Kirchheim
„Gute Bildung - aber sicher“

Austausch Kultusministerin Susanne Eisenmann informiert sich in Jesingen darüber, an welchen Stellen in Schulen und Ausbildungsstätten der Schuh drückt – insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie. Von Andreas Volz

Eigentlich hätte es ja „nur“ um Bildung gehen sollen. Vertreter von Schulen, Behörden und Verbänden waren zum Austausch mit der Politik bei Keller Lufttechnik in Jesingen eingeladen. Aber vorrangig ging es eben doch um den Umgang mit Corona, vor allem an Schulen.

„Gute Bildung - aber sicher“: Zunächst einmal versicherten sich die Teilnehmer gegenseitig, dass die Zusammenarbeit gut verlaufe. Außerdem versicherten sie glaubhaft, dass sie nicht in der Haut der jeweils anderen stecken wollten, die in ihrem Verantwortungsbereich immer wieder schwierige Entscheidungen zu treffen haben. Am wenigsten wurde allerdings die Kultusministerin beneidet.

„Verantwortung“ war das Stichwort von Thomas Fischle, dem Geschäftsführenden Schulleiter der neun Berufsschulen im Kreis Esslingen. Er berichtete von Eltern, die ihm sagen, er trüge die Schuld am Tod der Tochter, der früher oder später eintreffen müsse, weil er sie zwinge, im Unterricht Maske zu tragen. „Kritik üben ist das eine“, stellte er fest, „aber für etwas geradestehen, ist das andere. Solche Kritiker haben eben nicht unsere Verantwortung zu tragen.“

Maske ist kein großes Problem

Dass es angenehmer ist, ohne Mund- und Nasenbedeckung im Unterricht zu sitzen, konnte und wollte niemand ernsthaft bestreiten. Aber darum geht es ja auch gar nicht: „Es geht darum, dass wir Präsenzunterricht statt Fernunterricht anbieten können“, gab Thomas Fischle die Devise der Schulen aus. „Deswegen setzen wir natürlich die Maskenpflicht um.“ An beruflichen Schulen sei das gar nicht so schwierig: „Wer am Arbeitsplatz den ganzen Tag Maske trägt, hat damit auch an der Schule kein großes Problem.“ Problematisch seien - wie bereits erwähnt - mitunter die Eltern.

Ähnliches konnte Kirchheims Geschäftsführender Schulleiter Clemens Großmann am Ende der ersten Schulwoche mit Maskenpflicht berichten: „Die Einführung dieser Pflicht wird eigentlich problemlos angenommen - bis auf die Initiative ,Eltern stehen auf‘.“ Was sich in der Umsetzung jedoch als schwierig darstelle, seien die anderthalb Meter Mindestabstand auf dem Schulhof. Sportunterricht sei ebenfalls nicht einfach, weil die Schüler einerseits aus den bekannten Sicherheitsgründen Maske tragen müssen, weil aber andererseits Sport mit Maske kaum möglich ist.

Die Kultusministerin nannte in ihrer Antwort auf die unterschiedlichsten Fragen zunächst einmal Zahlen: „Wir haben viereinhalbtausend öffentliche Schulen in Baden-Württemberg. An diesen Schulen gibt es einen hohen Sanierungsbedarf. Aber es ist nicht so, dass sich an keiner einzigen Schule im Land mehr ein Fenster öffnen lässt.“ Noch zwei weitere Zahlen stellte sie in den Raum: „In ganz Baden-Württemberg haben wir rund 67 500 Schulklassen. 950 davon sind derzeit in Quarantäne.“ Das Land versuche, alles zu unternehmen, damit diese Zahl nicht weiter steigt, denn auch die Kultusministerin ist vom Vorteil des Präsenzunterrichts überzeugt: „Schulschließungen wie im Frühjahr soll es nicht wieder geben.“

Genau deshalb gelte die Maskenpflicht - um alles zu tun, was dazu beiträgt, Schließungen zu vermeiden. Zu fünf bis sechs Stunden Maskentragen am Stück meinte die CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl: „Auf dem Schulhof darf man die Maske ja abnehmen, wenn der Abstand gewahrt bleibt. Nach der Schule allerdings hört unsere Verantwortung auf. Da ist Eigenverantwortung gefragt.“

In überfüllten Schulbussen ist das aber so eine Sache mit der Eigenverantwortung. Allerdings sei es die Aufgabe des Verkehrsminis­teriums, hier Lösungen zu finden, meint Susanne Eisenmann: „Jetzt haben wir erst einmal eine Woche Herbstferien. Danach muss das mit den Schulbussen funktionieren. Diese Erwartung habe ich.“

Zu technischen Einzelheiten gab die Kultusministerin den Schulen wenigstens für die Verwendung von Microsoft Teams vorläufig Rückendeckung: „Da gibt es noch viel abzuklären wegen dem Datenschutz. Aber bis jetzt ist das noch in keinem Bundesland abschließend geregelt.“

Für die technische Lösung zur Raumluftreinhaltung konnte sie allerdings kein Förderprogramm des Landes in Aussicht stellen: „Da halten wir uns an die Empfehlungen des Bundesumweltamts. Und noch steht da das Stoßlüften im Mittelpunkt - aber nicht das Dauerlüften.“