Kirchheim
Großbaustelle auf Kirchheimer Ficker-Areal: 2025 kommt die Elektronik-Firma

Es tut sich eine Menge im und am emblematischen Gebäude der ehemaligen Otto Ficker AG: Unterirdische Stellplätze entstehen, das Backsteingebäude wird saniert und der Außenbereich wird grün. 

In das alte Backsteingebäude zieht Anfang 2025 ein internationaler Elektronik-Konzern ein. Foto: Markus Brändli

Seit sechs Wochen wird an der Stuttgarter Straße vor dem historischen Ficker-Gebäude gebuddelt und gebaut. Aktuell entsteht dort eine Tiefgarage mit 2300 Quadratmetern Fläche für 75 Stellplätze, zusätzlich zu den 96 auf dem oberen Parkplatz, der zudem 1,40 Meter in die Höhe „wächst“. „Künftig wird der oberirdische Parkplatz auf einer Ebene mit der Bushaltestelle an der Stuttgarter Straße liegen, sagt Helmut Unger, Geschäftsführer der GbR, die Eignerin des Areals ist. Damit wird der Zugang zum Gebäude und dem gesamten Areal künftig barrierefrei sein. Außerdem wird im ehemaligen Wasserturm, dem markanten Mittelstück des Gebäudes, ein Durchgang geschaffen, durch den man in den hinteren Teil kommen kann. Auch im Inneren ist für Barrierefreiheit gesorgt: „Insgesamt wird es in den Gebäuden fünf Fahrstühle geben“, sagt Helmut Unger.

 

Die Ulmenallee ist ein Schatz, den wir erhalten wollen.

Kerstin Unger, die Tochter des Bauherrn ist Mitglied des Familienunternehmens

 

Neben der Barrierefreiheit werben die Bauherren im firmeneigenen Prospekt auch mit Nachhaltigkeit. „Durch das leichte Gefälle von zwei Prozent fangen wir Regenwasser auf und führen es den Ulmen an der Stuttgarter Straße zu“, sagt Unger. Bislang sei das Wasser komplett in die Kanalisation geflossen. „Das kann bei Hochwasserereignissen zu viel werden, gleichzeitig fehlt dem Boden Grundwasser. Außerdem ist die Ulmenallee ist ein Schatz, den wir erhalten wollen. Das war uns ein Anliegen“, sagt Tochter Kerstin Unger, die mit ihrer Schwester Katja Frank ebenfalls Mitglied des Familienunternehmens ist.

Hier entstehen unterirdische Stellplätze, außerdem werden dort Bohrungen für Erdwärme vorgenommen. Foto: Markus Brändli

Warum so viele Stellplätze?

Dass derzeit so viele Stellplätze gebaut würden, sei essenziell für eine erfolgreiche Vermarktung, sagt Helmut Unger. Platz ist auf dem 20.000 Quadratmeter großen Areal das große Plus, außerdem ist es zentrumsnah. „Die Leute können fußläufig in der Stadt sein, für Erledigungen oder auch mal einen Kaffee“, erklärt der Unternehmer. Und da man schon mal am Graben ist, sorgt der Bauherr mit 34 Tiefenbohrungen für die künftige Beheizung und Kühlung des riesigen Gebäudes: Hier wird Erdwärme angezapft. Gleichzeitig wird die historische Außenfassade erhalten und zusätzlich gedämmt. „Alles wird auf Standard KfW 55 angelegt“, nennt Unger den hohen Dämmstandard für das Gebäude.

In dem Fabrikgebäude der damaligen Otto Ficker AG, das von 1903 bis 1914 gebaut und vom Kirchheimer Architekten Philipp Jakob Manz entworfen wurde, stehen insgesamt 14.000 Quadratmeter Geschossfläche zur Verfügung. Im Erdgeschoss wird ein Teil von der Stadt Kirchheim, einer Physio-Praxis und einem Architekturbüro belegt.

Stilvoll: Die hohen Treppenhäuser werden in ihrem Urzustand erhalten. Insgesamt gibt es künftig aber auch fünf Fahrstühle in den Gebäuden. Foto: Markus Brändli

Elektronikfirma soll einziehen

In das Backsteingebäude auf dem westlichen Teil des Geländes zieht laut Unger kommendes Jahr eine „internationale Elektronikfirma für Automatisierungstechnik“ ein, die aber noch nicht namentlich erwähnt werden möchte. Für den Großkunden werden rund 2300 Quadratmeter Büro- und Ausstellungsflächen sowie Lagerflächen geschaffen. Oben auf dem Flachdach thront bereits ein Penthouse, das aus zwei Wohnungen besteht und künftig vermietet wird. Sogar die alte Fabrik­uhr an der Backsteinfassade lässt Unger restaurieren. „Die kommt wieder an ihren Originalplatz“, sagt er. Frisch renoviert ist auch das ehemalige Kesselhaus, das mit einer halb eingezogenen Holzdecke sich als Ausstellungsraum mit Bürofläche anbietet. „Den Kessel hab ich mit einem Freund selbst ausgebaut“, erinnert sich der Bauherr. 

Aktuell ist der Bauabschnitt II im historischen Fabrikgebäude dran, der ebenfalls mit KfW-55-Standad bis zum Wasserturm Flächen von 5000 Quadratmetern bietet. Im Dachgeschoss sollen rund 13 Wohnungen entstehen. Aber auch im Hauptgebäude ist reichlich Platz, vor allem im ersten und zweiten Stock. Bei Deckenhöhen von drei Metern gibt es dort viel Raum für Kreativität.

Baumaßnahmen auf dem Ficker-Areal: Links verläuft die Stuttgarter Straße. Foto: Markus Brändli

 

Ökologische Aspekte spielen große Rolle

Das Familienunternehmen stemmt das Projekt ohne Investoren und geht damit in Vorleistung. Unter dem Logo „OFA“ hat die Firma unter Federführung von Ungers Tochter Kerstin für das Otto-Ficker-Areal eine eigene Marketingkampagne gestartet, die vor allem auf ökologische Aspekte abzielt. „OFA goes green“ lautet das Motto. Zum einen will man damit die stadtbildprägende historische Bausubstanz erhalten und energieeffizient sanieren. „In Dächern und Fassaden kommen hochwertige Dämmmaterialien zum Einsatz, ebenso wie dreifach verglaste Fenster“ heißt es dort. Flachdächer werden begrünt und mit Photovoltaik ausgestattet. 

„Außerdem brechen wir die versiegelten Flächen auf“, sagt Unger. Durch die neuen Pflasterbeläge soll Regenwasser problemlos versickern können. Außerdem kommt auf die Fläche zwischen dem Kesselhaus, Stuntwerk und dem Getränkemarkt eine Grünanlage mit Bäumen. Es ist ein emotionales Großprojekt für Helmut Unger. „Ich hätte mich eigentlich zur Ruhe setzen sollen, aber da hängt mein Herz dran.“ 

Weitere Infos gibt es auf der Website: otto-ficker-areal.de