Der Glaube an das Christkind ist wohl nicht mehr unerschütterlich, wenn man schon in der dritten Klasse ist. Vor allem wer ältere Geschwister hat, ist längst aufgeklärt darüber, dass die Geschenke tatsächlich auf sehr irdischen Verteilungswegen unterwegs sind. Kindern aus der Kirchheimer Freihof-Grundschule ist das jetzt noch bewusster geworden, denn sie durften im Café Eckpunkt dem Christkind an die Hand gehen: Ihre Aufgabe war es, 95 Tüten zu packen, die an Bedürftige in Kirchheim weitergegeben werden.
Die Kinder selbst würden sich wahrscheinlich verwundert die Augen reiben, bekämen sie eine der Tüten geschenkt: Lebensmittel wie Sauerkraut, Nudeln oder Marmelade erwarten sie eher nicht unter dem Weihnachtsbaum. Deswegen erklärt ihnen Claudia Brendel vom Kreisdiakonieverband auch, dass sich die Menschen, die ihre Geschenktüten rechtzeitig vor Heiligabend erhalten, oft freuen wie kleine Kinder: „Für viele ist es das einzige Geschenk, das sie bekommen. Das sind Menschen, die nur ganz knapp über die Runden kommen. Dieses Jahr sind es ziemlich viele. 95 hatten wir noch nie. Normalerweise sind es 70 bis 75.“
Die Kinder tun sich an diesem Vormittag wesentlich leichter damit, ihrerseits „über die Runden zu kommen“. Immer zu zweit ziehen sie um die Tische, um ihre Papiertüten zu füllen - wie eine ganz normale Einkaufstüte: die schweren Sachen nach unten, die leichteren nach oben, damit nichts kaputtgeht. Alles wird möglichst eng gepackt. Schließlich muss jeder Platz ausgenutzt werden.
Letzte „Zutat“: Weihnachtsgrüße des Rotary Clubs Kirchheim-Nürtingen und der Diakonischen Bezirksstelle sowie eine Einladung zur Weihnachtsfeier im Eckpunkt - an Heiligabend von 14.30 bis 18 Uhr. Auch diese Feier ist ein wichtiges Geschenk für die, die an Heiligabend keinen Anschluss haben.
Die Rotarier unterstützen die Weihnachtstüten-Aktion finanziell: Waren im Gesamtwert von 1 500 Euro werden dieses Jahr verschenkt. Ulrich Weiß ist der Vorsitzende des Vereins Rotary-Hilfe, der die Gelder für solche Aktionen verwaltet. Dass er beim Tütenpacken vor Ort ist, gehört zum rotarischen Selbstverständnis: „Ob hier in Kirchheim oder irgendwo im Ausland - wir unterstützen Projekte, zu denen wir einen persönlichen Bezug haben.“ So gibt es auch immer einen „Paten“, der den anderen Club-Mitgliedern berichten kann, wie die Hilfe im konkreten Fall aussieht.
Im Eckpunkt ist alles gut abgelaufen: Sehr diszipliniert waren die Kinder am Werk. Sie haben 95 Tüten gepackt. Alle diese Tüten haben zwar denselben Inhalt, aber sie sehen doch völlig unterschiedlich aus. Und übriggeblieben ist auf den Tischen auch nichts, bis auf eine Dose Sauerkraut.