wenn man mit jemandem unbefangen über seine Sorgen und Ängste sprechen kann. Die Ärzte und Krankenschwestern haben dafür oft gar nicht die Zeit“, betont sie. Die Gespräche mit den Grünen Damen und Herren seien besonders wichtig, ergänzt Rose Egner. Die Ehrenamtlichen helfen außerdem zum Beispiel beim Aufladen der Telefonkarte, erledigen kleine Besorgungen innerhalb des Krankenhauses, begleiten die Patienten auf die Station und zu Untersuchungen, gehen mit ihnen spazieren, lesen ihnen vor oder unterstützen sie beim Essen und Trinken.

Insgesamt 16 Ehrenamtliche im Alter zwischen 52 und 80 Jahren gibt es an der Kirchheimer Medius-Klinik. Zwölf Grüne Damen und mittlerweile vier Grüne Herren besuchen die Patienten am Krankenbett und haben ein offenes Ohr für sie. Zu erkennen sind sie, wie der Name schon sagt, an ihrer grünen Kleidung. Jeder Ehrenamtliche ist in der Regel einmal pro Woche für drei Stunden von 9 bis 12 Uhr in der Klinik tätig. Das Team um Leiterin Beate Wirth hat jedoch Nachwuchssorgen und braucht dringend Verstärkung: „Das Problem ist, dass wir nicht mehr jede Station täglich bedienen können“, bedauert Beate Wirth. Manche Ehrenamtliche seien wegen Krankheit ausgeschieden oder weil sie aus beruflichen Gründen keine Zeit mehr für den Dienst aufbringen konnten.

Vor 15 Jahren hatte Beate Wirth die Grünen Damen und Herren in Kirchheim ins Leben gerufen. „Ich möchte etwas für andere tun und mache das auch aus Dankbarkeit, weil es mir selbst gut geht“, sagt die 74-Jährige. An der Klinik erfahren sie und die anderen „eine sehr hohe Wertschätzung“, betont die Kirchheimerin. Bei der sinnvollen Arbeit „nehmen wir viel mehr mit, als wir investieren.“ Trotz allem werde mit den Patienten auch viel gelacht, betont Beate Wirth. Aber freilich erlebe man auch weniger schöne Dinge: „Manchmal geht man sprachlos nach Hause, wenn man sieht, dass manche Patienten gleich mehrere Krankheiten haben.“ Doch der regelmäßige Austausch mit den anderen Ehrenamtlichen und Gespräche mit der Klinikseelsorgerin helfen, solche Fälle zu verarbeiten und dem Dienst weiterhin mit Freude nachgehen zu können, ergänzt Beate Wirth.

Die Dankbarkeit, die die Patienten den Ehrenamtlichen für ihre Unterstützung entgegenbringen, rührt die Kirchheimerin: „Manchmal ist es mir schon fast peinlich, wenn sie sich überschwänglich bedanken. Denn eigentlich habe ich doch nur zugehört.“ Das bestätigt die 73-jährige Sigrun Kubitza aus Kirchheim, die nach ihrer Pensionierung „etwas Sinnvolles tun“ wollte und deshalb seit 2010 ebenfalls als Grüne Dame tätig ist: „Wenn man den Patienten nur durch Zuhören helfen kann, tut einem das selber auch gut.“