Unterstützung
Hilfe für ein neues Zuhause

Das Projekt „TOP ES“ hilft Menschen in Wohnungsnot. Ein bundesweiter Aktionstag soll auf das Problem aufmerksam machen. Im Kreis Esslingen sind knapp 6000 Menschen betroffen.

Ein Bündnis soll Wohnungslosen Menschen helfen, wieder ein Dach über dem Kopf zu bekommen. Foto: Archiv

Im Landkreis Esslingen lebten laut den Zahlen des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31. Januar 2024 insgesamt 5985 wohnungslose Menschen in Unterkünften der Kommunen und der Freien Wohlfahrtspflege. Davon waren 1830 unter 18 Jahre alt. Im Jahr zuvor waren es laut der Statistik noch 4715 wohnungslose Menschen.

Unter dem Motto „Gemeinsam mehr erreichen“ findet am Mittwoch der bundesweite Aktionstag der Wohnungslosen Menschen statt. Das Motto unterstreicht die Bedeutung von Bündnissen, wenn es darum geht, der Wohnungsnot etwas entgegenzusetzen. Ein solches Bündnis haben die Träger der Wohnungsnotfallhilfe im Landkreis Esslingen in Form des Projekts „TOP ES“ (Teilhabe-Orientierung-Prävention) geschlossen. Die vier Träger sind der Kreisdiakonieverband Esslingen, die Evangelische Gesellschaft Stuttgart, die AWO und die Heimstatt Esslingen. Die Träger kooperieren im Rahmen des Projekts eng mit dem Landkreis Esslingen. Das Projekt läuft von 2023 bis 2026. Es zielt darauf ab, wohnungslose Menschen in kommunalen Unterkünften aufzusuchen, sie zu beraten und zu unterstützen.

Nationaler Aktionsplan

Außerdem soll „TOP ES“ Wohnungsverluste möglichst vermeiden, denn: Wer seine Wohnung verliert, findet auf dem angespannten Wohnungsmarkt schwer ein neues Zuhause. Das gelang zum Beispiel bei Herta G. Die Rentnerin wurde von der Schuldnerberatung ans Projekt „TOP ES“ vermittelt. Drei Hausbesuche, einige Telefonate und Schriftwechsel später war das Mietverhältnis gerettet, auch dank der Stelle zur Mietschuldenübernahme im Landratsamt Esslingen. Diese Stelle kann unter bestimmten Voraussetzungen Mietschulden darlehensweise übernehmen.

Am 24. April 2024 wurde der Nationale Aktionsplan „Gemeinsam für ein Zuhause“ im Kabinett des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen verabschiedet. Erstmals gibt es damit eine bundesweite Handlungsstrategie zur Überwindung der Obdach- und Wohnungslosigkeit bis 2030. Angestrebt wird dieses Ziel im Verbund mit Ländern, Kommunen, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Forschung, der Immobilienwirtschaft sowie von Wohnungslosigkeit Betroffenen.

Ein Schritt in die richtige Richtung

Janina Baaken, Geschäftsführerin des Vereins Heimstatt Esslingen, freut sich: „Der Nationale Aktionsplan ist ein Schritt in die richtige Richtung.“ Sie merkt aber auch kritisch an: „Um das Ziel zu erreichen, müssen nun Taten auf allen Ebenen folgen.“ Es müssten verstärkte Anstrengungen unternommen werden, um wohnungslose Menschen mit Wohnraum zu versorgen. Die Landesregierung sei aufgefordert, die derzeitigen Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau zu verdoppeln. Reinhard Eberst, im Kreisdiakonieverband zuständig für das Projekt, fordert: „Ausgehend von der aktuellen Zahl wohnungsloser Menschen müsste der Anteil des sozialen Wohnungsbaus am Neubau auf mindestens 50 Prozent angehoben werden und von diesen Wohnungen ein Fünftel speziell für wohnungslose Menschen vorgesehen werden. Als Bauträger gefragt sind auch die Kommunen im Rahmen ihrer Pflicht zur Daseinsfürsorge.“ pm

Info Interessierte sind eingeladen, an den Aktionsständen der Träger mehr über deren Arbeit und die Herausforderungen im Bereich Wohnungsnot zu erfahren. In Kirchheim ist der Kreisdiakonieverband am Donnerstag, 12. September, auf dem Marktplatz vertreten.