Medizin
Hausärztehaus Kirchheim ist ab Mai Mieter in der Medius-Klinik Nürtingen

Die größte Kirchheimer Hausarztpraxis betritt neues Terrain. Was die Hintergründe sind. 

Dr. Angela Schweizer und Dr. Christopher Hahn haben die Umstellung des Praxisverwaltungssystems im "HausÄrzteHaus" in Kirchheim organisiert. Foto: Markus Brändli

Am Montag, 5. Mai, betritt das Team des Hausärztehauses Kirchheim Neuland. Es ist der Tag, an dem die erste Niederlassung in Betrieb geht, und zwar in den Räumen der Bereitschaftspraxis der Medius-Klinik in Nürtingen.

Dort kümmert sich immer am Wochenende und feiertags ein Team aus Maltesern und niedergelassenen Ärzten um Patienten, die unter akuten, aber nicht lebensbedrohlichen Beschwerden leiden. Das Einzugsgebiet der Bereitschaftspraxis ist größer geworden, seit die Kassenärztliche Vereinigung (KV) die Notfallpraxis in Kirchheim trotz aller Proteste geschlossen hat.

Notaufnahme entlasten

Unter der Woche hätten die Räume leer gestanden, wenn Mediziner des Hausärztehauses und der Medius-Kliniken nicht auf die Idee gekommen wären, dort etwas auf die Beine zu stellen. „Anlass unserer Überlegungen war die Schließung der Notfallpraxis in Kirchheim“, erinnert sich Hausarzt und Praxis-Miteigentümer Dr. Christopher Hahn. Allen war klar, dass die Schließung mehr Patienten in die Zentralen Notaufnahmen (ZNA) spülen würde, die eigentlich nicht krank genug sind, um dort behandelt zu werden. „Deshalb haben wir überlegt, wie man die ZNA entlasten könnte“, so Hahn.

Das Ergebnis dieses Gedankenspiels geht am 5. Mai in Nürtingen an den Start. Praktisch soll es so ablaufen: Wer in der Medius-Klinik in Nürtingen ankommt und in die Zentrale Notaufnahme will, muss einen Tresen passieren, der mit Klinik-Personal besetzt ist. Dort wird entschieden: Rechtfertigen die Beschwerden des Patien­ten eine Behandlung in der Zentralen Notaufnahme oder ist der Patient ein Fall für die Hausarztpraxis? Im zweiten Fall wird der Erkrankte dem Team des Hausärztehauses übergeben.

Die Entlastung der ZNA ist allerdings nicht der einzige Grund dafür, dass die Kirchheimer neues Terrain betreten. „In Nürtingen sind 13,5 Stellen offen. Es fehlen Hausärzte“, sagt Dr. Angela Schweizer, Medizinerin und Miteigentümerin der größten Kirchheimer Hausarztpraxis. Neue Patienten, aber auch Bestandspatien­tinnen und -patienten sind in der Nürtinger Praxis willkommen. „Wir haben ein sehr großes Einzugsgebiet. Wer in Reudern oder Nürtingen wohnt und bisher zu uns nach Kirchheim gekommen ist, kann unter ‚Standort‘ Nürtingen auswählen“, erklärt Dr. Chris­topher Hahn. Aber auch für Kirchheimer Patientinnen und Patien­­ten könnte die Zweigstelle eine Alternative sein. „Wenn man ‚schnellstmöglichen Termin‘ auswählt, kann es sein, dass man nach Nürtingen kommt“, so Schweizer.

Wichtig ist den beiden zu be­tonen, dass immer Termine für Patienten frei gehalten werden, die in der ZNA falsch sind. „Wir knallen uns nicht den Kalender voll, sondern lassen immer noch Luft“, betont Schweizer.

Das Hausärztehaus wird wochentags in den Räumen der Bereitschaftspraxis in der Medius-Klinik Nürtingen Patienten behandeln. Foto: Markus Brändli

Das Hausärztehaus mietet die Räume montags bis freitags von der Medius-Klinik Nürtingen. Zwar nutzt die Gemeinschaftspraxis dieselben Räume, in denen Malteser und Kreisärzteschaft am Wochenende und feiertags die Bereitschaftspraxis betreiben. „Wir sind aber komplett autark“, sagt Christopher Hahn. Auch die Geräte seien alle die eigenen, Daten würden nicht ausgetauscht. „Die Malteser stöpseln am Sonntag aus, wir stöpseln am Montag ein“, so Hahn. Um das „Projekt Zweigstelle“ schultern zu können, hat die Praxis beim ärztlichen Personal und bei den Medizinischen Fachangestellten (MFA) aufgestockt. Gestartet wird mit je einer Fachkraft. „Wir fangen klein an“, sagt Schweizer.

Info Die Praxis des Hausärzte­hauses ist ab Montag, 5. Mai, immer wochentags von 9 bis 17 Uhr mit einer Stunde Mittagspause geöffnet.