Wir sind gemeinsam unterwegs von Kirchheim bis Oberlenningen. Das zeigt, wie gut wir im Lenninger Tal zusammenarbeiten. Es gibt viele verschiedene Beteiligte, die ein schönes Programm auf die Beine gestellt haben“, freut sich Owens Bürgermeisterin Verena Grötzinger, die gemeinsam mit Tourismusförderin Eileen Gerstner federführend für die Organisation des Jubiläums „125 Jahre Teckbahn“ zuständig ist. Den Impuls, das Jubiläum gebührend zu feiern, gab der Geschichtsverein Dettingen, insbesondere Otto Kuhn. Er hatte schon frühzeitig an das historische Ereignis gedacht und mit Erfolg die Werbetrommel gerührt.
„Die Idee war, nach 25 Jahren wieder einen Dampfzug durchs Lenninger Tal fahren zu sehen. Es war spannend – am Ende hat es geklappt“, kann Verena Grötzinger verkünden. Die Zusage der Bahn kam nicht nur für den historischen Zug, sondern auch für den Schienenersatzverkehr, denn der Fahrplan muss neben den Sonderfahrten funktionieren.
Zu verdanken ist die Teckbahn dem Papierfabrikanten Carl Scheufelen. „Es zeigt, dass früher die Industrialisierung im Vordergrund stand. Mittlerweile hat sich das geändert, heute ist der ÖPNV auf der Schiene wichtig. Das spürt man unweigerlich, wenn man sich mit dem Auto durchs Tal kämpft, erst recht, wenn die Bahn mal wieder nicht fährt“, verschweigt Verena Grötzinger den ständigen Ausfall auf der Teckbahn nicht. „Mit der Jubiläumsfeier können wir zeigen, wie wichtig sie für uns ist, und so ein Zeichen für die Schiene setzen“, hofft die Stadtchefin auf ein entsprechendes Signal.
Viele Ehrenamtlichen in allen vier beteiligten Kommunen haben ein vielfältiges Angebot entlang der Strecke auf die Beine gestellt. In Kirchheim fängt es eher bescheiden an. „Wir haben zwei große Jubiläen in diesem Sommer in der Stadt – 500 Jahre Turmbläser und 300 Jahre Rathaus. Deshalb haben wir uns nicht so stark eingebracht und sind umso dankbarer für das Geleistete“, sagt Kirchheims Bürgermeisterin Christine Kullen.
Modellbahn in Dettingen
Als nicht selbstverständlich bezeichnet Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann die Feier zum Bahnjubiläum. „Der Geschichtsverein hat uns darauf hingewiesen, und wir haben zunächst zurückhaltend reagiert. Kein Zweifel habe jedoch bestanden, dass das Jubiläum wichtig sei – zumal es den Dettinger Bahnhof als Bausatz für den Modellbau gibt. Jetzt sei ein Programm für alle Generationen auf die Beine gestellt worden. „Wir sind froh über den Geschichtsverein, allen voran Motor Otto Kuhn“, sagt er, und Ulrike Schweizer, Vorsitzende des Geschichtsverein Dettingen, ergänzt: „Wir sind ein kleiner Verein. Uns wurden die Dimensionen schnell klar, dass es mit einmal Hin- und Herfahren der Dampflok nicht getan ist.“ Deshalb ist sie begeistert, dass so viele Vereine auf diesen Zug aufgesprungen sind, um das Jubiläum realisieren zu können.
Rainer Haußmann gießt bei aller Begeisterung jedoch auch ein wenig Öl ins Feuer: „Ich will nicht verschweigen, dass wir nicht zufrieden sind, wie es zurzeit mit der Teckbahn läuft. Dauernd fährt die Bahn nicht. Die Region Stuttgart muss dringend an den Verhandlungstisch.“
Bunte Spielstraße in Owen
„Owen fährt auf – so haben wir unser Bahnhoffest überschrieben. Viele Vereine beteiligten sich daran mit kulinarischen Köstlichkeiten, beispielsweise der neu gegründete Landfrauenverein. Die Feuerwehr ist mit einer Wasserstation auf der großen Spielstraße dabei, bei der es auch ein Bobbycar-Rennen gibt“, sagt Eileen Gerstner. Mit Sprühkreide ist eine Spur zum Geschichtshaus gelegt. Die Ausstellung, die noch bis zum 6. Oktober läuft, zeigt, wie die Teckbahn das Geschehen im Städtle beeinflusst und sich die Umgebung entlang der Bahnlinie im Lauf der Zeit verändert hat. Geklärt wird dabei auch die Frage, ob die Teckbahn tatsächlich wegen „einer Handvoll Kirschen“ gebaut wurde. Außerdem ist ein historischer Shuttlebus von und zum Parkplatz unterwegs. Und natürlich darf in der Whisky-Hauptstadt Deutschlands ein entsprechendes Tasting nicht fehlen, zumal die Brennerei Gruel keine 200 Meter vom Bahnhof entfernt liegt. Gemeinsam mit Thomas Dannenmann hat Immanuel Gruel einen Whisky mit besonders rauchigem Aroma kreiert.
Streetfood in Oberlenningen
Bei der ersten Ankunft des Dampfzugs am Oberlenninger Bahnhof ist ein kleiner Festakt mit Grußworten geplant. „Bei uns entsteht eine Streetfood-Meile“, sagt Kristina Hofmann in Stellvertretung von Bürgermeister Michael Schlecht. Es gibt Sonderführungen im Papiermuseum im Schlössle, denn schließlich ist es Fabrikant Carl Scheufelen zu verdanken, dass es die Teckbahn gibt. Kristina Hofmann verweist auch auf die Lauterhocketse in Gutenberg, zu der man wandern kann.
„Der Dampfzug lockt viele Bahnbegeisterte an, egal ob Jung oder Alt. Es gibt eine große Fangemeinde“, so die Organisatoren. Wer will, kann einen ganzen Tag in und um die Teckbahn verbringen. „Tickets gibt es nicht online zu buchen, sondern nur an den Bahnhöfen und bei den Schaffnern – und es gibt so viele Schaffner wie Türen, wurde uns gesagt“, verkündet Verena Grötzinger. Schwarzfahrer gibt es trotz Rußwolken an diesem besonderen Tag nicht, denn die Schaffner verkaufen ihre Billets auch in den Wagen. Die aus dem Jahr 1942 stammende Güterzugdampflok hat sechs Waggons – mit je 50 Sitz- und 80 Stehplätzen – inklusive Restaurant angehängt.
Das Jubiläumsprogramm für den 15. September
Entlang der blauen Mauer: Um 9 Uhr wird am Postplatz in Kirchheim eine Hinweistafel enthüllt, die an den alten Bahnhof mitten in der Stadt erinnert. Von dort geht es zum Bahnhof, wo der Liederkranz empfängt. Um 10 Uhr fährt die Güterzugdampfzuglokomotive 502273 aus dem Jahr 1942 mit Wagen mit offenen Einstiegsbühnen und Fenstern zum Öffnen ab in Richtung Lenninger Tal.
Gottesdienst am Bahnhof: Er beginnt um 10.15 Uhr in Dettingen, danach gibt es Bewirtung am Bahnhofsplatz. Eine Bimmelbahn fährt zur Schlössle-Schule, wo die Ausstellung „125 Jahre Teckbahn“ mit einer Modellbahnschau mit historischen Zuggarnituren bis 18 Uhr geöffnet ist.
Owen fährt auf: Es gibt ein Bahnhofsfest mit lokalen Köstlichkeiten und eine große Spielstraße. Das Geschichtshaus lockt mit der Sonderausstellung „Wegen einer Handvoll Kirschen“. Sie zeigt die Entwicklung der Bahn und wie sich ihr Bild und die Umgebung im Lauf der Zeit verändert hat.
Beim Teckbahn-Mentor: „Carl Scheufelen hat’s aufgegleist“, heißt es in der Broschüre zum Jubiläum. Deshalb gibt es am wichtigen Wirkungsort am Oberlenninger Bahnhof die Lenninger Streetfood-Meile und Sonderführungen im Papiermuseum im Schlössle.
Wichtige Fahrgastinfo: Fahrkarten sind ausschließlich bei den Schaffnern im Zug oder auf dem Bahnsteig erhältlich. Fahrräder werden nicht mitgenommen. Mehr Infos gibt es im Internet auf www.ges-ev.de. ih