Erst Corona, dann Krieg und Terror: Die Grünen im Esslinger Kreistag sorgen sich um die langjährigen Beziehungen des Landkreises mit der israelischen Stadt Givatayim am Rande Tel Avivs. Dabei macht die Fraktion Vorschläge, wie das Austauschprogramm angesichts des Krieges in Nahost und antisemitischer Tendenzen im Ausland fortgesetzt werden könnte.
Die enge Partnerschaft besteht seit 1983. Seit mehr als 30 Jahren findet ein regelmäßiger Austausch vor allem unter Schülerinnen und Schülern beider Seiten statt. Doch der ist längst zum Erliegen gekommen. Zwar gibt es nach wie vor Kontakte auf privater Ebene, offiziell findet jedoch seit Jahren kein persönlicher Austausch mehr statt.
Zunächst durchkreuzte die weltweite Pandemie alle Reisepläne. Als vor zwei Jahren erstmals wieder Kontakte geknüpft wurden, erlebte Israel mit dem Überfall der Hamas, der sich an diesem 7. Oktober zum zweiten Mal jährt, eine nationale Tragödie. Einer Schülergruppe der Kirchheimer Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule, die zu diesem Zeitpunkt in Israel zu Gast war, gelang gerade noch rechtzeitig auf abenteuerliche Weise und über viele Umwege die Ausreise aus einem Land, in dem alsbald Krieg herrschte.
Das Menschliche hinter dem Politischen nicht vergessen
Grünen-Kreisrätin Marianne-Erdrich-Sommer, viele Jahre Fraktionschefin im Kreistag, Landtagsabgeordnete und Rektorin an der Kirchheimer Schöllkopf-Schule, will sich mit der gegenwärtigen Situation nicht einfach abfinden. „Unserer Ansicht nach sollte eine Partnerschaft, ganz besonders auch in schwierigen Zeiten, dabei helfen, Freundschaften zu pflegen und das Menschliche hinter dem Politischen nicht zu vergessen“, meint sie. Die Grünen regen deshalb an, den Austausch zwischen den Schulen im Netz neu zu beleben, in dem vorher abgesprochene Themen gemeinsam digital bearbeitet würden.
Gleichzeitig schlägt die Fraktion ein Symposium für Lehrkräfte beider Seiten im Landkreis Esslingen vor. Darin soll die Lage erörtert und nach Möglichkeiten gesucht werden, wie die Situation der beiden Partner im Unterricht vermittelt werden kann. Zuvor sollen die Schulleitungen der jeweiligen Partnerschulen aus dem Kreis im zuständigen Ausschuss über den Ist-Zustand berichten. Auf diese Weise hoffe man, dass die Schulpartnerschaft diese sehr schwierige Phase überstehe und Verständnis für die jeweils andere Seite möglich bleibe, heißt es in einem schriftlichen Antrag der Fraktion.

