Kirchheim
Große Reiselust trotz hoher Preise 

Urlaub Verreisten die Menschen in den zurückliegenden Jahren verstärkt mit dem Auto, steigen jetzt wieder viele in den Flieger. Auch Kreuzfahrten sind beliebt. Von Heike Siegemund

Viele machen nur noch einmal im Jahr Urlaub – dann aber richtig: Entsprechend beliebt sind Flug- und Fernreisen. Foto: Carsten Riedl

Die Reiselust der Menschen ist so groß wie vor der Corona-Pandemie – und das, obwohl das Reisen immer teurer wird. Und: Die Leute steigen wieder vermehrt in den Flieger. Das Verreisen mit dem Auto scheint bei vielen an Attraktivität verloren zu haben. Das zumindest haben Alexandra Heilmann vom Tui-Reisecenter in Weilheim und Elif Yamac von „Teck Tours“ in Kirchheim festgestellt.

„Viele haben in den vergangenen Jahren auf Campingplätzen Urlaub gemacht. Jetzt wollen sie wieder fliegen“, berichtet Alexandra Heilmann. „Gerade Familien mit kleinen Kindern scheuen sich, zehn Stunden oder noch länger im Auto zu sitzen. Das ist oft Stress pur für alle.“ Viele Kunden haben ihr erzählt, dass sie in den zurückliegenden Jahren lange im Stau gestanden seien und die Fahrt anstrengend gewesen sei. „Eine Flugreise ist bequemer. Man kann sich gemütlich reinsetzen, wird am Flughafen abgeholt und ins Hotel gebracht“, sagt die Büroleiterin des Tui-Reisecenters. Vor allem Kroatien sei ein begehrtes Ziel gewesen in den vergangenen Jahren. Die Folge: Staus vor dem Karawankentunnel und „ewig lange Anreisezeiten“. Überhaupt sei Kroatien inzwischen auch wegen „überzogener Preise“ bei vielen nicht mehr beliebt. „Es gibt bessere Ziele“, konstatiert Heilmann.

 

Familien mit kleinen Kindern scheuen sich, zehn Stunden oder noch länger im Auto zu sitzen.
Alexandra Heilmann

 

Das bestätigt Elif Yamac: „Kroatien spielt bei uns keine große Rolle mehr, weil es dort sehr teuer geworden ist. Das Preis-Leistungsverhältnis passt nicht“. Im Trend liegen in diesem Jahr vielmehr Fernreisen, ergänzt Yamac: zum Beispiel nach Mexico, Thailand, in die Dominikanische Republik und in die USA. Bevor womöglich Trump in Amerika wiedergewählt wird, „wollen viele noch mal hin“. Wahlen und politische Entwicklungen in einem Land hätten einen großen Einfluss darauf, wo die Menschen Urlaub machen möchten.

Nach wie vor angesagt seien außerdem Spanien, die griechischen Inseln und die Türkei. Letzteres „ist immer dabei wegen des guten Preisleistungsverhältnisses, gerade für Familien“, sagt Yamac. Apropos Kosten: Im Vergleich zum Vorjahr sei das Verreisen „minimal teurer“ geworden. „Den Wow-Effekt gab es letztes Jahr. Da haben wir uns alle die Frage gestellt, warum die Kosten so hoch sind“, blickt die Büroleiterin zurück. Als Grund nennt sie generell die Inflation mit gestiegenen Energie- und Personalkosten. Das bestätigt Alexandra Heilmann, wobei sie zu bedenken gibt: „Während Corona gab es keine Preiserhöhungen“.

Trotz der hohen Preise lassen sich die Menschen ihren Urlaub nicht nehmen. „Aber sie verreisen bewusster“, sagt Elif Yamac. Vor der Pandemie hätten viele spontan zum Beispiel noch eine Woche Mallorca eingelegt, „weil es halt günstig war“. Jetzt werde der Urlaub am Jahresanfang genauestens geplant. Wegen der gestiegenen Kosten „machen manche auch Abstriche“, sagt Heilmann: Zum Beispiel buchen sie 3,5 Sterne anstatt eines Vier-Sterne-Hotels, verreisen ein oder zwei Tage kürzer oder setzen auf Halbpension anstelle von all inclusive.

Neben Flugreisen stehen heuer auch Kreuzfahrten hoch im Kurs, sagen Yamac und Heilemann unisono. Und was ist mit dem ökologischen Fußabdruck in Zeiten des Klimawandels? „Anders als Frachtschiffe sind Kreuzfahrtschiffe nicht mehr mit Schweröl unterwegs. Viele setzen auf alternative Antriebe“, betont Heilmann. „Es gibt sehr viel Druck, dass Kreuzfahrten umweltfreundlich gestaltet werden.“ Bei Flugreisen habe man die Möglichkeit, „die CO2-Emmissionen zu kompensieren“. Dabei bezahlen die Reisenden einen zusätzlichen Betrag zum Flugticket. „Manche Reiseveranstalter investieren auch automatisch einen gewissen Betrag in klimafreundliche Projekte, bei denen zum Beispiel Bäume in Waldgebieten gepflanzt werden.“ Alexandra Heilmann gibt außerdem zu bedenken: „Eine 15-stündige Autofahrt ist auch nicht komplett sauber“.

Auch Reisen im Inland sind beliebt

„Die Buchungsbegeisterung“ der Menschen aus der Zeit vor Corona sei wieder erreicht, sagt Elif Yamac über die Reiselust der Menschen. „Allerdings verreisen viele wegen der hohen Kosten nicht mehr mehrmals im Jahr, sondern ein oder maximal zwei Mal“, ergänzt sie. Allen, die Geld sparen wollen, empfiehlt sie, möglichst frühzeitig zu buchen: „Je früher man dran ist, umso günstiger ist es“. Außerdem könne es sich lohnen, einen anderen Abflughafen zu wählen: „Ab Düsseldorf ist zum Beispiel oft günstiger als Stuttgart. Eine vierköpfige Familie kann da bis zu 1000 Euro sparen.“

Auch Reisen im Inland seien nach wie vor beliebt - egal, ob Allgäu, Bodensee oder Städtereisen nach Berlin oder Hamburg, verbunden mit einem Musical-Besuch. hei