Kirchheim
Hinter jedem Feuer steckt ein Mensch

Waldbrand Auch im Kreis Esslingen gibt es Risiko­gebiete, allerdings in begrenzter Zahl. Weniger als zwanzig Prozent sind Nadelwälder. Von Bernd Köble

Staubtrockene Wege, verdorrtes Laub, das den Boden bedeckt, leidende Bäume – Das Bild, das der Wald schon jetzt im Frühsommer abgibt, ist für viele Fachleute alarmierend. Auch wenn es je nach Gesundheit und Standort der Bäume große Unterschiede gibt, wie Cordula Samuleit betont. Die Chefin der Forstbehörde im Esslinger Landratsamt ist dieser Tage viel im Wald unterwegs. Zumindest in einem Punkt zeigt sie sich nach eigenem Bekunden „tiefenentspannt“: Die Brandgefahr, die vom heimischen Forst ausgeht, ist zwar real. „Doch wir gehören hier nicht zu den Hochrisikogebieten“, sagt Samuleit. Hier wächst, wovon Brandschützer in Brandenburg oder in Ländern rund ums Mittelmeer nur träumen: bunt gemischter Laubwald. Auf weniger als 20 Prozent der Waldfläche wachsen Nadelhölzer. Zwar gibt es auch im Kreis Esslingen Zonen, die als besonders brandgefährdet gelten, doch die sind eng umgrenzt. Dazu zählen die nördlichen Ausläufer des Schönbuchs, hin zur Filder­ebene oder auch Teile des Schurwalds oberhalb von Plochingen. Dort wachsen harztriefende Kiefern, die zum Teil weit über 100 Jahre alt sind und aus einer Zeit stammen, als diese Baumart als erschwingliches Nutzholz galt.

Auch im Talwald zwischen Nürtingen und Kirchheim ist die Feuergefahr höher als anderswo. Allerdings aus anderem Grund: Hier tummeln sich bei sonnigem Wetter scharenweise Ausflügler an Grillstellen und Picknickplätzen. Offenes Feuer, achtlos weggeworfene Zigaretten oder in der Natur entsorgter Müll sind die Hauptgründe für Brände. Eine Flasche oder Glasscherbe kann im gleißenden Sonnenlicht wie Brennglas wirken. Cordula Samuleit sagt: „Hinter jedem Waldbrand steckt bei uns ein Mensch.“ Nicht nur der menschengemachte Klimawandel, auch Corona hat die Lage deutlich verschärft. Mehr Freizeitdruck, mehr Leute, die in die Natur drängen. „Das hatten wir vorher so nicht“, sagt die Forst-Expertin. 

Die Vermeidung von Vegetationsbränden in Wald und Flur ist im Sommer ein Aufgabenschwerpunkt der Leiterin von elf Forstrevieren im Kreis. Die Behörde arbeitet eng mit Waldbesitzern und Feuerwehren zusammen, etwa wenn es um die Sperrung von Grillplätzen geht. Bisher war das in diesem Jahr noch nicht nötig. Doch sollte der Deutsche Wetterdienst die Gefahrenlage von derzeit vier auf die höchste Stufe fünf erhöhen, würde sich das ändern. Ein weiterer Gefahrenschwerpunkt ist leicht entzündliches Totholz, das aktuellen Richtlinien zufolge im Wald belassen wird, um den Nährstoffkreislauf zu sichern. Davon betroffen ist vor allem zertifizierter Landesforst.​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​