Bevor sich Marion Ruthardt ihre Malutensilien zurechtlegte, machte sich die Künstlerin in den Geschichtsbüchern der Stadt Kirchheim kundig. So kam ihr die Idee zum diesjährigen 3-D-Straßenbild auf dem Marktplatz. Da an dieser Stelle vor dem großen Stadtbrand von 1690 das alte Rathaus stand, das auch einen Weinkeller besaß, lag der Gedanke nahe, einmal einen „Einblick“ in den alten Weinkeller zu geben. Die rußigen Ränder und Balken sollen dabei auf die Katastrophe hinweisen, die sich dort zu dieser Zeit ereignete.
Das Bild aus dem letzten Jahr zeigte bekanntlich eine Gesamtansicht der Stadt Kirchheim aus der Vogelperspektive. Dieses Jahr soll der Betrachter eben mehr in die Tiefen, in das Verborgene der historischen Stadt geführt werden. Dabei kann man dann über die rußigen Balken schreiten, was dem „Begeher“ des Kunstwerks den Eindruck vermittelt, man balanciere über den Gemäuern des alten Weinkellers.
Noch ist Ruthards Werk nicht fertig, noch arbeitet sie jeden Tag außerhalb der Marktzeiten, um möglichst am Samstag, 26. Juni, die Pinsel beiseitelegen zu können, sofern nicht weitere Unwetter den Zeitplan doch noch ins Wanken bringen. Ein Vorteil hat sich jedoch jetzt schon ergeben: So ein virtueller Weinkeller kann wenigstens nicht volllaufen. pm