Die Bilanz nach vier Jahren zeigt: Bei alleiniger Betrachtung des Stromverbrauchs der teilnehmenden Schulen kann man das Projekt als gescheitert erklären. An allen sechs Schulen lag der Verbrauch im Jahr 2023 höher oder nur geringfügig niedriger als vor dem Projektstart. Die Klimaschutzmanagerin der Stadt Kirchheim, Beate Arman, ist sich dessen bewusst: „Das ist ein Sektor, in dem es sehr schwierig ist, langfristig große Mengen an Strom zu sparen“. Sie verweist auf die zunehmende Digitalisierung und den damit verbundenen höheren Stromverbrauch. Auch die Corona-Pandemie hätte durch die Installation von Luftfiltern oder das dauerhafte Lüften in den Klassenzimmern einen großen negativen Einfluss auf den Wärmeverbrauch gehabt.
Ein Projekt, das doch einiges an Zeit, an Ideen und Kraft gekostet hat.
Beate Arman, Klimaschutzmanagerin der Stadt
Im Lauf des Projekts sind durch genaues Hinschauen jedoch auch Erfolge zu verzeichnen gewesen: In der Freihof-Realschule hat man die Heizungssteuerung angepasst und dadurch eine Nacht- sowie Wochenendabsenkung erreicht. In der Grundschule Nabern ist vor dem Energiespar-Projekt den ganzen Sommer über die Heizung für zwei Waschbecken in der Putzkammer gelaufen. Auf Nachfrage teilten die Reinigungsfachkräfte mit, inzwischen gar kein warmes Wasser mehr zum Reinigen zu verwenden. „Das sind alles so Dinge, wo man erst draufkommt, wenn man sich intensiv damit beschäftigt“, ergänzt Beate Arman.
An vier Schulen wurde das Trennen von Abfall verbessert oder komplett neu eingeführt. Durch ein einheitliches System in den Klassenzimmern, auf den Pausenhöfen und auch in den Putzwagen haben die Schulen eine durchgängige Kette geschaffen. Zu den andauernden Maßnahmen gehörten außerdem Workshops mit Lehrkräften und Hausmeistern. Dabei stehen der Ideenaustausch und der Kontakt untereinander über die eigenen Schulgrenzen hinaus im Fokus.
Alle packen mit an
Zweiter wichtiger Bestandteil des Langzeit-Projekts war es, den Schülerinnen und Schülern einen bewussteren Umgang mit Ressourcen und Energien zu vermitteln. Unterstützt wurden die Lehrkräfte dabei von dem Beratungsunternehmen Arqum aus Stuttgart. Ute Kessler war für die Projektteilnehmer zuständig und besuchte mit ihrem Team die Schulen zwei Mal im Jahr, um über neue Ansätze, Aktionen oder Konzepte nachzudenken. „Teilweise war es schwierig, die Motivation über vier Jahre hinweg aufrechtzuerhalten. Ich bin aber echt beeindruckt, wie die Lehrerinnen und Lehrer das alles nebenher so toll umgesetzt haben.“
In sechs Schaufenstern von City-Ring-Mitgliedern wurden die Ergebnisse des Nachhaltigkeitsprojekts ausgestellt. Eine Woche lang bekommen Passanten einen Überblick über die Projekte an den verschiedenen Schulen. Hinter der Glasscheibe von „bagsplus studio“ überraschen Upcycling-Kunstwerke aus Gegenständen, die eigentlich im Müll gelandet wären. Regina Prell, Lehrerin an der Konrad-Widerholt-Grundschule, berichtet über ihr persönliches Highlight aus den Projektjahren: „Alte Dinge finden und etwas ganz Neues daraus machen – die Schüler waren begeistert und konnten sich kreativ austoben.“ Aus alten Zeitungen kreierten die Schüler Papierkörbe, eine kaputte Kabeltrommel wurde zum Spieltisch umfunktioniert und ausrangierte Stühle schmücken nun kunterbunt bemalt das eine oder andere Wohnzimmer der Familien. Grundschüler aus Nabern haben sich beim Kirchheimer Markungsputz engagiert und sind einen Tag später auf den Recyclinghof gegangen, um zu schauen, wie ihr aufgesammelter Müll getrennt und weiterverarbeitet wird.
Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader ist begeistert, wie viele Ideen entwickelt wurden. „Von der Oberstufe bis hin zu den Erstklässlern war für jeden was dabei – es hat sich gelohnt!“ Jetzt liegt es an den Lehrkräften, dass die Projekte und der Austausch nicht im Sand versickern. Bader ist, was das angeht, jedoch sehr optimistisch.
