Kirchheim
Hagel lässt sich nie exakt vorhersagen

Unwetter Vor zwei Jahren gab es in großen Teilen Kirchheims schwere Überflutungen. Die Stadt rüstet sich gegen die Folgen solch extremer Niederschläge, kann aber keinen kompletten Schutz garantieren. Von Andreas Volz

Tief sitzt sie nach wie vor, die Erinnerung an den heftigen Hagelsturm vor zwei Jahren, am 23. Juni 2021 – tief genug immerhin, um die Warnungen vor einer Wiederholung am Donnerstag, 22. Juni 2023, nicht zu verlachen. Vor zwei Jahren

Es gibt ein hohes Maß an Sicherheit, aber keine absolute Sicherheit.
Günter Riemer
zur Gefahr von Überflutungen 

hatte sich Kirchheim größtenteils in eine Winterlandschaft verwandelt, trotz grüner Bäume. In Filmen, die kursierten, war zu sehen, wie sich ein Bach aus Wasser, Hagelkörnern und Blättern durch die Marktstraße wälzt. Keller und Garagen waren vollgelaufen – und auch auf zahlreichen Autodächern und Motorhauben hat der Hagel Spuren hinterlassen, die bis heute sichtbar sind.

Was hat sich seither getan? Wie sicher dürfen sich die Kirchheimer fühlen, wenn im Frühsommer Gewitterfronten heranziehen? Die Antwort, die Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer gibt, ist zunächst einmal beruhigend: „Es gibt ein hohes Maß an Sicherheit.“ Das sollte aber keinen zu einer Vollkasko-Mentalität verleiten, denn: „Absolute Sicherheit können wir nicht bieten.“

Ein Hagelschlag sei immer ein lokal begrenztes Ereignis, so auch vor zwei Jahren: In Jesingen hatte sich deutlich ablesen lassen, wo die Grenze des Unwetters lag. „So etwas ist nicht bis ins Detail prognostizierbar“, sagt Günter Riemer, „im Vorfeld kann keiner sagen, wo genau etwas passiert.“ Das gelte auch im Nachhinein für das Unwetter vom Juni 2021: „Wäre das drei Kilometer weitergezogen, bevor es sich entladen hat, hätten wir am Dupig-Graben überhaupt kein Problem gehabt – dafür aber am Kegelesbach.“ Drei Jahre zuvor, 2018, war dort nämlich – in der Hegelstraße auf Höhe des Lindorfer Wegs – ein Auto in der Kuhle in tiefes Wasser geraten.

Maximal mögliche Vorbeugung

Was möglich ist, habe die Stadt selbstverständlich unternommen, um Überflutungen vorzubeugen. Bäche, Gräben, Kanäle werden regelmäßig überprüft, ob Hindernisse einen möglichen Durchfluss verstopfen könnten. Rechen werden kontrolliert, gesäubert und gegebenenfalls erneuert, Verdolungen geputzt. Wenn irgendwo eine Böschung gemäht worden ist, schreibt die Stadtverwaltung die Eigentümer an, dass diese das Mähgut zeitnah entfernen.

Am Dupig-Graben setzt die Stadt Sensoren ein, die bei steigendem Wasserstand von selbst Alarm schlagen. Das Wasser soll an allen möglichen Gefahrenstellen so gelenkt werden, dass es – so gut es geht – ungehindert abfließen kann. Das Problem im Ötlinger Steingrubenweg beschreibt Günter Riemer folgendermaßen: „Da sollte nach Möglichkeit gar kein Wasser reinfließen. Wenn es erst mal drin ist, staut es sich.“ Es gebe allerdings insgesamt 55 Kilometer Fließgewässer auf Kirchheimer Gemarkung. Ein Großteil davon fließt durch bebautes Gebiet.

Die Verantwortlichen in Kirchheim würden sehr genau auf Vorhersagen achten: „Wir schauen sehr sensibel auf die Wetterdaten und versuchen, sie möglichst genau auf unsere lokalen Verhältnisse zu übertragen.“ Am Donnerstag beispielsweise seien Bauhof und Feuerwehr in erhöhter Alarmbereitschaft gewesen. Sandsäcke stehen bereit, die Fahrzeuge sind vollgetankt. „Notfalls müssen wir auch mal eine Straße sperren, wenn es zu gefährlich ist oder wenn wir das Wasser über genau diese Straße ablaufen lassen müssen.“

Wichtig sei auf jeden Fall auch die „Eigenvorsorge“. In Kellerräumen sei deshalb nichts zu lagern, was wirklich wichtig ist und was durch Wasser beschädigt werden kann. Die Stadt unterstütze diese Eigenvorsorge – durch Informationsveranstaltungen ebenso wie durch Zuschüsse für Erstberatungen. Günter Riemer betont auch, dass Menschenleben wichtiger sind als Materialschäden. Verhindern ließen sich solche Unwetter nicht. Es gehe nur darum, gegen die Folgen bestmöglich gewappnet zu sein.